Fußball (Männer): In einer Kabine mit Tayfun Korkut

Über dem neuen VfB-Trainer Tayfun Korkut brach bei seiner Vorstellung am Montagabend im Internet ein regelrechter Shitstorm aus, wie die digitale Flut an Beleidigungen auf Neudeutsch heißt. „So etwas hat keiner verdient“, sagt Sindelfingens Trainer Maik Schütt, der schon beim VfB Stuttgart mit Korkut zusammengearbeitet hat.

Bei der Präsentation von Tayfun Korkut als Nachfolger des geschassten Hannes Wolf am Montagabend, die der VfB Stuttgart live im Internet übertrug, hagelte es Beleidigungen für den gebürtigen Stuttgarter. Die einen wollten die Mitgliedschaft kündigen, andere ihre Dauerkarte loswerden. Es ging oft weit unter die Gürtellinie. „Es ist einfach brutal, wenn man so etwas macht – vor allem, wenn man die Person nicht einmal kennt“, sagt Maik Schütt.
Dabei wäre gerade der Trainer der Sindelfinger Verbandsliga-Fußballer prädestiniert für Kabinengeflüster aus allererster Hand. Denn es ist noch nicht lange her, da arbeitete er fast Hand-in-Hand mit Tayfun Korkut für den Nachwuchs des VfB Stuttgart: „Ich war für die U16 verantwortlich und Tayfun für die U19. Wir Jugendtrainer haben uns dabei eine Kabine geteilt.“
Dabei kam es zwischen den beiden zum regelmäßigen Austausch. Sein Eindruck: „Ich habe Tayfun Korkut als sehr akribischen Arbeiter wahrgenommen. Er ist ein sehr umgänglicher und sympathischer Mensch. Trotz seiner Profi-Karriere hatte er keinerlei Star-Allüren und war sehr hilfsbereit“, sagt Maik Schütt über den neuen Trainer des abstiegsbedrohten VfB Stuttgart.
Nach nur einem Jahr endete damals die Zusammenarbeit, denn Tayfun Korkut nahm das Angebot des türkischen Fußballverbandes an und wurde Co-Trainer der Nationalmannschaft. „Meiner Meinung nach hat Tayfun bei den U19-Junioren sehr gute Arbeit geleistet“, sagt der Sindelfinger Coach.
Maik Schütt hofft jetzt, dass Tayfun Korkut die Roten zum Klassenverbleib in der Bundesliga führt: „Es wird sicherlich schwierig, aber er muss jetzt die richtigen Entscheidungen treffen.“ Nach den nicht ganz so erfolgreichen Engagements bei den Stationen in Hannover, Kaiserslautern und Leverkusen steht Tayfun Korkut bei den Roten unter Druck. Das sieht auch Maik Schütt so. „Er muss jetzt unter Beweis stellen, dass er ein guter Bundesligatrainer ist. Ich traue es ihm zu, dass er das auch hinbekommt.“
Am kommenden Samstag im Auswärtsspiel beim ebenfalls abstiegsbedrohten VfL Wolfsburg hat Korkut seine erste Bewährungsprobe auf der VfB-Bank. Maik Schütt wird ihm dabei die Daumen drücken. „Für die Region ist es unheimlich wichtig, dass der VfB Stuttgart in der Bundesliga bleibt.“ Für den VfL-Coach ist Tayfun Korkut die richtige Wahl für diese Aufgabe.
Stehen die Roten nach dem 34.  Spieltag auf Platz 15 oder besser, wird Korkut gefeiert und er kann seine Arbeit auf dem Cannstatter Wasen bis Sommer 2019 fortsetzen. Dann steht der Coach sicherlich nicht mehr in der Schusslinie der Fans. „So etwas hat keiner verdient“, sagt Maik Schütt.
Philipp Hamann kümmert sich seit 25 Jahren um die Sindelfinger Fußballer und hat ein Herz für die Roten. . .
Tayfun Korkut kümmerte sich einst um die Junioren des VfB Stuttgart, seit Montag ist der Cheftrainer. Bild: Oberdorfer/A
Vor seinem Engagement beim VfL Sindelfingen coachte Maik Schütt die U16-Junioren des VfB. Bild: Photo 5/A
Quelle: SZ-BZ Online