Die 130 roten Würste, die weg gingen wie warme Wecken, stehen fast sinnbildlich für das WFV-Pokalspiel des VfL Sindelfingen gegen Bissingen. Auch wenn der VfL mit 1:4 verloren hat – das Spiel macht Appetit auf die kommende Runde.
Eine bärenstarke Mannschaft hat Oliver Dense da zusammengestellt. Seit vier Jahren bastelt der 46-Jährige als sportlicher Leiter an der Bissinger Elf. 2015 gelang der Aufstieg in die Oberliga, die erste Saison danach endete auf Platz drei und nach einem Sieg gegen die Kickers im Pokalfinale. Zum Abschluss der Saison 2016/17 scheiterte das Team erst in den Aufstiegsspielen zur Regionalliga. Jetzt gab es zum Saisonstart vor 850 Zuschauern einen 2:1-Sieg gegen den 1. CFR Pforzheim.
Oliver Dense weiß, wie der Hase läuft und kennt sich eigentlich auch in Sindelfingen gut aus. Schließlich hat der Stratege auch schon zu Oberligazeiten beim GSV Maichingen gekickt. Über den Ausweichplatz am Glaspalast musste er sich dennoch erstmal informieren und machte sich bei seinem Sindelfinger Pendant Thomas Dietsche schlau. „Wir haben seit Jahren einen guten Draht und tauschen uns immer mal wieder aus“, sagt Thomas Dietsche.
Erst ohne Toth und Lindner
Aufs Glatteis wollten die Sindelfinger ihren Gegner nicht führen. Die Statuten verlangen das Ausweichen auf den Trainingsrasen, weil das Floschenstadion zu wenig Flutlicht hergibt. Dass sich die Bissinger frühzeitig über den Spielort schlau machten, unterstreicht, wie ernst sie Sindelfingen nahmen. Und dass Trainer Alfonso Garcia fleißig rotierte, liegt schlicht und einfach daran, dass er gegen den VfL frischen Wind bringen wollte.
Deshalb saßen auch der Darmsheimer Simon Lindner und der Ex-Böblinger Yannick Toth im ersten Durchgang auf der Bank, obwohl sie gegen Pforzheim überzeugten. Simon Lindner war da sogar Torschütze. Trotzdem hätten sich die beiden beim gefühlten Heimspiel gerne mehr gezeigt: „Klar, man will immer spielen“, sagte Yannick Toth hinterher.
Eindrücke sammelten die beiden in Durchgang zwei. Und was Yannick Toth hinterher sagte, fasst das Spiel zusammen: „Gegen einen unterklassigen Gegner musst du gewinnen. Ich habe aber heute überhaupt keinen Klassenunterschied gemerkt. Sindelfingen hat eine starke Mannschaft – die Jungs haben Gas gegeben.“
Sindelfingens Trainer Maik Schütt sah auch „eine Spielanlage, die in Ordnung ist“. Aber er goss hinterher Wasser in den Wein: „Unsere kurze Spieleröffnung konnten wir heute vergessen. Manche Tore haben wir uns selbst eingeschenkt. Und ich glaube, das war der rechte Dämpfer zur rechten Zeit.“ Mindestens in einem Teil der Analyse konnte dann keiner mehr widersprechen: „Bissingen war einfach brutal effizient.“
Genau darin lag der entscheidende Unterschied. Wer weiß, wie es gelaufen wäre, wenn Ivo Colic seine Doppelchance in der dritten Minute genutzt hätte? Das musste einfach ein Tor sein – ganz im Gegensatz zum Drehschuss von Bissingens Marius Kunde in der 14. Minute. Erst war die Sindelfinger Abwehr zu weit weg, dann griff auch noch Torhüter Alexander Bachmann daneben.
Kurz danach sah die Welt des kess aufspielenden VfL aber schon wieder viel besser aus. Lars Jäger hatte schon mehrfach gezeigt, warum auch er schon ganz oben auf Oliver Denses Zettel stand. Dann vernaschte er seine Gegenspieler. Der Ball landete bei Alex Aleman Solis – ein Haken, ein Schuss – 1:1. Das ging absolut in Ordnung.
Das Unheil bahnt sich an
Der VfL Sindelfingen machte von da an mächtig Dampf und sah das Unheil nicht kommen. Imre Toth, einst Spielmacher in Hildrizhausens Verbandsliga-Elf und treuer Beobachter seines Sohnes Yannick, hatte auf den Zuschauerrängen eine Ahnung: „Sindelfingen riskiert zu viel. Das wird sich rächen.“ Er sollte Recht behalten, jetzt schlug Bissingen gnadenlos zu.
Noch vor der Pause marschierte Riccardo Gorgoglione durchs Mittelfeld, zog ab, und hatte Glück, dass der Ball abgefälscht wurde. Alexander Bachmann hatte gegen die Bogenlampe keine Chance. Nach dem Wechsel nutzte erst Tom Kretzschmar einen der wenigen Fehler des sonst stabilen Florian Feigl. Dann traf auch noch Marius Kunde aus fast unmöglichem Winkel.
„Schade, wir hatten uns in der Halbzeit noch einmal was vorgenommen. Zehn Minuten später war das Spiel gelaufen“, sagte Maik Schütt. Trotzdem sah er einen VfL, der sich nicht hängen ließ und durch den eingewechselten Pablo Perez durchaus noch einmal hätte rankommen kommen. Das Pokal-Aus hätte das wahrscheinlich aber auch nicht mehr verhindert.
VfL Sindelfingen: Bachmann, Klug, Molitor, Feigl (69. Minute Perez), Wetsch (82. Minute Göcer), Jäger (74. Minute Zukic), Glotzmann, Krauß, Colic, Mohr, Aleman Solis (82. Minute Klein)
Quelle: SZ/BZ-Online