Nach Ina Baumann oder Alexander Schwab kann wieder ein Sindelfinger Eigengewächs in der deutschen Spitze der Leichtathletikjugend mitmischen. Aleksandar Gacic hat nach seiner Bronzemedaille bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm im vergangenen Jahr nachgezogen und ist auch in der Halle auf Platz drei gelaufen.
Dabei wird dem zurückhaltenden Hürdensprinter noch eine Menge Potenzial bescheinigt, die Jugendweltmeisterschaften im Sommer hat der 18-Jährige fest im Blick.
Hinter Aleksandar Gacic liegen Monate des Aufs und Abs. Nach einer starken Freiluftsaison, die er mit einem Platz auf dem Podium bei den nationalen Nachwuchsmeisterschaften krönte, folgte die Nominierung für den Bundeskader.
Zwar hatte der Sindelfinger die Norm knapp verfehlt, aber als jüngerer Jahrgang der U20 beachtliche Zeiten und Wettkampfergebnisse erreicht. Im Oktober musste das Nachwuchstalent dann allerdings enttäuscht feststellen, dass er doch nicht für den Bundeskader berücksichtigt wurde, dafür aber schwächere Athleten. „Ich war natürlich enttäuscht, aber das hat mich nur motiviert, noch besser zur arbeiten und zu beweisen, dass sie einen Fehler gemacht haben“, sagt Gacic.
Das gelang ihm gleich im ersten Wettkampf der Hallensaison. Er stellte eine neue persönliche Bestleistung auf. Schmerzen in den Adduktoren und im Leistenbereich bremsten ihn aber in den nächsten Wochen im Training. Rechtzeitig zu den baden-württembergischen Hallenmeisterschaften in Mannheim war Gacic aber wieder topfit. Und wieder wurde es eine Bestzeit. Mehr als deutlich unterbot der Sindelfinger erstmals die 8-Sekunden-Marke und rannte in 7,93 Sekunden zum Vizemeistertitel.
Doch erneut schmerzten die Adduktoren und der 18-Jährige konnte über Wochen hinweg nur wenig trainieren. Ein Chiropraktiker löste schlussendlich die ISG Blockade, die für die Schmerzen verantwortlich war, und machte Aleksandar Gacic in letzter Minute fit für die deutschen Jugendhallenmeisterschaften in Halle.
Unsicher nach den wenigen Trainingseinheiten der letzten Wochen zeigte der Sindelfinger dennoch einen soliden Vorlauf und qualifizierte sich für das Finale. Dort präsentierte sich Gacic deutlich selbstsicherer und brannte die nächste Zeit unter acht Sekunden auf die Bahn. In 7,96 Sekunden wurde es allerdings erneut Bronze, knapp verpasste der Hürdensprinter die Chance auf einen ersten Einsatz im Nationaltrikot. Die beiden Erstplatzierten hatten sich für den Länderkampf der U20 in Frankreich qualifiziert. „Nach einer Woche Abstand bin ich sehr zufrieden mit der Hallensaison. Ich habe schließlich meine Bestzeit um fast zwei Zehntel verbessert und das über die 60 Meter Hürden“, sagt Gacic. Im Hinblick auf den Sommer sieht er viel Potenzial. „Ich muss aggressiver in die Hürden gehen und mein Nachziehbein muss noch schneller nach vorne komme.“
Dann ist vieles möglich, das weiß der 18-Jährige. Um die Norm für die Jugend-Weltmeisterschaften in Tampere zu unterbieten, müsste er sich zwar um drei Zehntel-Sekunden auf 13,70 Sekunden verbessern. „Das ist aber nicht einmal so unrealistisch über die Hürdenstrecke. Natürlich ist die Norm extrem hoch, aber ich finde es wichtig, mir hohe Ziele zu setzen“, sagt Gacic.
Er baut in diesem Frühjahr sein Abitur am Otto-Hahn-Gymnasium in Böblingen und zieht, anstatt über Ostern für ein Trainingslager in den warmen Süden zu fliegen, das heimische Sindelfingen vor. „Ich kann daheim in meinem Zimmer besser lernen als am Strand und wir werden das Training etwas an das Lernen anpassen“, sagt Aleksandar Gacic. Dabei hat der Athlet des VfL Sindelfingen einen großen Vorteil: Er wird seit dem Schüleralter von seiner Mutter Aleksandra Gacic trainiert. Inzwischen fährt er zwei Mal pro Woche nach Stuttgart, um unter Landestrainer Marlon Odom an seiner Hürdentechnik zu arbeiten. Die Trainingsplanung und drei Trainingseinheiten laufen aber noch immer unter der Regie von Aleksandra Gacic ab.
„Von meiner Mutter trainiert zu werden, hat viele Vorteile. Wir haben mehr Zeit über das Training zu reden und ich kann flexibler trainieren. Für mich klappt das super und ein Start bei den deutschen Jugendmeisterschaften wäre ohne meine Mutter und Trainerin Aleksandra Gacic nicht möglich gewesen.“
SZ/BZ-Mitarbeiterin Saskia Drechsel hat als Jugendliche schlechte Erfahrungen mit den Hürden gemacht. Nach einem Sturz konzentrierte sie sich ganz aufs Speerwerfen.
Quelle: SZ-BZ Online