Fußball (Frauen): „Der VfL braucht eine starke Hand“

Die Zweitliga-Fußballerinnen des VfL Sindelfingen setzen zum Sprung in die 1. Bundesliga an, aber die Hindernisse sind riesig. Auf die Unterstützung des Württembergischen Fußballverbands können sie dabei zählen. „Ging es Sindelfingen gut, ging es dem Verband gut“, bringt es der Geschäftsführende Vizepräsident Michael Hurler im SZ/BZ-Sportgespräch auf den Punkt.
Das Problem in Kürze: Bis zum 15. März muss der VfL Sindelfingen die Bundesliga-Lizenz beantragen. Der DFB verlangt dafür stabile Strukturen, aber die Fußballerinnen werden derzeit in Person von Sascha Bührer nur kommissarisch geführt. Außerdem steht der Hauptverein zwar hinter seiner erfolgreichen Abteilung, will aber keinen Präzedenzfall schaffen und deshalb das operative Geschäft nicht in die Hand nehmen. Die Lösung könnte ein Verein im Verein sein, der bis Mitte diesen Monats beim Amtsgericht beantragt werden müsste (die SZ/BZ berichtete). Michael Hurler bezieht dazu eine klare Position.
Ist der VfL Sindelfingen beim WFV derzeit ein wichtiges Thema?
Michael Hurler: „Das kann man wohl so sagen.“
Warum?
Michael Hurler: (Bild: z) „Als Verband ist es uns ein ganz großes Anliegen, dass es in Sindelfingen weitergeht und das möglichst hochklassig. Sindelfingen war mal ein Erstligist, davon haben wir wechselseitig profitiert. Ging es Sindelfingen gut, ging es dem Verband gut.“
Was hat sich im Vergleich zu den Sindelfinger Erstligazeiten aus Ihrer Sicht geändert?
Michael Hurler: „Nach dem Abstieg hat auch der Landesverband talentierte Spielerinnen verloren. Zuletzt waren das Ivana Fuso und Greta Stegemann, die von der SV Böblingen nach Freiburg gingen, obwohl wir mit dem Verband in unserem Förderkonzept alles für sie vorbereitet hatten. Das hat uns sehr weh getan. Früher wären die beiden wohl nach Sindelfingen gegangen, aber sie haben in Freiburg eben die besseren Perspektiven gesehen.“
Das sind nur die beiden jüngsten Beispiele.
Michael Hurler: „In der Tat. Ich war im Sommer bei einem Ehrungsabend des Südbadischen Fußballverbands. Die haben sich geschmückt mit einer Vielzahl an Talenten, mit Welt- und Europameistern aus verschiedenen Jahrgangsstufen. Aber wenn man genau hinschaut, waren das zum beachtlichen Teil Spielerinnen, die bei uns durch die Ausbildung gegangen sind. Wir verlieren ein großes Potenzial an Spielerinnen. Die beiden Dongus-Zwillinge gehören dazu. Torhüterin Lisa Hartmann hat früher bei meinem Heimatverein in Neu-Ulm gespielt und ist jetzt in Nürnberg, was für ein 17-jähriges Mädchen natürlich toll ist.“
Was hat ein Verband überhaupt davon, wenn namhafte Spielerinnen in seinen Vereinen spielen?
Michael Hurler: „Für eine gute Basisarbeit braucht man eine starke Spitze. Nehmen wir Kristin Kögel, die ebenfalls aus meinem Heimatverein stammt und dann von Alberweiler nach Sindelfingen kam. Sie war bei der U17-WM dabei, solche Namen müssen wir als Vorbilder für unsere jungen Talente halten.“
Wie können Sie dem VfL Sindelfingen helfen?
Michael Hurler: „Bedingt, dann aber richtig. Als Verband sind wir für alle unsere Vereine da und unterliegen im Grunde einer Neutralitätspflicht. Aber es gibt bestimmte Bereiche, in denen wir aus Fürsorgegründen für unsere Talente aus dieser Pflicht heraus müssen. Und ich will betonen: Wir stecken als Verband kein Geld in die Kooperation mit Internaten und dem Olympia-Stützpunkt.“
Wir haben Sindelfingen die volle Hilfe zugesagt
Was sind die konkreten Hilfe-Maßnahmen?
Michael Hurler: „Ich habe VfL-Geschäftsführer Roland Medinger vor gut einer Woche getroffen und ihm noch einmal klar vor Augen geführt, wie gut die Chancen für den VfL Sindelfingen auf die Bundesliga sind und was der DFB-Lizenzierungstermin am 15. März mit sich bringt. Danach haben wir gemeinsam mit WFV-Präsident Matthias Schöck die Köpfe zusammen gesteckt. Wir haben darüber gesprochen, was in der heißen Phase bis zur Lizenzvergabe zu tun ist und dem VfL die volle Hilfestellung zugesagt. Vor allem, wenn es um juristische Fragen geht. Das würden wir übrigens für jeden unserer Vereine machen, denn dafür sind wir da.“
Was ist jetzt das Wichtigste?
Michael Hurler: „Ganz klar: Der VfL braucht eine starke Hand, die die Sache anpackt. Egal welchen Weg Sindelfingen geht, ob er ausgliedert, eine Spielbetriebs GmbH gründet oder den Verein im Verein – es muss jemand da sein, der den Hut aufhat.“
Die großen Bayern mit der Olympiasiegerin und ehemaligen VfL-Abwehrspielerin Leonie Maier (links) winken. Das Foto stammt vom letzten Gastspiel des Deutschen Meisters am 9. November 2013. Die Partie endete 1:1. Wenn alles glatt läuft, spielt der VfL Sindelfingen nächste Saison wieder in der 1. Bundesliga. Dafür gilt es, in den kommenden sechs Wochen so manche Hürde zu nehmen. Der Württembergische Fußballverband hat seine Hilfe zugesagt. Bild: Photo 5/A
Quelle: SZ-BZ Online