Handball: Die Männer der HSG Böblingen/Sindelfingen gewinnen Derby gegen Herrenberg 2 mit 32:31

Ärger um eine Auszeit.

Die 600 Zuschauer in der vollen Sommerhofenhalle bekommen am Samstagabend beste Unterhaltung.

Allerbeste Samstagabendunterhaltung bekamen rund 600 Zuschauer in der rappelvollen Sindelfinger Sommerhofenhalle geboten. Die HSG Böblingen/Sindelfingen und die SG H2Ku Herrenberg 2 sorgten für einen Krimi, der sich in den Katakomben noch weit nach dem Schlusspfiff fortsetzte. Denn die Gäste aus Herrenberg prüften einen Protest gegen die 31:32-Niederlage, nahmen schließlich doch Abstand davon. „Das bringt ohnehin nichts“, winkte Marcel Kohler ab. Dabei hatte der Herrenberger Coach allen Grund dazu – und bekam auch vonseiten der HSG Zustimmung für seinen Unmut. Denn mehrere Ereignisse in der Schlussphase erhitzten die Gemüter auf beiden Seiten. „Das Schiedsrichtergespann hat am Ende komplett die Kontrolle über das Spiel verloren“, war auch das Bösi-Trainerduo Marco und Vito Cece erbost.

Diskussionen in der Schlussphase

Zugespitzt hatte sich alles in den letzten 30 Sekunden. Marco Cece beraumte bei eigener 32:31-Führung eine Auszeit an, um einen allerletzten Angriff möglichst mit einem Torerfolg zu krönen. Dieses Vorhaben gelang Lowis Englert dann auch, jedoch ertönte während seines Treffers die Sirene – die Auszeit war noch nicht komplett abgelaufen, die Schiedsrichter Viktor Hirsch und Kornelius Luther (DJK Konstanz) hatten das Geschehen zu früh wieder angepfiffen. „Das ist doch nicht euer Ernst“, war Vito Cece sichtlich geladen. Der Angriff wurde nach minutenlangen Diskussionen wiederholt, allerdings ohne weiteren Treffer der Hausherren.

Das wiederum eröffnete nun den Herrenbergern die Chance, doch noch zumindest einen Zähler zu entführen. HSG-Akteur Michael Fangerow unterband einen Angriffsversuch der Gäste fair, woraufhin es für die Gäste noch einen Freiwurf nach abgelaufener Spielzeit gab. Nun aber brachten die Unparteiischen erneut Unruhe in das Geschehen. HSG-Spielmacher Frederik Todt verließ den Platz, damit der körperlich größere Finn Spitzl in die Mauer stehen konnte. „Das darf er nicht“, sagte Marcel Kohler.

Frederik Todt beteuerte, dass er den Schiedsrichter gefragt hatte und er ihm genau das erlaubt hatte. „Das glaube ich Freddy“, so Marcel Kohler weiter. „Aber die Schiedsrichter haben nach dem Spiel geleugnet, dass sie ihm diese Erlaubnis erteilt hätten.“ Das Pikante an dieser finalen Sequenz war schließlich, dass ausgerechnet Finn Spitzl diesen letzten Verzweiflungsversuch von SG-Akteur Lennart Lohrer mit seinen Fingerspitzen entschärfen konnte.

Dabei hätte es der zusätzlichen Spannung gar nicht bedurft. Das Duell bot ohnehin alles, was man sich als Handball-Fan gemeinhin von einem Derby erhofft. Über weite Strecken der Partie waren es aber die Gäste, die den Ton angaben. Spielmacher Dominic Rose, einst für Herrenberg in der 3. Liga am Ball, führte die HSG und bekam vor allem Unterstützung von den beiden Youngstern Lowis Englert und Joshua Ruhmund, aber auch vom guten Torhüter Nikaas Thiruvarudsri. Herrenberg war besser, mit dem 14:15-Pausenrückstand konnten die Hausherren entsprechend gut leben.

Nach Wiederanpfiff reihte aber Dominic Rose einige schlechte Aktionen aneinander, sodass Marco Cece reagieren musste. Bei 18:23-Rückstand zog er mittels Auszeit die Notbremse, schickte Frederik Todt ins Rennen – und siehe da, der bis dahin blasse HSG-Regisseur explodierte förmlich. Was den Bösis aber partout nicht gelingen wollte, war der Ausgleich. „Wir sind mehrmals angelaufen, aber wir haben es nicht geschafft, auszugleichen“, haderte Marco Cece. Erst in der 54. Minute gelang Michael Fangerow das 28:28, woraufhin der unbekümmert aufspielende Joshua Ruhmund das 29:28 nachlegte.

Die Stimmung in der Sommerhofenhalle kochte nun über. Vor allem als Lowis Englert, der am Samstagabend seinen 19. Geburtstag feierte, einen vogelwilden Alleingang aus der Not geboren mit links zum 32:30 vollendete. Es sollte der letzte Treffer der Hausherren bleiben, die mit Glück, Verstand, aber auch einer finalen Fehlentscheidung der Unparteiischen den ersten Saisonsieg klarmachten. „Wir haben lange gebraucht, um ins Spiel zu finden, am Ende ist es aber gut gegangen“, freute sich Marco Cece über die ersten zwei Punkte in der noch jungen Saison.

HSG Böblingen/Sindelfingen: Thiruvarudsri, Maaß, Gsell (alle im Tor); Seeger (1 Tor), Englert (8), Marian Heinkele, Negler (4), Finn Spitzl (1), Dörner, Fangerow (4/davon 2 Siebenmeter), Todt (5), Bock, Ruhmund (5), Rose (4), Neuberger, Grosser

SG H2Ku Herrenberg: Rhotert, Rinderknecht (beide im Tor); Louis Kälbly, Luca Kälbly (4), Lohrer (10/4), Bross, Ehler, Sudar (5), Fritz, Mannherz, Braitmaier (3), Bühler (3), Kretschmann, Gogl (3), Krebs (3), Mezger

 

Bild: So sehen Sieger aus. Die Verbandsliga-Handballer der HSG Böblingen/Sindelfingen feiern den Erfolg gegen Herrenberg 2.

Bild: photostampe

Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online