Sportwelt: Fitness-Branche zwischen Frust und Freude

Sportwelt: Fitness-Branche zwischen Frust und Freude

In der Sportwelt des VfL Sindelfingen herrscht wieder Aufbruchstimmung und wie in allen anderen Studios große Hoffnung auf den Dienstag und die Tage danach

Bleiben die Zahlen niedrig, öffnen ab Dienstag wieder die Sportstudios. Danach sieht es aus. Die Sportwelt des VfL Sindelfingen hat dabei eine besondere Rolle. Diese darf nach der längst abgeschlossenen Erweiterung endlich mit doppelter Kapazität an den Start. Bis zur ganz großen Sause dauert es aber noch ein bisschen.

Die SZ/BZ sprach mit Studioleiter Andreas Hagedorn, der am Rande seine Kritik an der Politik deutlich machte.

Die neue Sportwelt mit Anbau und neuen Geräten oder Flächen ist längst fertig. Zur Einweihung war ein großes Fest geplant. Jetzt gibt es tatsächlich den Neustart, wenn auch verspätet. Auch mit Rahmenprogramm und Werbeaktionen?

Andreas Hagedorn: „Das nicht. Uns ist es zunächst wichtig, die bestehenden Mitglieder in der neuen Sportwelt zu integrieren. Wir werden sicher niemanden abweisen, aber Neuanmeldungen werden wir wohl erst auf in zwei Wochen terminieren.“

Wie geht es los?

Andreas Hagedorn: „Wie überall gelten die drei ‚Gs‘. Geimpft, getestet oder genesen. Dabei ist ein Vorteil, dass es direkt vor der Sportwelt auf dem Parkplatz eine neue Teststation gibt. Mit Eintritt in die Sportwelt wollen wir den Fokus dann aber bei unseren Mitgliedern schnell auf andere Themen als Corona lenken. Ich glaube, es gibt auch anderen Gesprächsbedarf. Wir wollen ihnen mit viel Präsenz auch in Ruhe das neue Haus zeigen und dabei den Schwung nutzen und die Euphorie, die wir alle haben.“

“Im Schnitt haben die Menschen während des Lockdowns drei Kilogramm zugenommen. Und da sind noch nicht einmal diejenigen rausgerechnet, die mit viel Ausdauersport den Kopf frei geprügelt haben.”

Tatsächlich Euphorie?

Andreas Hagedorn: „Na klar. Wir haben doppelt so viel Platz, ganz viele neue Geräte und alle unsere Mitarbeiter sind tatsächlich begeistert von dem, was hier entstanden ist.“

Wie wichtig ist, dass die Studios öffnen?

Andreas Hagedorn: „Sehr wichtig. Die Menschen brauchen endlich wieder sinnvoll angeleitete Bewegung. Im Durchschnitt haben die Menschen während des Lockdowns drei Kilogramm zugenommen. Und da sind noch nicht einmal diejenigen rausgerechnet, die mit viel Ausdauersport den Kopf frei geprügelt haben.“

Was ist die entscheidende Aufgabe zum Neustart?

Andreas Hagedorn: „Ich glaube, es ist superwichtig, dass die Gesundheit wieder im Vordergrund steht. Wir dürfen einfach nicht mehr im Muster denken, was man gegen die Krankheit tun kann, sondern was für die Gesundheit möglich ist. Diese Einstellung treibt uns an. Natürlich ist da auch der wirtschaftliche Aspekt wichtig, aber das eine bedingt das andere.“

Startet die Sportwelt mit vollem Programm?

Andreas Hagedorn: „Das ist noch nicht ganz klar. Zum Beispiel, wie es mit dem Duschen aussieht. Ein Problem ist, dass die Verordnungen so viel Interpretationsspielraum lassen und man nie genau weiß, was im Detail möglich ist. Dabei müssen wir doch ganz viel darüber nachdenken, was sich in welcher Form verantwortungsvoll umsetzen lässt.“

Ist es ein weiteres Problem, dass die Corona-Verordnungen so kurzfristig kommen?

Andreas Hagedorn: „Natürlich. Nur ein Beispiel: Wenn ich nicht weiß, wer wann wie oder überhaupt unter die Dusche darf, kann ich auch nicht planen, ob und wie man diese reinigt. Es gibt so viele Arbeitsschritte, aber es ist alle so schwierig zu planen.“

Wird der Sport genügend wertgeschätzt?

Andreas Hagedorn: „Der Sport erfährt politisch leider keine Wertschätzung. Das war im ersten Öffnungsschritt nach der Notbremse deutlich zu sehen. Das ist wirklich keine Missgunst dabei, aber welchen Sinn macht es, die Gastronomie zu öffnen aber nicht das System, das die Gesundheit fördert? Das ist skurril. Grundsätzlich ist die Priorisierung schwierig zu verstehen. Sport ist dicht, der Zigarettenladen offen.“

Da spricht viel Frust mit. Überwiegt trotzdem die Vorfreude?

Andreas Hagedorn: „Na klar, obwohl man da trotzdem die letzten Wochen und Monate betrachten muss. da waren viele emotionale Hochs und Tiefs dabei. Wenn klar ist, dass sechs Wochen nichts geht, kann man sich darauf einstellen. Dann schien es besser zu werden, die erste Aufbruchstimmung wurde von der dritten Welle weggespült. Da ist richtig Frust dabei, wie bei einem getretenen Kind, das dem Braten dann nicht mehr traut. Aber jetzt, wo alles darauf hindeutet, dass es am Dienstag wieder los geht, freuen wir uns tierisch.“

Die Lage:

Bleibt der Inzidenzwert bis Montag unter 100 und der Schnitt der letzten 14 Tage unterhalb des Wertes vom 17. Mai, dann treten verschiedene Lockerungen in Kraft. Unter anderem ist kontaktarmer Freizeit- und Amateursport in Sportanlagen, -stätten und -studios innen und außen erlaubt (eine Person pro 20 Quadratmeter). Veranstaltungen des Spitzen- und Profisports können mit bis zu 250 Zuschauern innen und außen stattfinden.

Für den Sport auf der Trainingsfläche der VfL-Sportwelt ist keine Terminvergabe notwendig, da es auf 800 Quadratmetern ausreichend Platz gib. Für Kurse gilt es dagegen, sich in Zeitfenster einzubuchen. Mehr zur Sportwelt gibt es hier. Eine Drive-in-Schnellteststation gibt es auf dem Parkplatz zwischen Sportwelt und Glaspalast. Termine gibt es hier unter testzentrum-sindelfingen.de im Internet

Bild: Studioleiter Andreas Hagedorn, die stellvertretende Geschäftsführerin Anne Köhler und Theresa Spengler, Referentin Sportmanagement freuen sich wie die komplette Mannschaft der Sportwelt des VfL Sindelfingen auf die Rückkehr der Mitglieder. Bild: Wegner