Badminton: Einer der Höhepunkte der selbst ernannten Federballer des VfL Sindelfingen ist das Partnerstädte-Turnier / Welche Werte der Sport vermittelt – Folge 7: Völkerverständigung
Normalerweise hätte das erste Mai-Wochenende bei der Sindelfinger Badminton-Abteilung wieder ganz im Zeichen der Völkerverständigung gestanden – auch das ist ein hoher Wert. Doch das Coronavirus macht das Partnerstädte-Turnier mit Gästen aus England und der Schweiz dieses Jahr unmöglich.
Für die 32. Auflage des Partnerstädte-Turniers war schon alles angerichtet. Doch die Pandemie macht der jährlich mit großer Freude erwarteten Veranstaltung einen dicken Strich durch die Rechnung. „Wir hatten für den viertägigen Besuch unserer Badminton-Freunde aus Schaffhausen und Dronfield schon alles organisiert. Von der Mai-Wanderung über den Besuch bei der Stuttgart-21-Baustelle bis hin zum großen Beisammensein im Erikson Hotel nach dem traditionellen Badminton-Spieltag. Auch die zeitintensive Planung für die Unterbringung der Gäste war federführend von meinem Stellvertreter Thomas Züfle schon in trockenen Tüchern“, sagt der Abteilungsleiter der VfL-Federballer Michael Häupler (Bild: z) mit einer gewissen Enttäuschung.
Enttäuscht auch deshalb, weil das Turnier im Kalender neben Ski-Ausfahrt und Nikolausfeier ein absoluter Höhepunkt ist. Und das seit 1988. „Damals hat die Stadt Sindelfingen zum 725-jährigen Stadtjubiläum die Abteilungen gefragt, wer sich einen sportlichen Wettstreit mit Partnerstädten vorstellen könnte“, blickt Häupler zurück. Schnell wurden alle sieben Partnerstädte angeschrieben. „Allerdings gab es nur in Schaffhausen und Dronfield Badmintonvereine. Aber die zwei haben zugesagt und so ging 1988 in Sindelfingen der erste internationale Wettstreit mit Rahmenprogramm über die Bühne“, erinnert sich der Abteilungsleiter. Fortan war das Turnier aus dem Jahreskalender der drei Städte nicht mehr wegzudenken und fand immer im Wechsel in Sindelfingen, Schaffhausen oder im mittelenglischen Dronfield statt.
Viele Freundschaften
Es entwickelte sich stetig. Und zwar von einem sportlich geprägten Wettkampf hin zu einem Treffen zur allgemeinen Völkerverständigung. „Das Leistungsniveau im Badminton war schon etwas unterschiedlich. Sprich wir Deutsche haben das Turnier eigentlich immer gewonnen. Deshalb haben wir irgendwann auf gemischte Teams umgestellt. Auch das hat dafür gesorgt, dass sich die drei Vereine inklusive aller Altersgruppen noch mehr vermischt haben und immer neue Kontakte entstanden sind. Mittlerweile ist dieses Treffen schon längst eher ein sozialer Event mit vielen entstandenen Freundschaften als ein rein sportlicher Wettstreit“, sagt das VfL-Urgestein Michael Häupler, der seit 1998 als Chef der rund 200 Mitglieder starken VfL-Abteilung verantwortlich zeichnet. „Zumindest einen Tag stehen wir aber noch in der Sporthalle“, verrät er mit einem Augenzwinkern.
Vor allem das viertägige Leben in den englischen oder den Schweizer Familien ist für viele Sindelfinger Federballer immer wieder spannend. „Dadurch lernt man ein Land erst so richtig kennen“, ist sich der 61-jährige Häupler sicher und berichtet noch von einem weiteren großen Vorteil der Veranstaltung, bei der im jeden Jahr stets rund 100 Leute in Form von Spielern und deren Familien aus Deutschland, England und der Schweiz zusammenkommen. „Mehrere Generationen unserer jungen Mitglieder konnten feststellen, dass das Englisch lernen in der Schule sich plötzlich mal richtig auszahlt“, sagt Michael Häupler.
Saison ist abgebrochen
Derzeit gilt bei Häupler und seinen Mitstreitern jetzt indes eben das Motto „Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben“. Die Ausrichter-Folge soll nicht geändert werden. „Dann findet die 32. Auflage der Veranstaltung eben im Mai 2021 statt“, kündigt der Mann, der bisher bei jedem Turnier mit dabei war, an. Denn schließlich gilt es zunächst einmal auch aktuell sportlich mit den Folgen des Coronavirus in der Abteilung klar zu kommen. „Die Saison unserer drei gemischten aktiven Teams musste einen Spieltag vor dem regulären Ende abgebrochen worden. Unsere 1. Mannschaft ist dabei leider von der Verbands- in die Landesliga abgestiegen.“
Wie es in Sachen Training in der Sporthalle Hinterweil sowie im Stiftsgymnasium gerade auch für die vielen jungen Federballer der Abteilung weitergeht, vermag Michael Häupler im Moment nicht zu sagen. Hoffnungslos ist er in aber nicht. „Ich könnte mir vorstellen, dass Rückschlagsportarten wie Badminton, bei dem der Gegner mehrere Meter entfernt ist, in absehbarer Zeit wieder erlaubt sein könnte“.
Bis dahin gilt es sich bei den Sindelfinger Federballern noch etwas zu gedulden. Wie auch im Hinblick auf das nächste Partnerstädte-Turnier, wenn unter Deutschen, Schweizern und Engländern vor allem wieder eines groß geschrieben wird: Die Völkerverständigung.
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Quelle: SZ/BZ-Online