Auf den Baustellen stehen die Räder still und die Sindelfinger Vereine hängen in der Schleife
Die Tribüne im Allmendstadion, neue Plätze in Maichingen und Darmsheim – und vor allem das Floschenstadion in Sindelfingen: Seitdem die Stadt auf der Finanzbremse steht, packt kein Arbeiter mehr die Sportstätten an. Dabei gibt es ein klares Konzept zur Zukunft des Sports in der Stadt.
„Wir arbeiten weiter an den Projekten. Und wir haben auch schon eine Menge umgesetzt“, sagt Sportbürgermeister Christian Gangl. Nach dem Kunstrasen am Glaspalast wandelte die Stadt den Hartplatz in Maichingen um und sanierte das Allmendstadion. In der Rosenstraße in Sindelfingen wich ein Hartplatz einem Kunstrasen, während am Rand die Leichtathletik-Anlagen auf den neusten Stand kamen. Dazu ging es ans Dach des Glaspalastes, auch in der Eschenriedhalle gibt es wieder Sport.
Doch seit dem doppelten Gewerbesteuereinbruch 2019 und der Haushaltssperre stehen die Bagger still. Auch der zweite Maichinger Kunstrasen, auf dem ab Oktober 2020 der Ball rollen sollte, liegt auf Eis. Was das für den GSV bedeutet, hatte Fußball-Boss Werner Klauß im Ortschaftsrat verdeutlicht. „Plätze fehlen – Kinder wandern aufs Abstellgleis“ titelte die SZ/BZ am vergangenen Samstag. 25 Mannschaften teilen sich demnach drei Plätze: Den Rasen im Allmendstadion, den Kunstrasen daneben und den Sportplatz an der Weilderstädter Straße bei der Turn- und Festhalle.
Maschinen im Freien
In Sindelfingen wiederum stehen oder liegen Geräte und Maschinen, um das Floschenstadion und den Nebenplatz zu bewirtschaften, im Freien. Denn das neue Technikgebäude ist mit seinen rund 400 000 Euro kein Pappenstiel. Und die Darmsheimer Kicker sehnen einen weiteren Rasen und einen Kunstrasen herbei.
Ein großer Baustein ist die Tribüne im Maichinger Allmend, die auch zum Funktionsgebäude für Bälle, Geräte und mehr werden soll, damit das alte auf der anderen Seite samt Kasseneingang abgerissen wird. Das GSV-Vereinszentrum soll hier hin. Und über allem steht die große Frage, wann es ran geht an das Floschenstadion. Um dieses dreht sich die komplette Sportstättenkonzeption, seitdem der Abriss vom Tisch und die Sanierung beschlossen ist.Die Trendwende gab es 2014, weil die Kosten für das Zwei-Zentren-Modell mit einem Neubau am Glaspalast davon galoppierten.
Jetzt sind erneut die Finanzen das große Thema, wobei die Grundidee von der Sanierung nicht auf dem Spiel steht. Aber: Innerhalb von zwei Jahren stehen der Stadt fast 100 Millionen Euro weniger zur Verfügung, Besserung ist kurzfristig nicht in Sicht, und mit diesem Geld gilt es nicht nur den Sportbetrieb am Leben zu halten, sondern auch alle anderen Bereiche in Sindelfingen (die SZ/BZ berichtete ausführlich).
Wie geht es jetzt weiter? Bis der nächste Haushalt steht, auf den ersten Blick nur in ganz kleinen Schritten und in Ausnahmen. Eine davon ist ein provisorisches Schutz-Zelt am neuen Rosenstraßen-Kunstrasen, damit die Platzwarte ihre Geräte unterbringen. Doch bei über 40 Kubikmetern Größe und einer Standzeit von über sechs Monaten braucht es erst eine Baugenehmigung. Ansonsten bleibt der Grundsatz: „Was noch nicht begonnen ist, wird nicht angepackt, dafür laufen die Planungen weiter“, sagt Sportbürgermeister Christian Gangl. „Dieser Grundsatz für alle Projekte gilt angesichts der aktuellen Haushaltslage seit der Gemeinderatssitzung im November 2019.“
Zum Floschenstadion: Letztes Frühjahr ging der Planungsauftrag für die Gebäude an das Büro D’Inka, Scheible Hofmann Lewald aus Fellbach. Umkleiden, sanitäre Anlagen oder der 180 Quadratmeter große Kraftraum gehören dazu. Das Büro Bauchplan aus München tüftelt daran, wie es auf den Freiflächen weitergeht. Barrierefreie Zugänge, Kassen, Rasenflächen, Abläufe: Vorschläge sind ausgearbeitet. „Damit gehen wir auf die Vereine zu“, sagt der Sportamtsleiter Christian Keipert. Außer dem GSV Maichingen, dem VfL Sindelfingen, dem TV Darmsheim, Stadträten und Vertretern der Verwaltung gehört auch die Bürgerinitiative Floschenareal dieser Lenkungsgruppe an.
Kicker in der Luft
Allerdings gibt es einen Haken: Das Großprojekt mit einem Bauvolumen von derzeit geschätzt rund 11 Millionen Euro hat neun Planungsphasen. Um weiter planen zu können, müssen die politischen Gremien einen sechsstelligen Betrag freigeben. Der Doppelhaushalt 2020/21, der Grundlage für die Umsetzung von Maßnahmen ist, wird ab Mai beraten und soll im Juli beschlossen. „Deshalb ist es heute nicht möglich zu sagen, wann die Bauarbeiter im Floschenstadion tatsächlich loslegen“, sagt Christian Gangl. Gleiches gilt auch für die neuen Fußballplätze in den Sindelfinger Teilorten. Für den Maichinger Kunstrasen gab es vor sieben Monaten den Baubeschluss. Das Feld ist bestellt, aber die GSV-Kicker hängen genauso in der Luft wie der TV Darmsheim auf dem Eichelberg.
Nur vermeintliche Randnotizen sind da Investitionszuschüsse, die die Abteilungen betreffen und enorme Wirkungen haben. Lange Jahre war die Idee ausgesetzt, Vereine in der gleichen Summe zu unterstützen, wie es der Landessportbund tut. Als sich nach der letzten Finanzkrise die Kassenlage stabilisierte, kehrte die Stadt zurück zu diesem Grundsatz. Segelflieger kamen so zu einem neuen Schulungsflugzeug, die Kegelbahn wurde in Schwung gebracht, das Dach der Tennishalle saniert.
Mit der Haushaltssperre liegt diese Förderung auf Eis. Der Antrag der Tänzer, dass sich die Stadt an der neuen Heizungsanbindung des Tanzsportgebäudes, der Sanierung des Dachs nach Abriss von Teilen des Altbaus des VfL-Vereinsheim sowie dem Einbau von LED-Leuchten beteiligt, kam nicht durch. Deshalb haben sie einen zweiten für Zuschüsse erst gar nicht gestellt – dabei wäre ein weiterer Tanzsaal dort, wo hinter der Sportwelt einmal das Jugendcafé stand, nicht nur wünschenswert, sondern wichtig für die Zukunft der Sparte.
Quelle: SZ/BZ-Online