Leichtathletik: Im Floschenstadion wird nur jede zweite Bahn besetzt

Leichtathletik: Der VfL Sindelfingen richtet am Samstag eine Vereinsmeisterschaft für seine Athleten und Athletinnen aus

Die Leichtathleten des VfL Sindelfingen wagen es: Als einer der ersten Vereine Deutschlands organisieren die Blau-Weißen am kommenden Samstag einen Wettkampf. Die Vereinsmeisterschaften sollen vor allem dazu beitragen, den eigenen Athleten eine Perspektive zu geben und die Motivation hoch zu halten.

„Die Sportler lechzen nach Wettkämpfen“, sagt Sportwart Jan Gans. Ende März kam die Absage der Olympischen Spiele in Tokio, und die Ungewissheit, ob es dieses Jahr überhaupt Wettkämpfe gibt. Anschließend folgte der Lockdown, alle Sportstätten wurden geschlossen, das Training fand vier Wochen lang hauptsächlich im Wald statt. „Bei meinen Athletinnen ging die Motivation natürlich ordentlich in den Keller. Hoffte doch Carolina Krafzik auf die erste Teilnahme an Olympischen Spielen und Lisa Sophie Hartmann auf die deutsche U23 Meisterschaften, bei denen sie eine gute Rolle spielen wollte“, sagt Trainer Werner Späth. Auch für ihn war die Zeit eine Herausforderung. „Das war auch in meiner jahrzehntelangen Trainerzeit, eine noch nie dagewesene Situation – zu planen ohne überhaupt zu wissen für was und für wann. Als Prämisse galt für mich „die Flamme am lodern zu halten“, um bei einer eventuellen Entscheidung, dieses Jahr doch noch die Deutschen Meisterschaften auszurichten, das „System“ wieder hochzufahren.“
Als die Sindelfinger wieder zurück auf die rote Bahn im Floschenstadion durften, begann die spezifische Vorbereitung auf Wettkämpfe. „Wir sind froh, dass alle so motiviert das Training im Stadion wieder aufgenommen haben. Wir hatten Sorge, dass wir manche nicht wiedersehen“, sagt Gans. Auch während der Corona-bedingten Schließung der Sportstätten wie Glaspalast oder Floschenstadion waren die Leichtathleten nicht faul. „Es zieht sich konsequent durch die Trainingsgruppen, dass alle weitertrainiert haben. Viele haben alternative Möglichkeiten gesucht und haben etwa Tempoläufe im Wald gemacht, unser Hürdensprinter Niklas Rippon hat sich für das Krafttraining etwas besonderes ausgedacht: Er hat Kniebeugen mit einem Stock und Erdsäcken gemacht“, sagt Jan Gans.
Auf die Gelegenheit, im Rahmen von Vereinsmeisterschaften den eigenen Leistungsstand zu testen, haben Trainer wie Athleten deswegen sehr positiv reagiert. Noch immer sieht der Wettkampfkalender mehr als übersichtlich aus. Nur wenige Veranstalter trauen es sich wohl zu, den gewachsenen Aufwand auf sich zu nehmen. Erlaubt ist es erst seit kurzem, sportliche Wettbewerbe auszutragen allerdings sind die Auflagen zahlreich. Dieter Locher, schon viele Jahre lang bei den Blau-Weißen für die Wettkampforganisation zuständig, hat aktuell also einiges zum Tüfteln. Mehr als 100 Personen dürfen sich zu keinem Zeitpunkt im Stadion befinden, die Abstands- und Hygieneregeln müssen eingehalten werden. Das bedeutet für die Wurfdisziplinen wie das Speerwerfen etwa, das jedes Wettkampfgerät einem Athleten zugeordnet sein muss und vor dem Wurf desinfiziert wird. In den Sprintdisziplinen wird nur jede zweite Bahn besetzt. Zuschauer sind keine zugelassen, für die Athleten werden Wartezonen eingerichtet und der Wettkampftag findet in drei Etappen mit einer jeweiligen Stadionräumung statt.
Von der Altersklasse U14 bis zu den Aktiven werden Wettkämpfe angeboten, wenn auch nur mit eingeschränkter Disziplinenvielfalt. Auf Hoch- und Stabhochsprung verzichten die Sindelfinger aus Hygienegründen komplett, auch die Mittelstrecken-Rennen hat man nun ausgeklammert. „Eigentlich wollten wir für die Gruppe von Harald Olbrich 800- und 1500-Meter-Rennen anbieten und diese dann, um die Abstands-Regeln einzuhalten, als Verfolgungsrennen gestalten. Der Schnellste wäre vorneweg gelaufen und mit etwas Abstand dann der Nächste“, erzählt Gans.
Auch so ist die Nachfrage aus dem gesamten süddeutschen Raum an den Vereinsmeisterschaften riesig, als die Sindelfinger ihre Ausschreibung veröffentlichten, melden sich zahlreiche Sportler und baten um eine Startmöglichkeit. „Wir sind einer der ganz wenigen Veranstalter im Juni und werden einige Athleten aus anderen Vereinen zulassen.“ Speziell über die 400-Meter-Hürden-Strecke bei den Frauen ist die gesamte deutsche Spitze mit Carolina Krafzik, Jackie Baumann, Djamila Böhm und Radha Fiedler vertreten. Auch andere Sindelfinger Top-Athleten wie WM-Teilnehmer Constantin Preis über die Langhürden oder Niko Kappel, der kürzlich einen neuen Kugelstoß-Weltrekord in seiner Klasse erzielte planen einen Start. Auch Stefan Volzer und Aleksandar Gacic sind am Samstag dabei. Beide starten über die 110 Meter Hürden. Stefan Volzer zudem noch über 100 Meter flach, Aleks über die 200m
Quelle: SZ/BZ-Online