Stefan Volzer, 21-jähriger Hürdensprinter des VfL Sindelfingen, hat Paris 2024 auch nach Knorpelschaden und komplizierter Operation nicht abgehakt
„Besser jetzt, als in zwei Jahren“, sagt Stefan Volzer. Den Olympischen Traum lebt der Hürdensprinter des VfL Sindelfingen weiter. Auch wenn er derzeit an Krücken geht. „Ich habe noch genug Zeit, um draußen wieder anzugreifen. Auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2024.“
So schnell kann es gehen: Eigentlich lief für den Shooting-Star alles nach Plan, mit einer Bestleistung und dem Deutschen Juniorenmeistertitel im Rücken startete er bei den U23-Europameisterschaften – musste dann aber verletzt auf das Halbfinale verzichten. Nun steht dem Hürdensprinter ein langer Weg zum Comeback bevor.
Doch immerhin: Mit erfolgreichen Comebacks kennt sich Stefan Volzer aus. Der 21-Jährige weiß, wie hart der Weg zurück ist und wie viel Arbeit es bedeutet, wieder an gefeierte Leistungen anknüpfen zu können. Leider muss der Hürdensprinter des VfL Sindelfingen sein Wissen nun schon wieder anwenden. Schon länger bereitet Volzer das rechte Knie Probleme, genauer seit ihm in den Jahren 2015 und 2016 die Kniescheibe herausgesprungen war. „Damals hat man aber beschlossen nicht zu operieren, weil meine Wachstumsfugen noch nicht geschlossen waren“, sagt der Sindelfinger.
Als Folge entwickelte sich ein Knorpelschaden im Knie, bis zuletzt hatte Stefan Volzer aber gehofft, um eine Operation herumzukommen. Doch das Unglück bei den Junioren-Europameisterschaften machte Volzer einen Strich durch die Rechnung. Noch im Vorlauf hatte der Sportler über die 110-Meter-Hürdenstrecke begeistert und war souverän ins Halbfinale am Abend gelaufen. Nach dem erfolgreichen Rennen ging es bergab. „Über den Tag kamen die Probleme. Mein Knie hat sich erst komisch angefühlt, als ich mich dann für das Halbfinale aufwärmen wollte hatte ich plötzlich extreme Schmerzen“, erinnert sich Volzer zurück. An eine normale Vorbereitung auf den Wettkampf war nicht zu denken. „Ich war geschockt, habe gedacht das kann nicht sein, aber es wurde einfach nicht besser.“
Der Sindelfinger wurde sofort von einem Physiotherapeuten behandelt, nahm Schmerzmittel ein, doch bei jedem Schritt schmerzte das Knie. „20 Minuten vor dem Rennen lag ich auf der Liege und musste dem Bundestrainer sagen, dass er mich abmelden soll. Das war unglaublich bitter und tat extrem weh, aber die Gesundheit geht vor.“ Schließlich hatte Volzer hart für seinen Auftritt in Tallinn gearbeitet, war nach einer schwierigen Saisonvorbereitung mit einem Ermüdungsbruch im Fuß gerade so wieder fit geworden und hatte schon im ersten Wettkampf erstmals die 14-Sekunden-Marke unterboten.
Zellen werden neu gezüchtet
Entsprechend niedergeschlagen wollte der VfL-Athlet nichts mehr vom verpassten Rennen sehen und verschwand sofort im Hotel. Noch zwei Tage verbrachte er in der estnischen Hauptstadt, ehe es daheim so schnell wie möglich zum Arzt ging. Dieser hatte keine guten Nachrichten: Ein Experte der Orthopädischen Klinik in Markgröningen bescheinigte dem 21-Jährigen einen größeren Knorpelschaden im Knie, der ohne operativen Eingriff drohe chronisch zu werden. Die erste Operation ist etwas mehr als zwei Wochen her, aus Volzers Knie wurden Knorpelzellen entnommen, die nun gezüchtet und bald wieder eingesetzt werden sollen. Viele Wochen wird der Hürdensprinter deswegen nun an Krücken gehen. „Danach geht es Schritt für Schritt weiter. Wir nehmen uns die Zeit das gut ausheilen zu lassen, die Hallensaison habe ich schon mal aus meinem Kopf gestrichen“, sagt Volzer der hofft, im Januar wieder ins volle Training einsteigen zu können.
Spätestens dann will sich der Sindelfinger auch wieder unter die Fittiche seines Trainers Marlon Odom begeben, der inzwischen seine Zelte in Houston, Texas aufgeschlagen hat. Bei guten Bedingungen soll dann an der Form für 2022 gefeilt werden, schließlich plant Stefan Volzer schon das nächste erfolgreiche Comeback. Die Heim-Europameisterschaften hat der 21-Jährige in den nächsten schwierigen Monaten immer im Hinterkopf. Und dann ist da noch der Traum von Paris.
→ Saskia Schüttke ist seit vielen Jahren Leichtathletik-Expertin für die SZ/BZ. Bis zu ihrer Hochzeit am Wochenende schrieb sie noch unter unter ihrem Mädchennamen Drechsel.
Bild: Stefan Volzer vom VfL Sindelfingen möchte bald wieder jubeln und gibt sich kämpferisch. Das Bild zeigt ihn am 26. Juni bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der Junioren in Koblenz. Danach wurde es bitter. Bild: Görlitz/A
Quelle: SZ/BZ-Online