Dieter Locher gibt im Glaspalast alles, damit beim Stadtwerke-Meeting am Samstag 500 Athleten bestmögliche Bedingungen bekommen
Am Samstag steigt mit dem Internationalen Stadtwerke Sindelfingen-Hallenmeeting der Leichtathleten im Glaspalast der erste Hallenwettkampf von sieben in den nächsten beiden Monaten. Und wieder spielt Dieter Locher die tragende Rolle. Der 65-Jährige schultert die Mammutaufgabe der Wettkampforganisation seit Jahrzehnten und steckt mit seiner Leidenschaft für die Leichtathletik an.
Schon am Dienstagmorgen, vier Tage vor dem Hallenmeeting, beginnt der anstrengendste Teil der Vorbereitung: Der Glaspalast wird fit gemacht für die mehr als 500 Leichtathleten, die sich am Samstag zwischen 9:45 Uhr und 20:15 Uhr in ihren Disziplinen messen wollen. „Besonders aufwendig ist es immer, die Kugelstoßanlage aufzubauen, hier gibt es eine Menge schwerer Matten und Netze, die an den richtigen Platz müssen“, sagt Dieter Locher.
Gemeinsam mit einer Menge ehrenamtlicher Helfer, in Vereinskreisen liebevoll das „Ü70-Team“ genannt, geht er an die Arbeit. Locher ist in der Gruppe der Jungspund, zählen doch viele der vereinstreuen Rentner inzwischen fast 80 Jahre oder mehr. Am Abend, nachdem die letzten Meldungen eingegangen sind, setzt sich Dieter Locher dann an die komplizierte Konstruktion des perfekten Zeitplans.
Mathe in der Praxis
„Das ist fast schon eine Mathematik-Aufgabe, der Zeitplan muss passen, damit die Wettkämpfe pünktlich starten können. Dafür braucht man viel Erfahrung, mittlerweile habe ich da aber eine gewisse Routine“, so der Physik- und Sportlehrer im Ruhestand, zwei Mal in der Woche springt er auch weiterhin im Unterricht ein. Mit rund sechshundert Teilnehmern rechnet Dieter Locher in diesem Jahr, vergleichbar mit der Starterzahl von 2019. „Damit erreichen wir die Kapazitätsgrenze des Glaspalasts, mehr passen schlichtweg nicht rein. In diesem Jahr haben wir allein für den 60-Meter-Lauf der Männer 70 Meldungen.“
Die Athleten kommen aus ganz Baden-Württemberg, aber auch aus Österreich und der Schweiz nach Sindelfingen. Hochkarätig besetzt sind die Stabhochsprung-Wettbewerbe der Männer und Frauen, aus Sindelfinger Sicht werden gerade die 60-Meter-Hürden mit gleich drei Startern im blau-weißen Trikot interessant. Stefan Volzer, Aleksandar Gacic und Niklas Rippon treten gegeneinander an. Im Kugelstoßen steigt 20-Meter-Stoßer Simon Bayer in den Ring.
Mit Alina Rotaru startet im Glaspalast außerdem eine WM-Teilnehmerin. Die rumänische Weitspringerin ist aber für den Kugelstoßwettkampf gemeldet. „Das habe ich erst für eine Verwechslung gehalten und habe sie extra angerufen, aber sie hat wohl eine Wette am laufen“, lacht Dieter Locher.
In seinem Glaspalast hat der 65-Jährige schon einiges gesehen. 1974 zog es das Ehepaar Locher nach Sindelfinger, im Verein arbeitete der ehemalige Speerwerfer neben dem Studium in Tübingen erst als Trainer und war dann 1977 beim ersten großen Hallenwettkampf im Glaspalast mit dabei.
„Keinen einzigen verpasst“
„Seitdem habe ich keinen einzigen verpasst“, erzählt er stolz. Vom Hürdenaufsteller mauserte er sich bald zu einer großen Unterstützung in der Organisation. „Spätestens als die Computer ins Spiel kamen, wurde jemand benötigt, der sich auskennt. Ich bin reingewachsen und inzwischen auch seit 23 Jahren beim württembergischen Leichtathletikverband für die Wettkampforganisation verantwortlich.“
So erlebte Dieter Locher die Hallen-Europameisterschaften im Jahr 1980, 24 erfolgreiche IHS-Meetings und zahlreiche Meisterschaften. „Am besten sind mir aber die Senioren-Weltmeisterschaften von 2004 im Gedächtnis geblieben, über eine ganze Woche hinweg war die Begeisterung der Athleten für die Leichtathletik riesig.“ Die unzähligen Stunden, die der Sindelfinger investiert, sind es ihm für solche Momente allemal wert. „Durch die vielen gemeinsamen Erlebnisse ist die Verbundenheit mit der Leichtathletik-Familie groß“, sagt Locher.
Am Samstag wird der Sindelfinger sein Team mit großer Routine anleiten. Mehr als hundert Helfer sind im Einsatz: Kampfrichter, Thekenmitarbeiter, Sprecher, Mitarbeiter im Wettkampfbüro und all die fleißigen Eltern oder Nachwuchsathleten, die Hochsprunglatten auflegen, die Weitsprunggrube glattziehen oder Kugeln zurückrollen.
All der Einsatz lohnt sich für den Verein. „Wir machen deutlich, wie wichtig der Glaspalast als Sportstätte für uns ist und bieten den Sportlern im Umkreis und gerade den eigenen Athleten etwas. Die Hallengebühren sind zwar hoch, aber durch die Meldegelder bleibt etwas für den Verein übrig“, sagt Locher.
Sattes Programm
Viel Vorfreude ist bei ihm im Hinblick auf die deutschen Crossmeisterschaften Anfang März zu spüren, auch wenn der Strom an Aufgaben nie abreißt. „Erst am Montag habe ich die Medaillen bestellt, jeden Tag kommt etwas Neues, was noch erledigt werden muss. Wir wollten für unser Jubiläumsjahr 100 Jahre Leichtathletik in Sindelfingen eine besondere Veranstaltung und die haben wir bekommen.“ Nach der Nagelprobe mit den baden-württembergischen Crossmeisterschaften 2016 und vielen begeisterten Rückmeldungen, soll im März alles klappen. „Es ist eine logistische Leistung für 700-800 Teilnehmer alles zu organisieren. Wir werden im Sindelfinger Freibad eine tolle Runde bauen.“
Auch das nächste Highlight hat Dieter Locher schon im Blick: Im kommenden Jahr wird der VfL Sindelfingen wieder einmal Gastgeber für die deutschen Jugendhallenmeisterschaften sein – die nächste Mammutaufgabe, die der 65-Jährige mit viel Routine und all den engagierten Sindelfingern stemmen wird.
Bild: Dieter Locher bei der Arbeit. Bild: Drechsel
Quelle: SZ/BZ-Online