Leichtathletik: Saison-Aus für Velten Schneider

Operation noch diese Woche.

Der Sindelfinger Leichtathlet bricht sich bei einem 3000-Meter-Hundernislauf in Belgien den Mittelfuß.

Die Form war so gut wie noch nie, Ende Juni rannte er zur neuen Bestleistung und die Nominierung für seine ersten Weltmeisterschaften war in Reichweite: Die Leichtathletiksaison lief bisher für Velten Schneider so, wie er sie sich erträumt hatte. Bis am Mittwochabend in der vergangenen Woche wortwörtlich der harte Fall folgte. Bei einem international besetzten Rennen in Belgien brach sich Schneider im 3 000-Meter-Hindernisrennen einen Mittelfußknochen und landete auf dem Boden der Realität, der im Fall des Sindelfingers tatsächlich der Wassergraben war.

„Bei der Landung im Wassergraben ist ohne Gegnerkontakt oder Umknicken einfach durch die Kräfte der Landung ein Mittelfußknochen ziemlich spektakulär gebrochen“, kann Velten Schneider inzwischen den Unfallhergang, der alle Saisonpläne zerstörte, nüchtern beschreiben. „Es hat mich dann natürlich auch in den Wassergraben gelegt. Ich wusste sofort, dass da strukturell etwas kaputt ist“, so der Medizinstudent. Die Nacht verbrachte er in einem belgischen Krankenhaus, bis die bittere Diagnose feststand. Inzwischen ist Schneider zurück in der Sindelfinger Heimat und wird weiter behandelt. Eine Operation steht noch in dieser Woche an, um die Funktion im Fuß wieder voll herstellen zu können, wird eine Platte eingesetzt. „Sobald die Wundheilung fortgeschritten ist, werde ich mit Alternativtraining beginnen und im Sindelfinger Badezentrum anzutreffen sein, aber natürlich auch andere Trainingsmöglichkeiten wie das Fahrrad nutzen“, so Schneider. Damit hat er nach zahlreichen Verletzungen in der Vergangenheit schon viel Erfahrung, gerade bei den morgendlichen Schwimmern ist der Sindelfinger als Aquajogger wohlbekannt.

Die WM war in Reichweite

An dem abrupten Ende seiner Saison hat der 25-Jährige aber noch zu knabbern. Schließlich war er bis dahin so erfolgreich wie nie unterwegs. Nachdem Velten Schneider im vergangenen Jahr erstmals bei den Aktiven im Nationaltrikot starten konnte und mit dem EM-Finale in Rom und dem Vorlauf bei den Olympischen Spielen in Paris gleich zwei hochkarätige Rennen absolvierte, standen ihm quasi Tür und Tor der Läuferwelt offen. Auf den Sponsorenvertrag mit Adidas folgten Einladungen zu internationalen Top-Rennen, etwa nach Tokio. Dort zeigte Schneider starke Leistungen und sammelte zahlreiche World-Ranking-Punkte, die eine WM-Nominierung in greifbare Nähe rückten. In Dessau schließlich knackte er die WM-Bestätigungsnorm des Deutschen Leichtathletikverbands und lief mit 8:18,12 Minuten zu einer neuen Bestleistung. Im direkten Duell besiegte er auch seinen nationalen Konkurrenten um das dritte WM-Ticket Niklas Buchholz. Das nächste entscheidende Rennen wären die Deutschen Meisterschaften Ende Juli in Dresden gewesen. Nun aber ist die Saison für den Studenten beendet. „Das ist schon ein harter Schlag und eine schwere Verletzung. Mental eine sehr bittere Pille zu schlucken. Ich habe mich in absoluter Bestform gewähnt und mich sehr auf die WM gefreut und auch auf den Kampf um die Tickets. Ich habe mir sehr gute Chancen ausgerechnet“, so Schneider. Er weiß um die neue Realität: „Man kann schon sagen, dass ein WM-Start in diesem Jahr nicht passieren wird. Die Verletzung ist zu schwer und ich verliere zu viel Training. Bis zur WM bin ich höchstens gerade so wieder lauffähig.“

Direkt aus einem Höhentrainingslager in St. Moritz in der Schweiz reiste Velten Schneider zum Rennen im belgischen Lüttich, in phänomenaler Form, wie er selbst sagt. Noch im Rennen fühlte sich der Sindelfinger so gut, dass eine neue Bestzeit klar in Reichweite lag. Dann, am dritten oder vierten Wassergraben der dramatische Unfall. „Es ist hart, weil ich von 110 % Fitness zu ‚ich kann überhaupt nichts mehr machen‘ im Bruchteil einer Sekunde gekommen bin. Ich habe nicht mal eine richtige Erklärung dafür, woher das kommt“, so der 25-Jährige. „Es ist einfach nur Pech und tut sehr weh, jetzt nicht mehr ins Geschehen eingreifen zu können. Das sind dunkle Tage und Wochen. Die vielen Genesungswünsche geben mir aber Kraft“, sagt Velten Schneider. Noch ist er viel unterwegs, von Arzt zu Arzt, spätestens nach der Operation geht der Blick aber nach vorne. „Jetzt hat die Genesung äußerste Priorität, ich komme zurück!“

 

Bild: Bei der Laufnacht in Karlsruhe Anfang Juni kam Velten Schneider (rechts) noch gut über die Hürden und den Wassergraben.

Bild: Görlitz

Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online