Der 16-jährige Perouser Marc Nüter gilt beim VfL Sindelfingen als großes Schwimmtalent / Der Rückenspezialist ist bundesweit in seiner Altersklasse vorne mit dabei
In seiner Altersklasse ist Marc Nüter, Schwimmer des VfL Sindelfingen, deutschlandweit ganz vorne mit dabei. Damit das so bleibt, springt der 16-jährige Rückenspezialist aus Perouse achtmal die Woche ins kühle Nass. Auch zu Zeiten, in denen sich die meisten im gemütlichen Bett zum ersten Mal umdrehen.
Als Marc Nüter am Spätnachmittag pünktlich zum Gesprächstermin im Foyer des Sindelfinger Badezentrums erscheint, hat er schon mehr als zwölf Stunden in den Beinen. „Dienstag und Donnerstag sind meine langen Tage, da klingelt der Wecker um 4.15 Uhr“, sagt er.
Dann heißt es zu Hause in Perouse anziehen, frühstücken und die mütterlichen Chauffeur-Dienste in Anspruch nehmen. Um 5.45 Uhr springt er ins 50-Meter-Becken im Sindelfinger Hallenbad. „Klar, an diesen Tagen bis du abends schon öfter mal ziemlich platt. Vor allem, weil abends oft auch noch eine Trainingseinheit ansteht und ich dazwischen ja in die Schule muss“, verrät die 16-jährige Nachwuchshoffnung der Sindelfinger Schwimmabteilung.
Schule bedeutet für Marc Nüter derzeit die 10. Klasse des Stuttgarter Schickhardt-Gymnasiums. „Das ist eine sogenannte Eliteschule des Sports, die den Schülern aufgrund von Wettkämpfen, Trainingslagern oder Lehrgängen auch mal erlaubt, ein paar Tage weg zu sein. Irgendjemand fehlt bei uns in der Klasse eigentlich immer“, verrät Nüter, der das Stuttgarter Gymnasium seit der 5. Klasse besucht, mit einem Grinsen. Auch bei dem erfolgreichen Schwimmtalent selbst kommt pro Schuljahr mittlerweile der eine oder andere Fehltag zusammen.
Starke VfL-Schwimmer
Damit, dass der Name Marc Nüter in der Jahrgangsklasse 2013 vor allem auf den Rückenstrecken deutschlandweit in den Ergebnislisten ganz weit vorne auftaucht, war anfänglich indes gar nicht unbedingt zu rechnen. „Meine Mutter ist geschwommen, mein Vater war Triathlet. Daher bin ich neben dem Fußballspielen beim SV Perouse eben auch ins Schwimmen beim SV Leonberg gegangen“, blickt der 1,90-Mann zurück.
So richtig an greift Nüter dann aber erst 2014 nach seinem Wechsel zum VfL Sindelfingen. Schnell überzeugt er Trainer Bernhard Kömpf und Co. im Wasser mit guten Leistungen. Derzeit trainiert Marc Nüter in der sogenannten Leistungsgruppe 1 mit zahlreichen anderen talentierten Schwimmerinnen und Schwimmern. Sehr zur Freude von Peter Lemesch. „Wir haben momentan extrem starke Jugendmannschaften, mit denen wir berechtigte Hoffnungen haben dürfen, bald wieder an alte Sindelfinger Schwimmerfolge anzuknüpfen“, ist sich der seit 2016 amtierende VfL-Cheftrainer sicher.
Bei diesen Gedanken von Peter Lemesch spielt auch sein Schützling Marc Nüter eine zentrale Rolle. Denn vor allem auf den Rückenstrecken ist der 16-Jährige aus Perouse im Jahrgang 2003 mittlerweile einer der Stärksten in Deutschland. Davon zeugen auch die Titel des Deutschen Jahrgangsmeisters respektive Vize-Jahrgangsmeisters 2017 und 2018, der Titel des Deutschen Mehrkampfmeisters 2016 sowie zahlreiche Titel bei den süddeutschen und baden-württembergischen Meisterschaften. Bis heute hält Marc Nüter zudem in der Altersklasse 13 den über 50 Meter Rücken aufgestellten Rekord in 28,42 Sekunden sowie die in der Altersklasse 15 über 200 Meter Rücken aufgestellte Bestleistung in 2,00,00 Minuten.
Nächster Stopp Berlin
Marc Nüters nächstes großes Ziel sind die deutschen Jahrgangsmeisterschaften Ende Mai in Berlin, zu denen die VfL-Schwimmer mit einem 20-köpfigen Aufgebot reisen werden. „Ich will über die Rückenstrecken ganz vorne dabei sein, um so als Punktbester Ende Juli in Aserbaidschan beim European Youth Festival in meiner Altersklasse die deutschen Farben vertreten zu können“, nennt der Nachwuchsschwimmer sein eindeutiges Ziel.
Auch langfristig gesehen hat der Blondschopf eine Vision. „Die Olympischen Spiele 2024 in Paris hat man schon irgendwie im Hinterkopf. Da ins Becken zu springen, wäre ein absoluter Traum“, sagt Nüter, der momentan achtmal pro Woche zum Training ins Wasser steigt. Wenn es nach seinem Trainer geht, stehen die Chancen dafür gar nicht mal so schlecht. „Er hat Talent, ist fleißig, kann kämpfen und ist für seine 16 Jahre sehr diszipliniert und strukturiert“, lobt Peter Lemesch. In Sachen Kraft und Technik sieht der Coach noch Steigerungspotenzial.
Daran gearbeitet wird bald auch im Trainingslager auf Mallorca, in das es den Sindelfinger Schwimmertross Mitte April ziehen wird. „Im Freien zu trainieren unter hoffentlich spanischer Frühlingssonne, das hat schon was. Außerdem macht so ein Trainingslager in einer großen Gruppe einfach riesigen Spaß“, sagt Marc Nüter voller Vorfreude. Und noch etwas dürfte dem jungen Sindelfinger Schwimmer auf Mallorca gut in den Kram passen. Seinen Wecker muss er in diesen zwei Wochen voraussichtlich nicht ein einziges Mal auf 4.15 Uhr stellen.
Der Gedanke an den Schwimmunterricht in der Schule vermittelt Daniel Bilaniuk ein eher mulmiges Gefühl. Manchmal war er froh, die 50 Meter irgendwie geschafft zu haben.
Bild: Das Sindelfinger Schwimmtalent Marc Nüter auf dem Startblock des Badezentrums. Für seinen Traum von den Olympischen Spielen 2024 in Paris nimmt er einiges auf sich. Bild: Bilaniuk
Quelle: SZ/BZ-Online