Darts Glaspalast: Die besten der Besten geben sich die Ehre

Darts: Der European Darts Grand Prix lockte neben den Stars auch zahlreiche feierwütige Fans in den Sindelfinger Glaspalast

Michael van Gerwen, Adrian Lewis, Peter Wright oder die deutsche Hoffnung Max Hopp – der European Darts Grand Prix hat auch in diesem Jahr wieder die Besten der besten Pfeilewerfer in den Sindelfinger Glaspalast gelockt.

Dass die Stars der Szene im Sindelfinger Glaspalast dabei sind, ist kein Zufall, macht Niclas Junker deutlich. „Wenn bei uns auf der Tour der PDC (Professional Darts Corporation) durch ganz Europa ein Standort gesetzt ist, dann ist das Sindelfingen. Hier wissen wir, dass wir am Samstag und Sonntag ein volles Haus und eine super Stimmung haben“, so der PDC-Sprecher. Deshalb macht unser Tross mit rund 120 Mitarbeitern seit 2012 regelmäßig Halt im Glaspalast. „Enttäuscht wurden wir definitiv noch nie“, sagt Junker.
Einer der 120 Mitarbeiter ist der Münchner Niklas Reinders. Seit Februar ist er dabei, in Sindelfingen wird er am Getränkestandeingesetzt. „Am großen Stand haben wir acht Leute an der Kasse und zehn zapfen die Getränke. Es ist wohl nicht schwer zu erraten, dass das Bier am meisten gefragt ist“, sagt Reinders mit einem Grinsen. In den Abendsessions am Samstag und Sonntag sind bis zu 3700 Leute in der Halle. „Da stehen die Zapfhähne nicht mehr still“, verrät der PDC-Mitarbeiter. Langweilig wird es Niklas Reinders bei seinem Job auf der European Darts Tour so oder so nicht. „Wir sind aus Graz direkt nach Sindelfingen gekommen, die nächste Station ist Zwolle in Holland“, kündigt er an.
Dafür, dass die Zuschauer bei der dreitägigen Veranstaltung im Glaspalast im Notfall auch medizinisch gut aufgehoben sind, sorgen Wolfram Bunk, Lucas Will, Marcel Tillmann und Merlin Best vom DRK Ortsverein Sindelfingen. „Die Schichten beim Darts-Turnier sind eine Abwechslung zu unseren sonstigen Einsätzen“, sagt Tillmann. „Das Schöne ist, dass es hier immer ziemlich friedlich zugeht. Es gibt keine aggressive Stimmung, wie bei manchem Fußballspiel mit zwei unversöhnlichen Fanlagern“, erzählt Merlin Best und fügt schmunzelnd hinzu: „Die Stimmung hier hat immer etwas von einem Kindergeburtstag für Erwachsene“.
Mittendrin bei diesem Kindergeburtstag für etwas Ältere sind auch Robin Schleich, Ivan Mahic, Steffen Boll und Thomas Sailer aus Horb am Neckar. Allesamt in einem Ritterkostüm. Zumindest so etwas Ähnlichem. „Wir sind mit einem Junggesellenabschied hier. Vor zwei Jahren war das schon mal so. Ich habe langsam den Eindruck, dass unsere Kumpels ihre Hochzeiten so planen, dass man davor zusammen hier her gehen kann“, mutmaßt Steffen Boll. Mit dem Gerstensaft wollen sie es aber nicht gänzlichübertreiben. „Wir wollen danach noch in halbwegs passablen Zustand nach Stuttgart. Wo wir unsere Ritter-Verkleidung lagern, wissen wir aktuell aber leider noch nicht“, grübelt er, bevor er loszieht, um die nächste Runde Bier zu holen. So ganz ohne geht es halt doch nicht.
Dass sieht bei Frank Dettenmeyer etwas anders aus. Er braucht beim Hallenspektakel der Pfeilkünstler keine alkoholischen Muntermacher. „Die tolle Stimmung so richtig genießen kann ich am besten, ohne selbst was zu trinken“, sagt der Sindelfinger, der mit seiner Tochter Bianca und seiner Frau Marion Dettenmeyer da ist. „Ich finde es sogar schade, dass manch einer sichtlich ein Bier zu viel trinkt und dann überhaupt nicht mehr so richtig weiß, wo er überhaupt ist.“ Zuhause schaut er Darts regelmäßig im Fernseher. „Die Regeln sind mir präsent und auch die meisten Spieler hier sind mir aus dem TV bekannt“, so Frank Dettenmeyer.
So viel Fachwissen kann Stefanie Ihl aus Nufringen nicht vorweisen, verrät sie, während sie sich in die Schlange vor der Frauentoilette einreiht. „Ich kenne keinen einzigen von den Männern auf der Bühne. Immerhin habe ich mittlerweile verstanden, dass man mit den Pfeilen versucht, die höchste Punktzahl von 180 zu werfen. Dann steht die ganze Halle, brüllt, tanzt und singt“, sagt die als Nonne verkleidete junge Frau lachend. Vor allem das Singen gefalle ihr gut, auch wenn sie in Sachen Textsicherheit noch ordentlich noch dazu lernen müsse, kündigt sie an und macht sich auf den Weg zurück auf die Bierbank, wo ihre Mitschwestern Carolin Heimers und Maria Hoss im Nonnenkostüm auf sie warten.
Am Nebentisch haben es sich die beiden Mittfünfziger Udo Reil und Drago Simic bequem gemacht. „Wir kommen aus Herrenbergund sind zwei bis drei Mal pro Jahr bei einem größeren Darts-Turnier. Sindelfingen liegt ja vor der Haustür, deshalb sind wir da heute zum vierten Mal in Folge“, sagt Simic und nippt an seinem Bier. „Für die meisten steht hier die Party im Vordergrund,für mich ist das da oben auf der Bühne aber echter Sport“, sagt Udo Reil, gibt aber zu: „Wenn die berühmteste deutsche Darts-Stimme Elmar Paulke die Halle animiert und der legendäre Schiedsrichter und Caller Russ Bray das allseitsbekannte „One Hundred and Eightyyyyy“ ins Mikrofon brüllt, reißt das einen schon richtig mit“.
Etwas ruhiger geht es für die Mitarbeiter der Glaspalast-Macher Claus Regelmann und Uwe Dieterich in ihrem Büro abseits der Duelle an der Dartscheibe zu. „Mein Kollege Simon Dunkel und ich sind dafür zuständig, dass während der Spiele das Licht an geht oder die richtigen Türen in der Halle auf und zu sind“, so Jürgen Polster. Die Tagschicht endet an den drei Tagen des European Darts Grand Prix für die Glaspalast-Mitarbeiter um 17 Uhr, die Kollegen von der Nachtschicht sind meist um kurz nachMitternacht fertig. „Dann übernehmen die Nachtwächter und im weiten Rund kehrt Ruhe ein“, sagt Simon Dunkel. Bevor die wilde Party mit Nonnen, Rittern und Co. beim heißen Duell der Pfeilewerfer weitergeht. Am nächsten Morgen und ziemlich sicher auch im nächsten Jahr.
 
Quelle: SZBZ Online
Bild: SZBZ Online