Tennis: Wegen der Corona-Pandemie hat die Sommersaion auf der Anlage des VfL Sindelfingen mit Verspätung begonnen / Keine normale Mannschaftrunde in diesem Jahr
Wochenlang haben sie gewartet, seit Mitte Mai ist es endlich soweit: Die Freiluftsaison im Tennis ist für Jung und Alt eröffnet. Auf der Tennisanlage des VfL Sindelfingen findet man derzeit in den Abendstunden keinen freien Platz. Einige auf Grund der Corona-Pandemie geltende Einschränkungen nehmen die Mitglieder dabei ohne zu Murren in Kauf.
Das vertraute Ploppen der geschlagenen Bälle, die Anweisungen des Trainers und die Ballkünstler, die sich nach getaner Arbeit auf roter Asche auf der Clubhaus-Terrassen ihr wohl verdientes Hefeweizen schmecken lassen – ein abendlicher Gang über die weitläufige Tennisanlage des VfL Sindelfingen vermittelt den Eindruck einer ganz normalen Tennissaison. Einer fast normalen zumindest. Denn weiß-rote Absperrbänder, großflächig aufgehängte Hygienepläne und Desinfektionsspender sucht man auf der Anlage an der Rosenstraße sonst vergeblich. Aber ohne diese Maßnahmen würde es in Zeiten von Corona nicht gehen.
„Als der Württembergische Tennisbund (WTB) die Freigabe erteilt hat, ab dem 11. Mai draußen spielen zu können, haben wir uns um Vorstand sofort zusammengesetzt. Wir haben einen Plan entwickelt, wie man die vom WTB auferlegten Maßnahmen auf unserer Anlage am besten umsetzen kann“, erzählt Boris Clar, der kommissarische Abteilungsleiter der Sindelfinger Tennisabteilung. So hat das Vorstandsteam der VfL-Tennisabteilung neben Hygieneplänen, den vier Desinfektionsspendern, einem ausgeschilderten Laufwegsystem und dem vom WTB geforderten Corona-Beauftragten auch an jedem der 20 Freiplätze einen Wartebereich eingerichtet. „Derzeit dürfen immer nur zwei Leute auf dem Platz stehen. Unsere Mitglieder warten jetzt im gekennzeichneten Bereich, bis der Platz frei ist“, sagt Boris Clar.
Das Buchen der Plätze ist seit Corona nun auch online möglich. Durch das Buchungssystem ist jederzeit nachvollziehbar, wer wann mit wem gespielt hat. „Das hilft, in Zeiten von Corona mögliche Infektionsketten schnell nachvollziehen zu können“, so Clar. Angenommen werden die leicht veränderten Regeln von den über 700 VfL-Mitgliedern gut. „Es gibt Einschränkungen in der Gastronomie oder beim Reisen. Da muss man auch Verständnis haben, das man beim Tennis in diesen Zeiten auf einige Dinge achten muss“, sagt Heinz Posselt. Nur in einer Sache hofft der Spieler der Herren 70 des VfL auf eine Lockerung. „Dass man derzeit nicht duschen kann ist schade, aber vertretbar. Nur das Verbot für das Doppel-Spiel tut gerade uns Senioren besonders weh“, verrät Posselt. Ähnlich wie Boris Clar hat der Seniorenspieler aber die Hoffnung für baldige Doppelduelle noch nicht aufgegeben. Weniger die Doppelduelle als das Spiel mit der gelben Filzkugel an sich hat dagegen Meggie Raidt viele Wochen lang vermisst. „Normalerweise spiele ich mehrmals die Woche. Von einem Tag auf den anderen lag der Schläger auf Grund der Corona-bedingten Schließung aller Tennisanlagen dann ab Mitte März für zwei Monate in der Ecke. Jetzt spiele ich wieder fast jeden Tag. Das war also von Hundert auf Null und jetzt wieder von Null auf Hundert“, berichtet die Spielerin der aktiven Damenmannschaft, die in der hochklassigen Regionalliga Südwest auf Punktejagd geht. Viel Zeit um wieder rein zu kommen braucht es auf diesem Niveau nicht. „Wir sind einfach froh, wieder Tennis spielen zu können“, macht Meggie Raidt deutlich.
Alternative Verbandsrunde Inwiefern die Regionalliga-Damen sowie aller anderen Mannschaften des VfL in diesem Jahr ihr Können auf roter Asche unter Wettbewerbsbedingungen unter Beweis stellen können, steht derzeit allerdings noch in den Sternen. „Die offizielle Sommer-Verbandsrunde ist abgesagt, stattdessen gibt es mit der sogenannte Corona-Wettspielrunde eine abgespeckte Form. Am Ende dieser soll es zwar Aufsteiger aber keine Absteiger geben. Wie viele Mannschaften hier letztlich teilnehmen, lässt sich noch nicht abschätzen. Auch bei unseren Teams gibt es hier ganz unterschiedliche Tendenzen“, sagt Boris Clar. Einer, der sicher nichts gegen viele an dieser alternativen Verbandsrunde teilnehmenden Mannschaften hätte, ist VfL-Cheftrainer Daniel Merkert. Für Tennistrainer wie ihn waren die letzten Wochen ohnehin höchst seltsam. „Wochenlang nicht auf dem Platz zu stehen, war für mich völlig surreal. Das kenne ich nicht“, berichtet Merkert. Umso mehr freut es ihn, dass er und sein vielköpfiges Trainerteam jetzt wieder täglich voll gefordert sind. Eingreifen in Sachen Corona-Regeln muss er dabei nicht. „Da wurde vom Verein alles super vorbereitet. Und sogar die jüngsten Spieler halten sich prima an die Regeln“, sagt Daniel Merkert. Und dennoch hofft man beim VfL darauf, irgendwann auch wieder ohne Absperrband und Hygieneplan dafür mit Doppel und Duschen auskommen zu können. Denn dann gebe es an der Rosenstraße auch wieder eine ganz normale Tennissaison. Und nicht nur eine fast normale.
Bild: Freuen sich über den Start der Tennis-Sommersaison beim VfL Sindelfingen: Abteilungsleiter Boris Clar (links) und Cheftrainer Daniel Merkert.
Quelle: SZ/BZ-Online