Leichtathletik: „Werner Späth hat hellseherisches Talent“

Nadine Hildebrand hat spannende Wochen hinter sich. Für die Hürdensprinterin des VfL Sindelfingen ging es um die Teilnahme bei den Weltmeisterschaften der Leichtathleten, die ab morgen in London ausgetragen werden.
Für das Auf und Ab der Gefühle sorgte ein Muskelfaserriss, zugezogen kurz vor den deutschen Meisterschaften. Der finale Qualifikationswettkampf für die WM deswegen eine Zitterpartie – mit glücklichem Ausgang.
Am Freitag in einer guten Woche wird Nadine Hildebrand in London im Startblock stehen. Die SZ/BZ hat mit der Sindelfinger Hürdensprinterin über die besonderen Fähigkeiten von Trainer Werner Späth, Tage der Ungewissheit und die Ziele für London gesprochen.
Drei Wochen vor den deutschen Meisterschaften haben Sie sich einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen, genau wie in der Hallensaison. In Erfurt sind Sie aber trotzdem an den Start gegangen und Vierte geworden. Was macht das Bein?
Nadine Hildebrand: Ich habe keine Schmerzen mehr und konnte voll trainieren. In Erfurt war der Muskel noch nicht ganz geheilt und natürlich hat es mir der Oberschenkel übel genommen, dass ich drei Wochen nach der Verletzung wieder voll gelaufen bin. Aber schon in der Woche nach den Deutschen habe ich nichts mehr gespürt. Es braucht eben vier bis fünf Wochen, bis ein Muskel regeneriert.“
Habe bewusst auf die Hallen-EM verzichtet
Wie sind Sie damit umgegangen, schon wieder kurz vor dem Saisonhöhepunkt verletzt zu sein?
Nadine Hildebrand: „Für mich kam es nicht infrage, den Kopf in den Sand zu stecken. In der Halle habe ich auf die Deutschen und die Hallen-EM verzichtet, weil ich in London dabei sein wollte. Deswegen hat es mich wahnsinnig genervt, dass es mich schon wieder erwischt hat. Aber ich habe eine gute Psychologin, die mir geholfen hat und habe es einfach versucht.“
In dieser Saison waren es gleich vier Athletinnen, die nach der Normerfüllung zur WM wollten, Cindy Roleder musste verletzt die Saison abbrechen, allerdings gibt es pro Disziplin nur drei Startplätze. Häufig fällt bei deutschen Meisterschaften die Entscheidung. Mit Platz vier war Ihre Ausgangsposition denkbar schlecht. Oder täuschen wir uns?
Nadine Hildebrand: „Mir ist nichts anderes übrig geblieben, als zu hoffen. In Erfurt war es recht unglücklich hintenraus, das führe ich auf die Verletzung zurück und ich war in den anderen Saisonrennen immer die Zweitschnellste. Ich habe nicht mit einer Nominierung für die Weltmeisterschaft gerechnet. Mein Trainer Werner Späth war sich sicher, dass es klappt. Er hat definitiv hellseherisches Talent.“
Wie haben Sie sich in den letzten Wochen auf die Weltmeisterschaften vorbereitet?
Nadine Hildebrand: „Mir hat wegen der Verletzung einiges gefehlt, deshalb war ich auch eine Woche im Bundesleistungszentrum in Kienbaum, gemeinsam mit den anderen London-Startern. Es war schön zu sehen, dass man doch kein kompletter Einzelkämpfer ist, sondern das Team hinter einem steht. In dieser Woche trainiere ich noch locker, am kommenden Dienstag fliege ich dann nach London.“
Am Freitag in einer Woche geht es mit dem Vorlauf über die 100-Meter-Hürden los. Was haben Sie sich für die WM vorgenommen, immerhin Ihre elfte internationale Meisterschaft?
Nadine Hildebrand: „Ich möchte einen guten Lauf auf die Bahn bringen. Und eine Runde weiter, ins Halbfinale will ich auch kommen. Natürlich war ich verletzt, aber ich bin schon mal so schnell gelaufen. Es ist also irgendwo, ich muss es nur ausgraben. Auch auf London freue ich mich. Ich mag die Stadt sehr gerne, das wird ein toller Trip.“
Saskia Drechsel ist die Leichtathletik-Expertin der SZ/BZ und auch in ihrer Freizeit mag es die Sindelfingerin sportlich.
Kann wieder lachen: Sindelfingens Hürdensprinterin Nadine Hildebrand freut sich auf die WM in London. Bild: Drechsel, Quelle: SZ/BZ Online