Fit fürs Leben: Ein Waldspaziergang sankt den Blutdruck und die Herzfrequenz, deshalb gehen viele Menschen schon instinktiv gerne raus in die Natur / SZ/BZ-Serie (5)
In der letzten Folge ging es am Donnerstag darum, dass Sonne in der Haut die Produktion des für das Immunsystem wichtige Vitamin D ankurbelt. Gerade zur derzeitigen Jahreszeit ist die Gefahr eines Sonnenbrandes sehr gering. Aber neben der Sonne haben auch die Natur und die frische Luft an sich eine der Gesundheit förderliche Wirkung. Diese Vermutung beruht bisher oft auf eigener Erfahrung und das Bauchgefühl – dem wir vermutlich häufiger trauen sollten.
Nun gibt es seit einiger Zeit wissenschaftlich handfeste Belege für die positiven Effekte für den Aufenthalt im Grünen: In dem Buch „Der Biophilia-Effekt“ beschreibt der Autor Clemens G. Arvay die gesundheitsförderliche Wirkung von Wald und Waldluft. Japanische und koreanische Forscher fanden heraus, dass ein Waldspaziergang den Blutdruck und die Herzfrequenz nachweislich sinken lassen – bei einem Spaziergang durch die Stadt passierte genau das Gegenteil.
Die meisten gehen instinktiv in den Wald zum Spazieren, Joggen oder Radfahren um Stress abzubauen. Die innerliche Anspannung lässt hier sehr schnell nach. Dies ist nicht nur ein subjektives Gefühl, dieser Effekt lässt sich messen. Die bekanntesten Stresshormone sind Adrenalin und Cortisol. Laut einer Studie der Universität von Tokio verringerte sich bei Männern nach einem Tag im Wald der Adrenalin-Spiegel um 30 Prozent und bei Frauen sogar um 50 Prozent.
Weniger Angst
Ebenso reduzierte sich dabei der Cortisol-Spiegel der Blutdruck sank. Andere Studien belegten, dass sich in der Natur auch die Psyche regeneriert und Angstzustände, Aggressionen oder Erschöpfung reduziert werden. Zudem steigert der Anblick von Natur und Pflanzen die Konzentration.
Eine weitere Erkenntnis: Wald und Wiesen stärken das Immunsystem. Dieses ist empfänglich für chemische Duftstoffe, die Pflanzen aussenden. Diese Duftstoffe sollen eigentlich andere Pflanzen vor Fressfeinden oder Schädlingen warnen. Aber: Einige dieser Terpene aktivieren das Immunsystem, mehr Killerzellen zu produzieren – nach einem Tag im Wald haben wir von diesen bereits 40 Prozent mehr im Blut, die unter anderem dafür sorgen, dass es seltener zu Zellmutationen wie beispielsweise bei einer Krebserkrankung kommt.
Zudem fördert die Natur die Heilungsprozesse bei Erkrankungen. Darüber hinaus lindern der Anblick und die Geräusche der Natur Schmerzen. Besonders ältere Menschen benötigen weniger Schmerzmittel oder Antidepressiva, wenn sie sich viel im Grünen aufhalten. Dabei ist es egal, ob dieser Aufenthalt im eigenen Garten oder tatsächlich in Wald und Wiesen ist.
Gut bei Diabetes
Ein Verweilen in der Natur fördert zudem die Bildung körpereigener Anti-Krebs-Proteine und führt dazu, dass der Blutzuckerspiegel von Diabetes-Patienten sinkt. Es gibt also gute Gründe, die Natur weiter zu genießen, denn sie ist der Gesundheit auf vielerlei Art förderlich.
Hierzu gilt es aber unbedingt die Regeln der Corona-Krise einhalten, damit es nicht noch zu einer Ausgangssperre kommt. Andererseits sollten die Gedanken gerade derzeit wohl auch auf den Umweltschutz liegen.
Bild: Natur: Balsam für die Seele – aber auch für den Körper. Bilder: Hagedorn
Quelle: SZ/BZ-Online