Tauchen: Das Leben in der Hand des Unterwasser-Partners

Schwimmen: Wenn die Mitglieder der Sindelfinger Tauchabteilung ihrem Hobby nachgehen, verlassen sie sich zu 100 Prozent aufeinander / Welche Werte der Sport vermittelt — Folge 6 Vertrauen

In wenigen Sportarten spielt Vertrauen eine so große Rolle wie beim Tauchen. Unter Wasser gibt man das Leben ein Stück weit in die Hand seines Unterwasser-Partners ab. Man muss darauf vertrauen, dass er vor gefährlichen Situationen warnt oder auf Probleme mit der Ausrüstung hinweist.

Auf die Frage, was das Besondere beim Tauchen ist, muss Julia Rasic nicht lange überlegen. „Der Gang unter Wasser ist wie das Eintauchen in eine andere Welt. Die dort herrschende Stille und das im Einklang sein mit der Unterwassernatur ist einfach der Wahnsinn, so etwas findet man über Wasser nicht“, sagt die langjährige Abteilungsleiterin der Taucher des VfL Sindelfingen. Besonders beeindruckend ist für Julia Rasic dabei immer wieder die Pflanzen und Tierwelt. „Von ihnen geht so eine immense Ruhe aus, da gibt es nichts Hektisches. Das ist die perfekte Möglichkeit Stress abzubauen. Unter Wasser lässt man sich treiben und vergisst alles andere“, berichtet die 37-jährige gebürtige Sindelfingerin.
Ihr bisher persönlich beeindruckendstes Erlebnis war das Tauchen mit Delfinen. „Sowohl in Ägypten als auch auf den Malediven waren wir plötzlich von rund 15 Delfinen umgeben. Die ließen sich von uns überhaupt nicht stören, das waren ganz besondere Momente“, erinnert sich Julia Rasic. Dieses persönliche Empfinden sei aber bei jedem etwas anders, verrät Rasic, die dank ihres Vaters seit Geburt Mitglied bei den VfL-Tauchern ist und mittlerweile seit zehn Jahren als Vorsitzende der 1977 gegründeten Abteilung verantwortlich zeichnet. „So ist unser Schriftführer Volker Schulz in Mexiko vor kurzem einem Wal begegnet. Das war für ihn dann so ein einmaliger Moment“, sagt sie. Um Momente wie diese als Taucher unbeschwert genießen zu können, bedarf es unter Wasser allerdings immer auch einem: Vertrauen. „Unsere knapp 100 Mitglieder kennen sich in der Regel seit vielen Jahren. Wer uns beitritt ist lange mit dabei. Das schafft bei den Tauchgängen Vertrauen untereinander. Ganz egal, ob bei unseren Trainingseinheiten im Sindelfinger Badezentrum, bei gemeinsamen Tauchgängen am Baggersee oder bei unseren jährlichen Abteilungsausflügen in die verschiedensten Ecken der Welt“, ist sich Julia Rasic sicher. Man hat sich fest im Blick
Und dieses Vertrauen braucht es. Schließlich legt man beim Tauchen sein Leben auch ein Stück weit in die Hand seines Unterwasser-Partners. „Unter Wasser bildet man bei uns in der Regel ein Zweier-Team. Dabei hat der eine den anderen immer ganz genau im Auge“, macht Julia Rasic, die neben Ehemann Franjo auch bald mit der siebenjährigen Tochter Dina unter Wasser gehen möchte, deutlich und ergänzt: „Bilden sich bei einem ungewöhnliche Bläschen oder ist ein Reißverschluss offen, gibt der Partner sofort ein Zeichen“, sagt Julia Rasic, die froh ist, dass in es in der Abteilung noch keinen großen Unfall gab. 
Viel Vertrauen muss der Taucher zudem auch in seine Ausrüstung haben. Ohne perfekt funktionierende Atemregler, Pressluftflaschen oder Neoprenanzüge wäre ein Tauchgang nicht möglich. „Wir warten das Material gemeinsam und helfen uns dabei gegenseitig. Zudem wird alles regelmäßig in einem Tauchshop einer Revision unterzogen“, berichtet Rasic, die mit Mann, Tochter und Hund Hektor mittlerweile in Hemmingen bei Ludwigsburg lebt.
Ungewollte Verschnaufpause. Derzeit haben die VfL-Taucher ihrer Ausrüstung aber eine ungewollte Verschnaufpause verordnet. Schuld daran ist auch hier die Corona-Pandemie. Sowohl das Tauchtraining als auch die Trainingseinheiten des zur Abteilung gehörenden Unterwasser-Rugby-Teams können derzeit nicht stattfinden. Zudem wurde die angesetzte Mitgliederversammlung, bei der Julia Rasic für eine weitere Amtszeit kandidiert, verschoben. Dennoch bleibt man bei den VfL-Tauchern weiter in Kontakt, sei es via Telefon oder über die sozialen Medien. Auch wurde die Zeit genutzt, um die Auftritte in den Social-Media-Kanälen mit Bildern und Videos zu füttern. „Ganz besonders gefreut hat es mich, dass sich die Spieler unserer Unterwasser-Rugby-Mannschaft vor kurzem am Montagabend statt im Wasser zu einer großen Skype-Konferenz getroffen haben. Das ist ein tolles Zeichen für den guten Zusammenhalt in unserer kleinen aber feinen und irgendwie auch besonderen Abteilung“, freut sich Julia Rasic darüber, dass ihre Mitstreiter den ungewöhnlichen Zeiten ganz pragmatisch mit ungewöhnlichen Maßnahmen begegnen.
Bild: Vertrauen in den Unterwasser-Partner und in die Ausrüstung gehören auch bei Julia Rasic bei jedem Tauchgang dazu. Hier streift die Abteilungsleiterin der Sindelfinger Taucher durch die Unterwasserwelt der Philippinen.
Quelle: SZ/BZ-Online