Der Sindelfinger Kugelstoßer Tizian Lauria verletzte sich unmittelbar vor der U20-Weltmeisterschaft in Kenia / Sein neues Ziel sind nun die Titelkämpfe in Kolumbien
Das Porträt. Sein Comeback im Sindelfinger Trikot wird sehnsüchtig erwartet: Der Kugelstoßer Tizian Lauria verletzte sich im Sommer schwer und will nun bei den Deutschen Jugendhallenmeisterschaften im Sindelfinger Glaspalast auftrumpfen.
Es ist eine dieser bitteren Geschichten, die der Sport des Öfteren schreibt. Eine Woche vor den Deutschen Jugendmeisterschaften Ende Juli diesen Jahres war Tizian Lauria in Topform. Er hoffte auf eine Medaille und außerdem darauf, sich für die Jugend-Weltmeisterschaften in Kenia zu qualifizieren. Die Stöße im Training waren weit, die Gelegenheit für einen ersten Start im Nationaltrikot günstig. Vor den wichtigen Meisterschaften stand ein letztes Training mit Stößen auf Weite an, um die Situation im Wettkampf bestmöglich zu simulieren.
Dabei passierte dann das Unglück. Lauria rutschte in voller Fahrt auf dem Balken aus, der jeden Kugelstoßring abschließt. Das linke Bein hielt dem Richtungswechsel nicht stand und wurde verdreht. Der Sindelfinger hörte ein Knacken und fand sich auf dem Boden wieder. Diagnostiziert wurden wenig später gleich mehrere Verletzungen im Fuß. Ein knöcherner Ausriss unterhalb des Syndesmosebands und eine Fraktur im Sprunggelenk. Fast acht Wochen lang durfte Tizian Lauria seinen Fuß überhaupt nicht belasten, eine Operation lies sich aber vermeiden.
„Ich habe etwas gebraucht, um im Kopf damit klar zu kommen. Ich wollte in der Saison noch 20 Meter stoßen und eine Medaille holen und dann war es plötzlich vorbei“, sagt der 18-Jährige. Doch nicht nur der Sport hatte das Nachsehen. Nur wenige Tage nach der Verletzung hätte Tizian Lauria eigentlich mit seinem dualen Studium bei der Polizei beginnen sollen. Da die Ausbildung aber auch Praxisteile umfasst, die ausgerechnet am Anfang stehen, musste der Sindelfinger seinen Einstieg bei der Polizei um ein Jahr verschieben. Eine Verletzung, wirklich zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt.
Sechs Wochen Pause gönnte er sich, dann stand Tizian Lauria wieder in der Trainingshalle. Zuerst waren nur Stöße im Sitzen möglich, seit letzter Woche kann er ohne große Einschränkungen die Kugeln wieder mit der Wettkampftechnik fliegen lassen. „Technisch habe ich mich in kurzer Zeit stark verbessert. Ich habe jetzt einfach den Kopf frei und habe meine Verletzung gut verarbeitet“, sagt Lauria, der mit einem Sportpsychologen zusammenarbeitet.
Aktuell absolviert er den Bundesfreiwilligendienst beim Württembergischen Leichtathletik Verband (WLV). Übergangsweise, denn am 1. Juli 2022 soll dann endlich das Studium bei der Polizei beginnen. Weil die Geschäftsstelle des WLV gleich neben dem Olympiastützpunkt liegt, ist die Tätigkeit gut mit dem Sport vereinbar, auch längere Abwesenheiten durch Trainingslager sind möglich. Deswegen verbringt der Sindelfinger gerade mehrere Wochen in Kienbaum, nahe Berlin. In dieser Woche noch im Rahmen eines Lehrgangs mit der Jugend-Nationalmannschaft. „Ich befinde mich gerade in einer Kraftphase und bereite mich auf die Deutschen Jugendmeisterschaften in Sindelfingen vor. Gleichzeitig stoße ich viel, weil ich durch meine Verletzung spät angefangen habe.“ Schließlich will Tizian Lauria gut auf die Hallensaison vorbereitet sein, bei den Deutschen Meisterschaften könnte es für eine Medaille reichen. „Ich hoffe, dass der Wettkampf stattfinden kann, mein Fokus liegt dann aber auf der Freiluftsaison.“
Denn der 18-Jährige hat in seinem letzten Jugendjahr noch eine Chance an einer U20-Weltmeisterschaft teilzunehmen. Die WM wird in Cali, Kolumbien ausgetragen und ist das große Ziel. „Ich werde alles daran setzen dort zu starten. Aber die Konkurrenz ist groß. Ich denke sechs Leute werden nächstes Jahr in der U20 über 20 Meter stoßen.“
Bild: Tizian Lauria hat ein neues Ziel: Statt Kenia soll es nun die WM in Kolumbien sein. Bild: Schüttke
Quelle: SZ/BZ-Online