Und wieder steht er ganz oben: Florian Gaul, bester deutscher Stabhochspringer im vergangenen Jahr, führt nach seinem starken Saisoneinstieg in Sindelfingen die deutsche Jahresbestenliste mit 5,60 Metern an. Mit der Hallen-Europameisterschaftsnorm von 5,78 Metern im Blick will er bald noch höher hinaus.
Die Vorstellung hätte bei seinem Heimspiel in Sindelfingen souveräner kaum sein können. Florian Gaul zeigte einen Wettkampf mit viel Spaß, schönen Sprüngen und einer Top-Leistung. Schon im ersten Versuch meisterte er die 5,60 Meter und begann damit seine Saison gerade so, wie er die letzte aufgehört hat: mit einer Bestmarke und einer deutschen Spitzenleistung.
2016 war der Stabhochspringer, der seit mehr als fünf Jahren im Sindelfinger Trikot aktiv ist, die beste Saison seines Lebens gesprungen. Schon in der Hallensaison flog er über 5,60 Meter und gewann bei den deutschen Hallenmeisterschaften die Bronzemedaille. In der Freiluftsaison war Gaul dann, aufgrund einer Bizepssehnen-Entzündung, immer einen Schritt zu spät. Die EM-Norm von 5,65 Metern überquerte er wenige Tage nach Nominierungsende. Mitte Juli dann, noch ärgerlicher, das ähnliche Schauspiel. Gaul meisterte 5,77 Meter in Rottach-Egern, die Olympiamannschaft stand aber schon fest (die SZ/BZ berichtete).
Mit seinem besten Saisoneinstieg überhaupt machte Florian Gaul am Samstag klar, dass mit ihm zu rechnen ist. Selbst die 5,70 Meter sind nicht mehr weit weg, im zweiten Versuch scheiterte der Stabhochspringer nur knapp. „Ich bin zufrieden mit meinem Start und will darauf aufbauen. Ich hätte nicht unbedingt erwartet, dass im ersten Wettkampf gleich 5,60 Meter liegen bleiben und man hat gesehen: Die 5,70 Meter sollten drin sein“, sagt Gaul zufrieden.
Er ist seinen Saisoneinstieg so locker wie möglich angegangen. Mit der Lockerheit kam dann auch die Sicherheit. „Ich konnte meine Stäbe durchwechseln und alles testen, es ist wie am Schnürchen gelaufen.“
Die guten Leistungen kommen nicht von ungefähr. Seit nunmehr eineinhalb Jahren kann der Leichtathlet ohne größere Verletzungen durchtrainieren und hat sich so ein hohes Fitness-Level und viel Routine erarbeitet. „Ich habe nun ein Level erreicht, mit dem ich jeden Sprung durchziehen kann, und das ist nötig, um vernünftig an der Technik arbeiten zu können.“
Zuletzt hat Florian Gaul viel an seinem Anlauf gearbeitet, ihn etwas verlängert auch das klappt nun im Wettkampf.
Gleich heute steht der nächste Wettbewerb für den Sindelfinger an. Beim Springermeeting in Cottbus trifft Gaul auf die nationale und internationale Konkurrenz. Raphael Holzdeppe und Tobias Scherbarth haben sich ebenso angekündigt wie die beiden Weltklassespringer Shawnacy Barber und Konstandinos Fillippidis. „Ein tolles Meeting mit einem guten Feld“, freut sich der 25-Jährige, der nach seinen starken Leistungen im vergangenen Jahr endlich Zugang zu den hochkarätigen Meetings in Europa hat.
Und so hat Gaul eine spannende Hallensaison vor sich. Am Wochenende reist er nach Frankreich und tritt bei einem Meeting in Rouven gegen Renaud Lavillenie an. Sein Höhepunkt wird das größte Hallenmeeting der Welt, das Hallen-ISTAF in Berlin. „Der große Vorteil ist, dass ich nach dem Einspringen nicht zwei Stunden warten muss, bis meine Höhen aufgelegt werden, sondern die Spannung oben bleiben kann. Und es pusht ungemein, wenn man bei 5,60 Meter nicht alleine im Wettkampf ist.“
Bei den kommenden großen Meetings sollen auch die großen Höhen her. 5,70 Meter will Florian Gaul unbedingt überspringen. Mit 5,75 Metern, so rechnet er es sich aus, müsste auch die Hallen-Europameisterschaft in Belgrad drin sein. „Dann sollte ich einen Platz unter den zwölf besten Stabhochspringern Europas haben und mindestens Dritter der deutschen Bestenliste sein. Ich sehe das nicht als unmöglich an. Wenn ich gut springe und alles richtig mache, kann es klappen, und es wäre ein Traum und mein großes Ziel nach Belgrad zu fahren.“
Beim Stadtwerke Meeting stieß der Sindelfinger Florian Gaul mit seinen übersprungenen 5,60 Metern fast schon an die Decke des Glaspalastes. Heute Abend packt er seine Stäbe im brandenburgischen Cottbus aus. Dann geht es wieder hoch hinaus. Bild: Drechsel
Quelle: SZ-BZ Online