Leichtathletik: Der Preis läuft heiß: EM-Norm und DM-Silber
Constantin Preis vom VfL Sindelfingen pulverisiert bei den DM über 400 Meter seine Bestzeit, knackt die EM-Norm und verpasst Gold nur um zwei Hundertstel
EM-Norm und DM-Silber – dennoch machte Constantin Preis ein langes Gesicht. Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathleten zeigte der Mann vom VfL Sindelfingen sein großes Potenzial und sagte trotzdem: „Ich bin enttäuscht.“
Nach den Deutschen Freiluftmeisterschaften im Sommer in Braunschweig blieben auch bei den Deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathleten in Dortmund die Zuschauerränge coronabedingt leer. Dem Leistungen der Athleten tat das allerdings keinen Abbruch.
Am Samstag produzierten die Sprinter in der Helmut-Körnig-Halle Bestmarken am Fließband, allen voran Sindelfinger Constantin Preis, der schon im 400-Meter-Vorlauf die Hallen-EM-Norm knackte. Es war ein furioses Rennen, das Preis, eigentlich Spezialist über die 400 Meter mit Hürden, in seinem ersten Hallen-Auftritt zeigte. Er stürmte uneinholbar nach vorne und gewann sein Halbfinale in 46,81 Sekunden mit großem Vorsprung. Seine bis dahin bestehende Hallen-Bestmarke pulverisierte er um eineinhalb Sekunden.
Taktischer Fehler
Im Final-Rennen am Sonntag verpasste es Constantin Preis, dem die Krone aufzusetzen. In einem umkämpften Rennen auf den engen Hallenrunden musste er sich knapp dem Dortmunder Henrik Krause geschlagen geben und gewann Silber. „Ich bin enttäuscht. Ich habe einen taktischen Fehler gemacht und wurde ausgebremst“, sagt Constantin Preis. Trainer Sebastian Marcard: „Das Rennen lief unglücklich. Der Bronzemedaillengewinner Marvin Schlegel war vorne und hat ihn dann kräftig ausbremst. Auf der Innenbahn konnte Henrik Krause vorbeiziehen, die Zielgerade war einfach zu kurz um das aufzuholen.“ Dennoch kann Constantin Preis nun mit den Hallen-Europameisterschaften im polnischen Torun planen und freut sich auf seinen Auftritt im Nationaltrikot.
Viel hatten sich auch die beiden Sindelfinger Kugelstoßer Simon Bayer und Tobias Dahm vorgenommen. Die Medaillenränge waren das erklärte Ziel, die starke Konkurrenz machte die Träume zunichte. Simon Bayer hatte in dieser Hallensaison eine starke Wettkampfleistung, kurz nach Rückkehr aus seinem Trainingslager in den USA, gezeigt. Im Glaspalast knackte er die 20-Meter-Marke und schob sich in der nationalen Bestenliste auf Platz zwei hinter David Storl. In Dortmund passte für den 25-Jährigen Sindelfinger allerdings nichts so recht zusammen. Nur einen gültigen Stoß wuchtete Bayer, der mit Sportkleidung in Lederhosenoptik die Aufmerksamkeit auf sich zog, über die 19 Meter.
Mit 19,59 Metern blieb ihm der vierte Platz. In die Medaillenvergabe konnte er zu keinem Zeitpunkt entscheidend eingreifen. „Ich kann wirklich nicht sagen, was das Problem war. Ich war top vorbereitet, bin aber nicht in den Wettkampf gekommen“, sagt Bayer, dem die sonst zahlreichen Meetings fehlen. „Ich brauche einfach mehr Wettkampferfahrung, um meine Leistung abrufen zu können. Für den Sommer mache ich mir aber keine Sorgen.“
Auch Vereinskamerad Tobias Dahm war enttäuscht. Der 34-Jährige konzentriert sich zwar auf die Olympiasaison, hätte aber liebend gern schon in der Halle mit zwanzig Metern oder mehr gepunktet. Über 19,36 Meter und Platz fünf kam der Sindelfinger allerdings nicht hinaus.
Einzig Eric Maihöfer hatte nach dem Kugelstoßfinale der Männer gut Lachen: Der Youngster, in diesem Jahr neu im Sindelfinger Trikot, stellte im laufenden Wettkampf gleich drei Mal eine neue Hallen-Bestleistung auf. Auch die starke Freiluft-Marke aus dem Vorjahr übertraf er spielend und trug sich mit 18,45 Metern in die Ergebnisliste ein. Damit sicherte sich das erst 19 Jahre alte Nachwuchstalent Platz acht und lässt für die Zukunft hoffen. Seine beiden Vereinskameraden konnten in diesem Alter noch keine entsprechende Weite anbieten, stiegen aber wenige Jahre später in die deutsche Spitze auf. „Der Wettkampf war gut und bin zufrieden mit der Leistung, aber in Richtung Sommer ist da noch Potenziale nach oben.“
Im Frauenwettkampf, stieg Lea Riedel in den Ring und stieß sich mit 16,01 Metern auf Platz acht. „Im Wettkampf habe ich leider keinen sehr guten Stoß hinbekommen, das ist immer ziemlich ärgerlich. Deshalb bin ich auch mit der Platzierung überhaupt nicht zufrieden“, so die Kugelstoßerin.
Kein Risiko
Über die 60-Meter-Hürdenstrecke fanden sich zwar zwei Blau-Weiße auf der Meldeliste, in den Startblock stieg allerdings nur Niklas Rippon. Als Dritter seines Halbfinals zog er mit 8,45 Sekunden in den Finallauf ein, konnte sich dort aber nicht mehr verbessern und lief auf den achten Platz. Aleksandar Gacic dagegen musste von Sindelfingen aus über den leichtathletik.de-Livestream zuschauen. Im Abschlusstraining war es dem Sindelfinger in den für Hürdensprinter so wichtigen Oberschenkelbeuger gefahren. „Ich hab leider wieder Beugerbeschwerden bekommen und musste dann meinen Start absagen. Ich wäre sehr gerne gelaufen, aber wollte nichts aufs Spiel setzen“, so Gacic. Nun stehen für den Sportler zuerst Uni-Prüfungen an, bevor es in die Vorbereitung auf die Freiluftsaison geht. „Da ich mich wahrscheinlich nicht stark verletzt habe, werden ein bis zwei Wochen Ruhe reichen.“