Daniel Merkert ist nach Jahren auf der ATP-Tour zurück zu den Wurzeln / An diesem Wocheende starten die Sindelfinger Tennis-Frauen ins Abenteuer 2. Bundesliga
Tennis: „Keep calm and work with a coach – bleib gelassen und arbeite mit einem Trainer“. Das Motto, das Daniel Merkert in den sozialen Medien unter die Leute bringt, könnte passender nicht sein. Corona hin oder her, seit der ehemalige Profi die Tennisabteilung des VfL Sindelfingen unter seine Fittiche genommen hat, geht es in vielerlei Hinsicht bergauf.
Donnerstagmorgen, 8:30 Uhr, Treffpunkt Tennisanlage Sindelfingen. Daniel Merkert ist ein viel beschäftigter Coach und Geschäftsmann. „Heute starte ich erst um 10 Uhr mit den Trainingsstunden, normalerweise fange ich unter der Woche um acht oder halb neun an“, sagt der 47-jährige, der wie an jedem Tag die Fahrt vom heimischen Ettlingen angetreten hat, um für seine Schützlinge da zu sein. Nicht selten steht der Sindelfinger Chefcoach und Inhaber der Merkert Tennisakademie bis in die Abendstunden auf den Sindelfinger Courts, betreut dabei mit seinem 13-köpfigen Trainerteam den talentierten Nachwuchs, langjährige Hobbyspieler und die Akteure der zahlreichen VfL-Teams. Von der Bezirksklasse bis hoch zur 2. Bundesliga. Bei einer Gesamtanzahl von 18 Mannschaften, die zuletzt in die Sommersaison gestartet sind, gibt es wahrlich genug zu tun.
Inzwischen ist bei der TA VfL Sindelfingen wieder so etwas wie Trainingsalltag eingekehrt. „Die letzten Monate waren schon der Wahnsinn“, sagt Merkert und spielt dabei nicht nur auf die Lockdown-Zeiten an, als überhaupt kein Tennis möglich war, sondern auch auf den beträchtlichen Aufwand, der während der Pandemielockerungen auf der Tennisanlage betrieben werden musste. „Die Auflagen, um den Betrieb wenigstens etwas am Laufen zu halten, waren immens. So war beispielsweise bei der zweiten Welle im Winter nur ein Trainer in einer Achtfeldhalle, also auf 6400 Quadratmetern, erlaubt. Gefühlt gab es jeden Tag neue Wasserstandsmeldungen, alles musste im Verein kommuniziert werden. Irgendwann wusste man nicht mehr, wo man steht“, blickt Daniel Merkert zurück.
„Das Interesse für den Tennissport steigt wieder nach der langen Pause, unabhängig vom Alter freuen sich die Sportler und Sportlerinnen wieder auf das Wiedersehen mit den Vereinskameraden. Die Tennisabteilung steht extrem gut da, trotz Corona steigen die Mitgliederzahlen“, stellt Daniel Merkert fest. Bei dieser Aussage schwingt durchaus ein gewisser Stolz mit. Und die Bestätigung, dass vor vier Jahren die Entscheidung richtig war, im großen Stil wieder beim VfL Sindelfingen anzufangen. Dem Verein, bei dem Daniel Merkert einen Großteil seiner Jugend verbracht hat. „Ich habe dem VfL einiges zu verdanken. Es war schlichtweg an der Zeit, etwas zurückzugeben“, sagt der Trainer, der sich nach dem damaligen Anruf von Sportwart Jürgen Wacker für das Engagement in Sindelfingen entschied. „Ich habe im Tennissport alles gesehen, die Night Session im New Yorker Arthur Ashe-Stadion beispielsweise oder Turniere in Wimbledon. Es ist schlichtweg was Emotionales, wenn man sich irgendwann entscheidet, zu den Wurzeln zurückzukehren.“
Die ersten Tennisschläge absolvierte Daniel Merkert in Musberg und Leinfelden-Echterdingen, später dann beim VfL Sindelfingen, erste Turniererfahrungen sammelte er, quasi als Spätzünder, erst mit 14 Jahren. „Hier auf Platz eins habe ich 1988 die Württembergischen gewonnen“, sagt Merkert und wirft aus dem Vereinsheim einen Blick auf die Tennisanlage. Irgendwann ging es dann zügig, die Profilaufbahn wurde eingeschlagen und den Großteil der 1990er-Jahre verbrachte Merkert auf der großen Tennisbühne. Und in den USA, wo er von 1996 bis 1999 seinen Bachelor-Abschluss in Business and Economics machte. Als Schlüsselspiel für seinen späteren Werdegang bezeichnet Merkert noch heute die Niederlage gegen Alexander Waske auf der ATP-Tour. „Da führte ich mit 6:4, 5:3 und 40:15 und brachte die Partie nicht durch. Ein guter Spieler gewinnt das Spiel“, geht er noch heute hart mit sich ins Gericht.
Die Trainerlaufbahn schlug Merkert 2001 beim TC Hechingen ein, wo er fünf Jahre lang als Chefcoach agierte. Bis dann die Topspielerin Griechin Eleni Danilidou bei ihm anklopfte. Als Tourcoach verhalf er der Griechin bis auf Weltranglistenplatz 14. Zweiter Schützling war im Anschluss Andrea Petkovic. „Das hat sich schnell in eine unfassbare Richtung entwickelt“, ist Merkert noch heute von der sportlichen Klasse und auch von der Persönlichkeit seiner Spielerin angetan.
Als Daniel Merkert seine heutige Ehefrau kennenlernte, war die Zeit reif, um dem Tenniszirkus, den er zuweilen mit einem Haifischbecken vergleicht, den Rücken zuzuwenden. „Der Trainerjob zehrte natürlich auch an einem und ich wollte einfach mehr zuhause sein“, sagt der Vater von fünfjährigen Zwillingen heute. In Eggenstein machte er seine eigene Akademie auf, fokussierte sich hauptsächlich auf die Förderung von ambitionierten Jugendlichen. Bis dann die Anfrage aus Sindelfingen kam. Daniel Merkert: „Die Arbeit macht mir enorm viel Spaß. Mit den Kindern, bei denen mehr und mehr auch der pädagogische Aspekt eine Rolle spielt. Und mit den Aktiven, die zuletzt große sportliche Erfolge erzielten. Der VfL ist eine Tennishochburg mit grandioser Infrastruktur. Alles ist familiär und entspannt. Ich fühle mich hier richtig wohl.“