Im vergangenen Jahr war es das schlechte Timing, das Florian Gaul statt einer Europameisterschafts- und Olympiateilnahme einen freien Sommer bescherte, jeweils eine Woche zu spät hatte er die Normen geknackt. Das soll dem 25-Jährigen nicht noch einmal passieren.
Der Sindelfinger hat ihn noch ganz genau vor Augen, den Wettkampf in Rottach-Egern Mitte Juli des vergangenen Jahres. Er stellte mit 5,77 Metern eine neue Bestleistung auf und überwand die Olympia-Norm doch zu spät, eine Verletzungsmisere im Winter war verantwortlich für den Trainingsrückstand. Und auch heute, knapp ein Jahr später, kommt Gaul nicht drum herum von einem Trainingsrückstand zu sprechen.
Dabei begann das Jahr 2017 mit hohen Sprüngen. In der Hallensaison qualifizierte er sich für die Hallen-Europameisterschaften in Belgrad. Als ihm im Finale noch beim Einspringen der Stab in der linken Hand zerbrach, erlebte er einen Tiefpunkt seiner Karriere und konnte bei seinem ersten internationalen Wettkampf bei den Aktiven verletzt nur zuschauen. „Noch in Belgrad war ich beim Arzt und sollte zwei Wochen Pause machen, auch hier wurde ich noch einmal geröntgt und man hat nichts gesehen“, sagt Gaul.
Er trainierte weiter, bis im Trainingslager in Südafrika erneut Probleme mit der Hand auftraten. „Ich bin noch mal am Daumen hängen geblieben und hatte Schmerzen, daraufhin hat man ein MRT gemacht und gesehen, dass das Innenband und der Muskel meines linken Daumens angerissen sind.“ Sechs lange Wochen musste Florian Gaul daraufhin auf das Stabhochspringen verzichten und geriet – wie schon 2016 – in Rückstand. „Ich bin körperlich super fit, habe viel Sprung, Kraft und Sprints trainiert, aber eben kein Techniktraining mit dem Stab“, sagt Florian Gaul.
Das hat der Sindelfinger nun in seinen ersten Wettkämpfen deutlich gemerkt. Die Sicherheit fehlt. „Die Zuversicht, dass man jeden Anlauf auch rausläuft, kommt nur über viele Sprünge.“ In Zweibrücken steigerte er sich auf 5,50 Meter, 20 Zentimeter fehlen noch bis zur Norm für die Weltmeisterschaften in London. Das große Ziel, das Gaul spätestens seit dem vergangenen Sommer im Auge hat. „London wäre ein Traum, alle sind dort so sportbegeistert und ich will endlich an einem internationalen Wettkampf teilnehmen und auch springen.“
Vor den deutschen Meisterschaften in Erfurt, nach denen auch der Nominierungszeitraum endet, hat der Sindelfinger noch drei große Wettkämpfe geplant. Heute startete er in Dessau mit der nationalen Spitze, dann geht es zu den Landesmeisterschaften nach Mannheim und schließlich nach Landau. „Ich hoffe, dass meine Sicherheit weiter zurückkommt, und will unbedingt die Norm springen. Natürlich ist es nun schwerer, als ich Ende 2016 gedacht habe, aber so etwas wie im letzten Jahr soll mir auf keinen Fall noch mal passieren.“
Zumindest ist Gaul nicht alleine, auch die Konkurrenz hat mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Nur Thorben Laidig, der in den USA studiert, hat bisher die WM-Norm von 5,70 Metern überwunden. Sollte es mit den Weltmeisterschaften nicht klappen, bleibt als Trostpflaster immerhin die Universiade in Taipeh, für die Studentenmeisterschaften würden schon 5,60 Meter genügen.
Stabhochspringer Florian Gaul steckt sich hohe Ziele. Bild: Drechsel
Quelle: SZ-BZ Online