Sportwelt: „Wir sind startklar und könnten loslegen“
Fitness und Gesundheit: Der VfL Sindelfingen bringt den Anbau der Sportwelt pünktlich ins Ziel, muss die Eröffnung jetzt trotzdem verschieben und sehnt sich nach den Sportlern
Auf positive Signale von der Kultur-, Schul- und Sportministerin Susanne Eisenmann hofften Sportstudios, Tanzschulen und Co. aus dem Kreis Böblingen beim Videotalk am Montag vergebens. Große Hoffnung auf eine Lockerung gibt es vor der Konferenz der Ministerpräsidenten deshalb nicht. Derweil wollte der VfL Sindelfingen so gerne mit seiner nagelneuen Sportwelt und feiner Eröffnung an den Start gehen.
Die SZ/BZ hat mit Studioleiter Andreas Hagedorn über den aktuellen Stand und die Aussichten gesprochen
Für Ende Januar war die große Eröffnung geplant, aber die Corona-Verordnungen haben das nicht zugelassen. Wie weit ist die neue Sportwelt rein baulich?
Andreas Hagedorn: „Wir lagen hervorragend in der Zeit und wären pünktlich fertig gewesen. Der Gerätebereich steht, die Büros sind eingerichtet, der neue Damentrakt und die Duschen sind fertig, wir sind an die Fernwärme angeschlossen. Das passt alles. Aber weil es keinen Grund zur Hektik gibt, lassen wir uns mit ein paar Punkten ein wenig mehr Zeit.“
Worum geht es dabei?
Andreas Hagedorn: „Bautechnisch im Prinzip um ein paar Urinale im Männerbereich. Vor allem aber zum Beispiel um die Trainerschulungen. Es macht wenig Sinn, sich jetzt schon mit neuen Geräten und Möglichkeiten vertraut zu machen, wenn es doch wieder eine gewisse Zeit dauert, bis man das in der Praxis umsetzen kann.“
Was müssen sich die Trainer denn neu aneignen?
Andreas Hagedorn: „Wir haben zum Beispiel ein paar neue Five-Geräte, um die Beweglichkeit zu verbessern, bei denen man unter anderem so genannte Triggerpunkte stimulieren kann. Es gibt einen vollautomatischen Trainingszirkel oder Sprintlaufbänder, Kettle-Bells und den Functional-Fitness-Bereich.“
“Es juckt brutal, das alles zu zeigen.”
Wie fühlt es sich an, diese Möglichkeiten nicht an den Start bringen zu dürfen?
Andreas Hagedorn: „Das tut schon weh, denn es juckt brutal, das alles unseren Kunden zu zeigen.“
Bis Mitte Dezember gab es zumindest den Rehasport noch in der Sportwelt. Warum macht jetzt auch dieser Pause?
Andreas Hagedorn: „Mit dem verschärften Regeln haben wir uns bewusst zu diesem Schritt entschieden. Wir haben Verantwortung für unsere Mitglieder. Mit dem logischen Menschenverstand könnten wir nicht begründen, Vorerkrankte in Gruppen zusammenzubringen, während gesunde Menschen das nicht dürfen.“
Gibt es in der Sportwelt Kurzarbeit?
Andreas Hagedorn: „Seit dem 1. Februar für die gesamte Belegschaft. Wir haben alle 50 Prozent Kurzarbeit und arbeiten jeden zweiten Tag.“
Warum erst seit diesem Monat, wenn schon seit längerem rein sportlich wenig passiert?
Andreas Hagedorn: „Mit dem Anbau hatten wir gut zu tun. Unter anderem haben wir jetzt auch auf der alten Trainingsfläche oder der ehemaligen AOK-Fläche einen neuen Boden verlegt. Im Normalbetrieb wäre das nicht so einfach gegangen, womit uns die Schließzeit wenigstens in diesem Punkt in die Karten gespielt hat. Dann galt und gilt es, sich auf immer neue Umstände und Regelungen einzustellen. Das geht an die Substanz.“
Wie sehr trifft die VfL-Sportwelt der Lockdown finanziell?
Andreas Hagedorn: „Das macht jeden Monat einen hohen fünfstelligen Betrag aus.“
“Wir hatten in einem halben Jahr nicht einen einzigen Zugang. Das macht uns schwer zu schaffen.”
Und die Staatshilfen?
Andreas Hagedorn: „Im November und Dezember betrugen diese bis zu 75 Prozent der Vorjahres-Umsätze, im Januar deckelte die Überbrückungshilfe nur noch die Fixkosten.“
Wie entwickeln sich die Mitgliederzahlen?
Andreas Hagedorn: „Sie sanken von 2400 auf 2000. Dabei sind die Austritte oder Wegzüge an sich noch nicht einmal das ganz große Problem, denn 300 bis 400 Abgänge in einem halben Jahr sind durchaus nicht über die Maßen viel. Aber wir hatten im selben Zeitraum eben nicht einen einzigen Zugang. Das macht uns schwer zu schaffen.“
Wie lange kann die Sportwelt diese Situation durchstehen?
Andreas Hagedorn: „Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht und hängt auch von den Hilfen des Staats ab. Außerdem ist es unheimlich schwer, sich auf immer neue Regeln einzustellen. Keiner weiß, wann nach welchen Kriterien entschieden wird. Da hängst du permanent in der Luft. Schon im November war uns klar, dass vier Wochen nicht ausreichen, aber man muss trotzdem so planen, als könnte man öffnen. Diese Salamitaktik schmerzt. Wir wussten auch nie, welche Zeit wir tatsächlich für den Umbau haben und mussten das nach Gefühl schätzen. So kann man eigentlich nicht arbeiten.“
Wann und wie geht es Stand heute an den Start?
Andreas Hagedorn: „Keine Ahnung, aber bestimmt am Anfang im ganz kleinen Stil. Aber für den Sommer haben wir ein schönes Fest im Hinterkopf. So oder so: Wir sind startklar und könnten loslegen.“
Bild: In der Sportwelt des VfL Sindelfingen ist der Staubsauger eines der wenigen Geräte in Betrieb. Das Bild zeigt im Vordergrund die alte Trainingsfläche, die sich ab dem Durchbruch nach hinten in den Anbau verlängert. Über 50 neue stationäre Geräte gibt es. Am Kraft-Ausdauer-Zirkel stellen sich die 12 Stationen App-gesteuert auf den Trainierenden ein. Bild: Wegner
Quelle: SZ/BZ-Online