Leichtathletik: Der Wettkampftyp im Kugelstoßring

Seit dem vergangenen Jahr hat er darauf gewartet, nun hat es geklappt. Simon Bayer hat die 19-Meter-Marke geknackt und seine persönliche Schallmauer im Kugelstoßen durchbrochen. „Das war überfällig“, sagt der Sindelfinger, der am Wochenende bei den süddeutschen Meisterschaften die Kugel sogar auf 19,21 Meter fliegen ließ.
Bei den baden-württembergischen Meisterschaften in Mannheim passte alles. Warme Temperaturen, schlagkräftige Konkurrenz, interessiertes Publikum und mittendrin ein bis in die Haarspitzen motivierter Simon Bayer, der darauf brannte zu zeigen, was in ihm steckt.
Und als dann Bodo Göder mit einem weiten Stoß vorlegte, konterte Bayer wie aus dem Lehrbuch. Mit 19,01 Metern gewann er seinen ersten Landesmeistertitel bei den Erwachsenen, die Freude war grenzenlos. Gleich vier Kugeln aus den Versuchen zwei bis fünf landeten jenseits von 18,70 Metern. Eine bärenstarke Serie, zumal für einen Drehstoßer, die naturgemäß, aufgrund der Technik, weniger konstante Leistungen zeigen können. „Ein Drehstoßer, der so konstant stößt, bei dem ist einfach der Knoten noch nicht geplatzt“, weiß Bayer. „Es wird Zeit, dass mein Leistungsniveau nach oben geht. Wenn ich richtig einen erwische, wer weiß, was dann für eine Weite herauskommt.“
Akribisch hat er sich in den letzten Wochen vorbereitet, vor Mannheim hat er sich aber von seinem Körpergefühl leiten lassen. Üblich ist es, dass Sportler vor wichtigen Wettkämpfen zumindest einen Tag mit dem Training pausieren. Bayer hat es andersherum probiert: „Ich habe vier Tage durchgebolzt im Training, deswegen hatte ich richtig Spannung in den Muskeln und das lief.“
Der Sindelfinger Leichtathlet hat auch erkannt, dass er mental an sich arbeiten muss, gerade an seiner Einstellung vor Wettkämpfen. „Ich muss richtig Lust haben anzutreten und zu stoßen. Dann klappt es auch.“ Die Freude an seinem Sport war dem 21-Jährigen in der Kurpfalz anzusehen. Auch wenn Simon Bayer schwierige Wochen hinter sich hat. Viel Zeit hat er in seine Ausbildung als Fachinformatiker für Systemintegration gesteckt, 40 Stunden in der Woche sitzt Bayer am Schreibtisch, dann geht es weiter in die Sporthalle. Das sind lange Tage für einen 21-Jährigen.
Um sechs Uhr klingelt der Wecker, vor neun Uhr abends ist der Kugelstoßer nie daheim. Gerade steckt er in der Endphase seiner Ausbildung, die 2014 begann, und muss sich auf Prüfungen vorbereiten. Eine Doppelbelastung, die nicht unbedingt zuträglich für die Leistung eines Top-Athleten ist. Vor diesem Hintergrund sind die 19 Meter von Mannheim umso mehr wert.
„Auch wenn es hart ist, ich mag die Herausforderung Dinge zu machen, die andere für unmöglich halten.“ Im kommenden Jahr soll das mit abgeschlossener Ausbildung anders werden. Bayer plant an der Hochschule Esslingen ein Studium der Wirtschaftsinformatik und hofft, sich etwas mehr auf seinen Sport konzentrieren zu können. „Ich werde mehr Zeit haben und mental mehr auf den Sport eingestellt sein.“
Bayer hat schließlich noch große Ziele mit seiner 7,26-Kilogramm schweren Kugel, ein erstes hat er aber bereits vor wenigen Tagen erreicht: Er ist für die U23-Europameisterschaften in Polen nominiert und hofft, dass genau dort, am besten im Finale, der berühmte Knoten platzt.
So wie bei den süddeutschen Meisterschaften in Wetzlar am vergangenen Wochenende. Dort stellte Simon Bayer mit 19,21 Metern gleich im ersten Versuch eine neue persönliche Bestleistung auf. Dafür gab es die Goldmedaille.
Saskia Drechsel ist selbst Leichtathletin mit Herz und Seele. Außerdem startet die Maichingerin auch in der Boulder-Bundesliga.
Quelle: SZ-BZ Online