Sportwelt: Wenn es rückwärts vorwärts geht

Manchmal sollte man sich rückwärts bewegen und nach hinten lehnen, um voran zu kommen. Diesen Ansatz verfolgt ein neues Trainingskonzept, das jetzt in der Sportwelt in Sindelfingen umgesetzt wird. Mitgründer Wolf Harwarth liegt daran die Menschen wieder aufzurichten. „Dazu gehören Bauchmuskeln, die kräftig und lang gezogen sind“, sagt er.
„Wir wollten schon lange unser Angebot um Geräte aus dem Bereich Five erweitern und sind froh, dass uns dies nun gelungen ist“, begrüßt Andreas Hagedorn, sportlicher Leiter der Sindelfinger Sportwelt die rund 80 Zuhörer. Wolf Harwath steigt mit einem Rückblick in die Entwicklungsgeschichte von Five ein, und schnell wird klar, es geht hier um die Gesundheit eines jeden.
Denn Übungen an den Five-Geräten sind nicht als eine eigenständige Trainingsmethode zu sehen, sondern als dritte Säule gepaart mit Ausdauer- und Krafttraining. „Nur die Kombination von Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit bringt einen vorbeugenden Erfolg oder schafft Linderung bei Schmerzen,“ betont Harwath. Alle Übungen sprechen neben den jeweiligen Muskelpartien auch die Faszien an. Sie schaffen das Gleichgewicht zwischen einzelnen Muskelpartien und kräftigen diese.
Angefangen hat alles mit massiven Rückenschmerzen, Schmerzen von Tennisspieler Lutz Kruger aus Donaueschingen, die ihn zwangen seinen Sport aufzugeben. Trotz intensiver Suche bei mehreren Fachärzten war keine Besserung in Sicht, und als eine der letzten Möglichkeiten wandte sich Kruger an den Freiburger Arzt Walter Packi. Dessen häufig als unkonventionell beschriebenen Methoden waren es, die Linderung und Genesung verschafften, und so übernahm Lutz Kruger diese Übungen mit in sein Fitnessstudio „Rückgrat“ in Donaueschingen. Übungen, die bis dahin umstritten waren, denn häufig hieß es rückwärts ins Hohlkreuz ist nicht gut“, so Mitbegründer und Physiotherapeut Wolf Horwarth. Während früher jedes Kind die Brücke übte und so unwillkürlich die Bauchmuskeln streckte, ist dies heute nicht mehr üblich. Dabei sei es genau diese Gegenbewegung, die den Menschen, der häufig gebückt am Schreibtisch sitzt, wieder aufrichtet. „Wenn die Bauchmuskulatur sich verkürzt, dann nützt auch ein starker Rücken nicht viel. Das Gleichgewicht ist entscheidend, und dazu gehören Bauchmuskeln die kräftig und lang gezogen sind,“ erläutert Wolf Horwarth den Zuhörern die Grundlage des Trainingskonzepts.
Unter den Nutzern der neue Trainingsmethode war auch Christoph Limberger, von Beruf Schreiner. Auch er nutzte nach einem schweren Bandscheibenvorfall das Wissen von Walter Packi, wollte aber nicht unbedingt reine gymnastische Übungen anwenden. Der Auslöser zur Entwicklung von Hilfsmitteln, um das Trainingskonzept weiter anzuwenden, erzählt Horwarth, war die Anweisung von Packi die Füße unter einen Baumstamm zu klemmen und sich dann rückwärts über einen zweiten zu beugen. „Jetzt hat ja nicht jeder zwei Baustämme zu Hause und so entwickelte Limberger zunächst für den Hausgebrauch und später für das Studio Rückgrat das erste Five-Trainingsgerät.
Dem sogenannten Hip, das sich für den Einsatz im Bereich des Hüft- und Kniegelenks sowie im Bereich Rücken eignet, folgte Chest für ein aktives Muskellängentraining mit dem Schwerpunkt auf die Brust- und Atemmuskulatur sowie weitere Geräte.
„Wir haben uns für sogenannte Basisgeräte entschieden und ergänzen unser bisheriges Gerätetraining“, sagt Andreas Hagedorn und berichtet weiter, dass alle Trainer entsprechend geschult wurden und die Geräte bereits sehr gut angenommen werden. „Ich finde allein schon deshalb die Geräte ansprechend, weil sie aus Holz sind“, sagt Heidi Matthies, die bereits Five in ihr Trainingsprogramm aufgenommen hat. Weiter berichtet sie, dass die Geräte Übungen, welche sie bisher auf der Matte gemacht hat, diese angenehm unterstützen und die Wirkung dadurch größer ist.
Info
Die Sportwelt Sindelfingen bietet neben dem großen Kursangebot ein breit gefächertes Gerätetraining an. Im Netz auf sportwelt-sindelfingen.de gibt es mehr.
Annette Nüßle sitzt häufig am Schreibtisch und ertappt sich dabei, dass der Rücken mehr gebeugt als gerade ist. Die Zeiten eine Brücke zu turnen und damit gestreckte Bauchmuskeln sind schon lange vorbei.
Wolf Harwarth (links) demonstriert mit Andreas Hagedorn den Einsatz von „Hip“. Bild: Nüßle
Quelle: SZ-BZ Online