Sport und Gesundheit: Neue SZ/BZ-Serie „Ernährungsmythen auf der Spur“ / Interview mit Andreas Hagedorn, dem Leiter der Sportwelt des VfL Sindelfingen
Ist Salz nun ungesund, oder Fett, oder sind Kohlenhydrate böse? Um nichts ranken sich mehr Mythen als um unser Essen. In der neuen SZ/BZ-Serie „Ernährungsmythen auf der Spur“ gehen wir den gängigen Empfehlungen auf den Grund. Ernährungsexperte Andreas Hagedorn verrät in den kommenden Wochen, wie man sich gesund ernährt – und wie eben nicht.
Immer dienstags gehen wir einem verbreiteten Mythos auf die Spur, jeden Freitag gibt es ein passendes Rezept für die richtige Sportler-Nahrung. Zum Serienstart sagt Andreas Hagedorn im Interview, ob gute Ernährung teuer sein muss, warum es besser ist, selbst zu kochen als auf Fertigprodukte zurückzugreifen, und was die SZ/BZ-Leser in den kommenden Wochen innerhalb der neuen Serie erwartet.
Nudeln, Nudeln, Nudeln. Früher waren Kohlenhydrat-Gelage vor Ausdauer-Wettkämpfen ein absolutes Muss. Heute sieht man das nicht mehr so, oder?
Andreas Hagedorn: „Nicht zwangsläufig. Viele Sportler, vor allem Ausdauersportler, setzen inzwischen großteils auf die sogenannte Low-Carb-Ernährung, also eine Ernährung mit wenigen Kohlenhydraten. Unter anderem, um den eigenen Fettstoffwechsel zu verbessern. Viele Studien belegen inzwischen zudem die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit. Kohlenhydrate sind meistens gute Energiequellen, enthalten aber oft wenige für den Körper essenzielle Nährstoffe. Direkt vor dem Wettkampf die Kohlenhydratspeicher aufzufüllen macht Sinn, aber sie sind nicht die Grundlage des Essens.“
Muss man eigentlich viel Geld ausgeben, um sich gesund zu ernähren?
Andreas Hagedorn: „Das kommt darauf an. Jemand, der täglich bei McDonalds isst, gibt mit Sicherheit mehr Geld aus als jemand, der sein Essen aus gut ausgewählten Zutaten selbst zubereitet. Aber klar: Qualität kostet in der Regel Geld, und wer sich besser ernähren will, sollte hier eben vor allem auf die Qualität der Produkte schauen.
Fakt ist, dass man Prioritäten setzen muss
Fakt ist, dass man seine Prioritäten setzen muss: Gebe ich etwas mehr Geld fürs Essen und damit meine Gesundheit aus? Oder setze ich meine Prioritäten bei den materiellen Dingen wie dem Auto, dem Haus und dem Urlaub?“
Warum ist es besser, wenn man sein Essen selbst zubereitet, statt auf Fertigprodukte zu setzen?
Andreas Hagedorn: „Erstens, weil Essen frisch zubereitet immer gesünder ist – das belegen mehrere Studien.
Man weiß genau, was man auf dem Teller hat
Zweitens, weil man genau weiß, welche Inhaltsstoffe man auf dem Teller hat. Fertigprodukte enthalten oft so viele Konservierungsstoffe, Aromen oder zugesetzten Zucker, dass die Wechselwirkung dieser Zusatzstoffe keinem klar ist, bei vielen Einzelstoffen mehrt sich die Datenlage, dass sie ungesund sind.“
Sollte man ein guter Koch sein, um sich richtig ernähren zu können?
Andreas Hagedorn: „Es hilft natürlich, dass man sich gerne mit einer gesunden Ernährung beschäftigt und gerne kocht. Man muss nicht zwangsläufig ein guter Koch sein, weil gesundes Essen nicht kompliziert ist. Ein paar Grundregeln sollte man im Kopf haben und kann anfangs ja nach Rezept kochen – Kochbücher mit gesunden Rezepten gibt es genügend.“
Wirkt sich die richtige Ernährung eigentlich positiv auf die Verletzungs-Anfälligkeit von Sportlern aus?
Andreas Hagedorn: „Auf jeden Fall. Der deutsche Fußball-Nationalspieler Leon Goretzka ist zum Beispiel nach einer Ernährungsumstellung das erste Mal eine ganze Saison verletzungsfrei geblieben und seine Regenerationsfähigkeit hat sich verbessert. Davor hatte er chronische Darmentzündungen und hatte nie den Durchbruch geschafft. Ähnliche Beispiele gibt es zuhauf – heute ist Leistung ohne eine individuell angepasste Ernährung nicht mehr möglich.“
Was erwartet die Leser in den kommenden Wochen in der SZ/BZ-Serie „Fett macht dick und Salz ist ungesund – Ernährungsmythen auf der Spur“?
Andreas Hagedorn: „Wir wollen mit bestehenden Ernährungsmythen aufräumen und aufzeigen, welche besseren Alternativen es gibt. Dazu gibt es viele weitere Ernährungstipps für den Alltag – die natürlich nicht nur für Sportler interessant sind. Mit Sicherheit wird es den ein oder anderen Aha-Effekt geben.“
Zur Person
Andreas Hagedorn ist Studioleiter der Sportwelt und stellvertretender Sportmanager des VfL Sindelfingen. Als Diplom-Sportwissenschaftler und Ernährungsberater (Akademie der Naturheilkunde) beschäftigt er sich von Berufs wegen, aber auch aus privater Leidenschaft, mit den Themen rund um die Gesundheit. Neben der eigenen Weiterbildung im Bereich Ernährung hat er selbst schon viele Ernährungsweisen ausprobiert. Für alle, die sich intensiver mit dem Thema beschäftigen wollen, bietet die Sportwelt des VfL Sindelfingen Ernährungsberatung an. Mehr dazu unter www.vfl-sindelfingen.com/sportwelt/
Quelle: SZ-BZ Online