Sportwelt: Sonnenlicht kurbelt den Spiegel hoch

Fit fürs Leben: Vitamin D stärkt und steuert das Immunsystem / Über die Ernährung genügend davon aufzunehmen, ist jedoch schwierig / SZ/BZ-Serie (4)

Die Bedeutung des Vitamin D für stabile Knochen ist bekannt. Aber: Vitamin D stärkt und kontrolliert zudem das Immunsystem – das scheint eine recht junge Entdeckung und vor allem eine sehr spannende.

Im Immunsystem regt Vitamin D die Produktion von körpereigen Abwehrstoffen wie Cathelicidin und Defensin an, die eine antivirale und antibakterielle Wirkung haben. Diese Stoffe können also auch als „natürliche Antibiotika“ gesehen werden. Zudem stimuliert Vitamin D die Fresszellen (Makrophagen), verstärkt Krankheitserreger zu zerstören. Darüber hinaus hat Vitamin D eine antientzündliche Wirkung und verhindert Autoimmunerkrankungen. Ebenso können durch Vitamin D Krankheitserreger gezielter bekämpft werden.
Vitamin D kann als Immunmodulator gesehen werden, da es das Immunsystem stärkt, aber auch in der Form reguliert, dass es nicht überreagiert – dies scheint gerade bei schweren Verläufen von Corona das Problem zu sein: Immer wieder kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems, welche den Krankheitsverlauf verschlimmert und deswegen zum Tode führen kann.
Was in Studien insgesamt belegt werden konnte: Atemwegsinfekte treten bei einem Vitamin-D Spiegel von über 30 Nanogramm pro Milliliterl deutlich seltener auf. Experten wie die Vitamin-D-Spezialisten Prof. Dr. Jörg Spitz oder Dr. Raimund von Helden raten aber eher dazu, den Wert auf mindestens 40 bis 50 Nanogramm zu erhöhen.
Tests:
Aber woher weiß ich, auf welchem Wert sich mein Vitamin-D-Spiegel befindet? Eine Möglichkeit ist der Bluttest beim Hausarzt – die Ermittlung des Vitamin-D-Wertes gehört allerdings nicht zum normalen Blutbild und kostet in der Regel um die 30 Euro extra. Möglichkeit zwei sind Selbsttests, die es inzwischen von verschiedenen Herstellern zu einer guten Qualität inklusive Auswertung gibt, beispielsweise Cerascreen, Medivere Diese Blutprobe wird an ein Labor geschickt und man bekommt innerhalb weniger Tage ein belastbares Ergebnis inklusive einer sinnvollen Empfehlung – auch hier belaufen sich die Kosten auf etwa 30 Euro.
Tipps:
Wie kann ich meinen Wert erhöhen? Über die Ernährung ist es schwierig. Einzig in Lebertran wären wirklich sinnvolle Mengen enthalten, die einen zu niedrigen Wert aus dem Keller führen. In Avocados, Champignons, Hering oder Lachs ist zwar Vitamin D enthalten – diese Mengen reichen bei normalem Verzehr aber in der Regel nicht aus.
Grundsätzlich bildet der Körper selbst Vitamin D, wenn man ohne Sonnenschutz ein Sonnenbad nimmt. Sonnencreme filtert die für die Vitamin-D-Bildung wichtige, allerdings im Übermaß gefährliche UV-B-Strahlung heraus. Unter Einfluss von UV-B-Strahlung und dem Vorhandensein von Cholesterin wird in der Haut also Vitamin D gebildet. Wieviel, hängt von der Dauer und der Intensität der Sonneneinstrahlung ab und diese reicht definitiv nur im Zeitraum zwischen März und Oktober aus.
Im Winter kann in unserer Haut gar kein Vitamin D entstehen, da der Einstrahlwinkel so flach ist, dass die UV-B-Strahlung herausgefiltert wird. Dies ist auch einer der Gründe für die jährlich wiederkehrende Erkältungswelle im März – der Vitamin-D-Wert ist beim Durchschnittsdeutschen in diesem Monat auf dem Tiefpunkt.
Sicher gehen, dass man ausgehend von einem bekannten Ausgangswert auf einen optimalen Wert kommt, kann man nur mit gezielter Gabe von Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel. Auf der unabhängigen Seite www.melz.eu kann man seinen Ausgangswert, den gewünschten Zielwert und sein Körpergewicht eingeben und somit individuell ermitteln lassen, welche Menge an Vitamin D zugeführt werden muss.
Vorneweg: Die dort stehenden Zahlen stimmen. Man braucht eine höhere Dosis als häufig empfohlen wird. Die klassische Packung mit „1000 Internationalen Einheiten“ reicht in der Regel nicht mal, um einen zu niedrigen Wert auf diesem Level zu halten.
Lektüre:
„Vitamin D: Legales Doping für Sport-Profis, Amateure und ihre Familien “ von Prof. Dr. med Jörg Spitz, Alexander Martens & Sebastian Weiß (2020).
„Gesund in sieben Tagen“ Dr. med. Raimund von Helden (2015)
Bild: Das Sonnenbad lässt sich derzeit hervorragend mit einer Runde Sport verbinden – das ist geradezu ideal. Bild: astrosystem/Adobe Stock
Quelle: SZ/BZ-Online