Seit der Vereinsgründung der VfL Sindelfingen Ladies hatte Josef Klaffschenkel als Vorsitzender rund zwei Monate Zeit den Kahn der Fußballfrauen auf Kurs zu bringen. Der Versuch scheint gescheitert, es bleibt der Griff nach dem Strohhalm.
Die SZ/BZ hat bei Josef Klaffschenkel nachgehakt.
Sie haben in den letzten Wochen eine Menge Zeit und Energie in den Sindelfinger Frauen-Fußball gesteckt. Jetzt droht der Super-GAU. Wie geht es Ihnen?
Josef Klaffschenkel: „Schlecht, unheimlich schlecht. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich den Karren in den Sand gesetzt habe. So wie es jetzt aussieht, hatte ich keine Chance. Die Zeit war wohl zu knapp, um hier etwas Vernünftiges hinzustellen.“
Woran hat es gefehlt?
Josef Klaffschenkel: „Wir waren vor allem zu wenige, die intensiv gearbeitet haben. Und wenn zum Saisonfinale in der 2. Bundesliga gegen Weinberg gerade mal 28 Zuschauer ins Stadion kommen, wird klar, woran es fehlt.“
Am Ende haften wir ja auch persönlich
Gibt es noch Hoffnung, dass es bis Freitag doch noch eine Wende zum Guten gibt?
Josef Klaffschenkel: „Es stehen noch zwei Gespräche mit potenziellen und potenten Sponsoren aus. Wenn hier noch 20 000 bis 30 000 Euro reinkommen, dann wäre das eine Basis. Es wäre schön, wenn uns auch der Hauptverein entgegenkommt, was das fehlende Geld für den laufenden Betrieb angeht. Und vielleicht findet sich ja doch noch ein hiesiges Unternehmen.“
Und wenn nicht?
Josef Klaffschenkel: „Dann ist Schluss in Sindelfingen. Wir können nicht mit einem großen Delta in die neue Saison gehen. Am Ende haften wir ja auch persönlich.“
Könnte man nicht in abgespeckter Version in unteren Ligen spielen und auf den Betrieb in der zweiten Liga und der U17-Juniorinnen-Bundesliga verzichten?
Josef Klaffschenkel: „Nicht bei unserer Struktur. Die zweite Frauenmannschaft spielt in der Oberliga und fährt bei ihren Spielen bis nach Frankfurt oder München. Da gibt es alleine Fahrtkosten von 6000 Euro und noch mal so viel für die Trainer. Und die U16 ist in der Verbandsliga unterwegs. Nur über Zuschauereinnahmen geht da gar nichts. Die DFB-Zuschüsse sind weg und auch die Sponsorenverträge gelten nur für oben. Das rechnet sich alles nicht.“
Warum gibt es jetzt das böse Erwachen? Dass Fahrgelder ausstehen, sollte man doch eigentlich gewusst haben.
Josef Klaffschenkel: „Es war nicht abzusehen, was da an alten Forderungen noch alles auf uns zukommt. Dann hieß es auch immer, der Fahrdienst zum Olympiastützpunkt sei alles kein Problem. Über die Deckung hat sich damals keiner gekümmert. Das sind nur die alten Geschichten. Auch der Blick nach vorne ist nicht rosig. Da haben sich die Summen nicht aufgetan, mit denen wir gerechnet haben.“
Am Montagabend haben Sie alle vier Mannschaften informiert. Wie haben die Spielerinnen reagiert?
Josef Klaffschenkel: „Die waren am Boden zerstört. Da sind Tränen geflossen und Welten zusammengebrochen. Die Mädels haben sich dann schon schnell gerafft, wenn man das so lapidar sagen darf, da will jetzt jede alle möglichen Quellen anzapfen. Aber es war schon furchtbar. Hier geht es zum Teil um Träume und Existenzen.“
Zum Beispiel?
Josef Klaffschenkel: „Kristin Kögel geht in Stuttgart ins Internat, steht kurz vor dem Abitur. Sie kann da nicht einfach so weg, wo soll sie denn hin? Und sie ist da nur eine von vielen.“
Haben Sie noch Hoffnung?
Josef Klaffschenkel: „nur noch geringe.“
Quelle: SZ-BZ Online