Am elften Spieltag hat es die Handballer der HSG Böblingen/Sindelfingen erwischt: Gegen den TV Weilstetten II unterlag das Team von Volker Blumenschein in der mit 350 Zuschauern gut gefüllten Böblinger Murkenbachhalle mit 27:29. Durch die erste Saisonniederlage rutschte die HSG auf den zweiten Tabellenplatz ab.
Der Trubel um den angekündigten Abschied von Volker Blumenschein zum Saisonende (die SZ/BZ berichtete) ist anscheinend doch nicht spurlos an der HSG Böblingen/Sindelfingen vorbeigegangen. Auch wenn der Trainer seinen Abgang nach dieser Runde nicht mehr weiter thematisieren will, im ersten Spiel nach der Bekanntgabe war bei seiner Mannschaft deutlich Sand im Getriebe. Für den HSG-Coach kam die erste Saisonniederlage – 27:29 gegen den TV Weilstetten II – nicht überraschend: „Die Trainingswoche war aufgrund vieler fehlender Spieler schon nicht gut“, sagte Volker Blumenschein. „Darüber hinaus haben einige meiner Spieler Weilstetten einfach unterschätzt. In Summe war das dann zu wenig.“
Schon kurz nach Anpfiff des Duells gegen den Tabellenletzten, das mit einer Gedenkminute für den verstorbenen ehemaligen Abteilungsleiter der SVB-Handballer, Dr. Hans Scherr, begann, war der Wurm drin beim Gastgeber. Im gesamten Spielverlauf lag die HSG auch nicht ein Mal in Führung. Während die Weilstettener mutig drauflos spielten, haperte es bei den Hausherren in allen Mannschaftsteilen.
Angefangen bei Torhüter Daniel Meyer, der schon nach 18 Minuten von Patrick Scheer ersetzt wurde, ehe nach 39 Minuten wieder Daniel Meyer zwischen die Pfosten zurückkehrte. Während Gäste-Schlussmann Hans-Jürgen Schmiederer schon nach sechs Minuten vier Paraden zu verzeichnen hatte, wiesen die beiden HSG-Torhüter erst zur Pause zusammen vier gehaltene Würfe auf. „Das Duell der Torhüter ging klar an Weilstetten“, so Volker Blumenschein.
Viel zufriedener war der Trainer der HSG Böblingen/Sindelfingen aber auch mit seiner Abwehr nicht – ganz zu schweigen von der Offensive: „Der Gegner hatte den besseren Torhüter, die bessere Abwehr, den besseren Rückraum und die besseren Außenspieler. Weilstetten war uns in allen Belangen überlegen, deshalb geht der Sieg für die Gäste auch völlig in Ordnung.“
Woran das lag, wusste der HSG-Coach so kurz nach Spielende noch nicht richtig zu deuten: „Ich weiß ehrlich nicht, ob das was mit meinem angekündigten Abschied nach der Saison zu tun hat. Ich denke nicht. Eher hatte ich das Gefühl, dass wir den Gegner nicht ernst genommen haben.“
Wo die Gründe für den dürftigen Auftritt auch immer verborgen lagen, während die Gäste ganz einfachen, sauberen Handball spielten, machten sich die Hausherren mit schwachem Passspiel immer wieder selbst das Leben schwer. „Bis wir die Pässe richtig unter Kontrolle hatten, stand der Gegner schon da“, ärgerte sich Volker Blumenschein. Vor allem mit dem Auftritt von Urs Bonhage war der HSG-Coach gar nicht einverstanden. „Urs ist eigentlich der Spieler, der den Unterschied machen soll, der uns ins Spiel zurückführt, wenn es nicht läuft. Heute war er leider von der Rolle. Ich erwarte mehr von einem Führungsspieler.“
Von seiner Generalkritik nahm der HSG-Trainer nur Stefan Trunk aus. Der Rückraumspieler war der Einzige, der Normalform erreichte. Bis zum 5:5 reichte das, danach jedoch kontrollierten die Gäste das Spiel, lagen nach 19 Minuten mit 11:7 vorne. Blumenschein änderte seine Abwehrformation von 6:0 auf 5:1, dann sogar auf 4:2 – die erhoffte Wirkung blieb aber aus. Schlicht und einfach, weil die Gäste an diesem Abend zu viele Waffen hatten. Während Kreisläufer Simon Sauter zu Beginn überragte, übernahm danach Ben Blickle, ehe im zweiten Durchgang Zappa Single Katz und Maus mit der HSG-Abwehr spielte und zum besten Akteur auf dem Feld avancierte.
Zur Pause führte Weilstetten mit 14:12, lag dann zehn Minuten nach Wiederanpfiff mit 22:16 vorne und zehrte im weiteren Spielverlauf von diesem Sechs-Tore-Vorsprung. Dass dieser am Ende auf zwei Tore zusammenschrumpfte, lag an den nie aufgebenden Hausherren.
„Am Kampf lag es nicht, die Jungs haben bis zur letzten Sekunde alles reingehauen“, so Volker Blumenschein. „Das war heute aber leider zu wenig. Wir haben unsere Überzahlsituationen nicht nutzen können. Sobald wir die Chance hatten, heranzukommen, folgte auch schon der nächste Fehler.“
Die Niederlage hakte der HSG-Coach nüchtern ab: „Keiner von uns ist davon ausgegangen, dass wir ohne Niederlage durch die Saison gehen. Dass es uns aber ausgerechnet gegen den Tabellenletzten daheim erwischt, ist unnötig. Die Niederlage ist nicht tragisch, jetzt gilt es, das spielfreie Wochenende zu nutzen und dann im nächsten Spiel in Pfullingen zurückzuschlagen.“
HSG Böblingen/Sindelfingen: Meyer, Scheer (beide im Tor); Heinkele (1 Tor), Petri (1), Trunk (8), Wild, Herok (1), Tischner (1), Bonhage (3), Spitzl, Raff (3), Todt (6/davon 3 Siebenmeter), Müller (1), Markus Schwab (2)
Stefan Trunk (am Ball) nahm HSG-Trainer Volker Blumenschein nach der Heimniederlage gegen den TV Weilstetten II von seiner Generalkritik aus. Bild: Photo 5
Quelle: SZ-BZ Online