Kindersport: Mit seiner Idee vom sechswöchigen Sportcamp rennt der VfL Sindelfingen beim Glaspalast-Verein im wörtlichen und übertragenen Sinne offene Türen ein
Aus drei wird sechs: Der VfL Sindelfingen verdoppelt sein Sommerferienprogramm für Kinder und dehnt es auf sechs Wochen aus. Möglich macht das der Glaspalast, der wegen der Corona-Ausfälle Kapazitäten hat. Und der Sportverein will dabei seiner sozialen Verantwortung gerecht werden.
Dieser soziale Aspekt war der Hauptgrund, warum der VfL Sindelfingen in die Vollen geht Zum einen geht es darum, Angebote zu schaffen und Eltern zu entlasten, die in den vergangenen Wochen arg gebeutelt wurden: 150 Euro kostet eine Sportwoche, die Kindern sind von 9 bis 16.30 Uhr versorgt, Verpflegung inklusive.
Zum anderen verfolgt Benjamin Wunsch als Leiter der Kindersportschule des VfL Sindelfingen sportpädagogische Ansätze. Denn er hatte mit den Corona-Lockerungen und der Rückkehr der 400 Kinder nicht nur erlebt, wie diese nach Bewegung und Kontakten ächzen, sondern auch, dass da sportlich einiges im Argen lag: „Die Kinder waren sehr schnell kaputt und brauchten viele Trinkpausen. Es wurde wieder höchste Zeit für regelmäßiges Sporttreiben.“ Mit Online-Kursen hatte er die ganz strikten Schließzeiten überbrückt.
Den Schließzeiten waren auch das Ostercamp und das Pfingst-Sportcamp zum Opfer gefallen. Doch mit den ersten Lockerungen nach Pfingsten reifte der Gedanke, das Sommercamp zu verdoppeln. Nur in welcher Größe, war nicht klar. Erst als die Landesregierung Veranstaltungen für bis zu 100 Personen erlaubte, war der Weg für die Planung frei. „Diese Aussage habe ich gebraucht“, sagt Benjamin Wunsch. Die Idee: In den Ferienwochen eins, zwei und sechs können 45 Kinder mitmachen, 30 Kinder sind es in den Wochen drei, vier und fünf.
Kein Platz auf dem Goldberg
Es folgten beratende Videokonferenzen mit dem Stadtjugendring, von dem es manchen guten Rat gab. Trotzdem blieb ein Problem: Nachdem das heute abgerissene VfL-Jugendcafé Geschichte war, zog die Kindersportschule mit dem Ferienprogramm ins Haus der evangelischen Gemeinde auf den Goldberg. Doch für die Corona-Auflagen ist dieses zu klein. Benjamin Wunsch nutzte den kurzen Draht zum Glaspalast-Verein und rannte bei Claus Regelmann und Uwe Dieterich im wörtlichen und übertragenen Sinne offene Türen ein.
Übertragen ist es deshalb zu sehen, weil das taktgebende Duo des Glaspalasts einschlägig vorbelastet ist. Beide sind in Sindelfingen Sport-Jugendreferenten der zweiten Generation. Beide baten den Nachwuchs schon bei Mitternachtssport und Co. aufs Parkett, Uwe Dieterich für den VfL Sindelfingen und Claus Regelmann beim TV Darmsheim. Dieser erinnert sich noch gerne an Tage wie die der Geburtsstunden der Kinderspielstadt Sindelfingen, als 1994 die Klosterseehalle von den Kindern der Stadt förmlich überrannt wurde.
Aber auch im wörtlichen Sinne muss man die offenen Türen verstehen. Das Streichkonzert der ausgefallenen Veranstaltungen trifft den Glaspalast hart (die SZ/BZ berichtete). Dieses Mal auch in den Sommerferien, wo es sonst eigentlich nur sporadisch groß zur Sache geht, es in diesem Jahr aber hätte anders aussehen können. So war im August eigentlich der Ersatztermin des Ersatztermins für den Darts-Grand-Prix. Das German-Mixed-Martial-Arts-Event wäre sogar auf Sat 1 und Pro 7 gelaufen. Dann sagte auch noch D&B-Audiotechnik ihre Fachveranstaltung coronabedingt ab.
Geld machen lässt sich mit dem Sommerferiencamp nicht. Im Normalfall liegt eine Stunde Trainingsbetrieb im Glaspalast bei 58 Euro, bei Veranstaltungen liegt der Betrag deutlich höher. Für die Ferienaktion des VfL Sindelfingen ist das undenkbar. „Es wird nur eine symbolische Summe fällig“, sagt Claus Regelmann, der damit nur das Nötigste bezahlen kann. Zum Beispiel die Reinigung der großen Toilettenanlagen, die zu Coronazeiten nach noch mehr Hygiene als so schon schreien.
Die Südkurve soll wieder lachen
Trotzdem sucht der Glaspalast-Verein nach Alternativen, um doch noch ein paar Löcher zu stopfen. Beim Feriencamp werden solche Möglichkeiten deutlich, auch für Abi-Bälle hatte es ein funktionierendes Konzept gegeben. Das scheiterte jedoch an der damaligen Höchstgrenze für Veranstaltungen. Trotzdem sind jetzt verschiedene Pläne für unterschiedliche Formate griffbereit. Unter anderem möchte der Glaspalast auf kulturellem Bereich seine Strahlkraft erhöhen. Vier Konzerte sind in diesem Jahr wegen Corona ausgefallen. Aus Kostengründen auch das recht junge Format „Die Südkurve lacht“. Claus Regelmann: „Dieses Baby wollen wir nicht verlieren.“ Und vielleicht sind ja auch bald wieder mehr Menschen bei einer Veranstaltung erlaubt.
Jetzt steht aber erst einmal das Sommerferiencamp an. Mitmachen dürfen auch Kinder von 4 bis 12 Jahren, die kein Mitglied der VfL-Kindersportschule sind. Los geht es um 9 Uhr mit der Frühbetreuung, zum Programm von 9.30 Uhr bis 16 Uhr gehören neben den Angeboten der fünf Trainer und Betreuer auch die der Handballer der HSG Böblingen und Sindelfingen sowie der VfL-Tennisabteilung. Zu Sport- gibt es auch Gedächtnisspiele. Und bis 16.30 Uhr soll die Spätbetreuung die Eltern zusätzlich entlasten. Die Verpflegung gibt es vom Sindelfinger Metzger Werner Mornhinweg – aus Hygienegründen fertig portioniert und eingeschweißt.
Quelle: SZ/BZ-Online