Die Cross-Läuferin Mia Jurenka vom VfL Sindelfingen war vom EM-Sieg mit der deutschen Mannschaft „geschockt“, hat von Dublin wenig gesehen und ist vom Ramba-Zamba an der Strecke immer noch hin und weg
Leichtathletik – Eine internationale Goldmedaille hat schon lange keine Sindelfinger Leichtathletin mehr nach Hause gebracht. Mia Jurenka stand mit ihrem deutschen U20-Team bei den Cross-Europameisterschaften ganz oben auf dem Treppchen. Die Sindelfinger Zeitung hat sich mit der 19-Jährigen über das harte Rennen in Dublin, die erfolgreiche Renntaktik des Deutschen Teams und die nationalen Meisterschaften am kommenden Wochenende unterhalten.
Herzlichen Glückwunsch zum ersten internationalen Einsatz, der gleich mit einer Goldmedaille gekrönt wurde. Wie fühlt sich das an.
Mia Jurenka: „Es ist unglaublich und ich realisiere es immer noch nicht richtig. Wir haben auf eine Medaille gehofft und waren im Ziel ziemlich geschockt, dass es wirklich geklappt hat. Auf einer Tafel wurden ja die Teamplätze angezeigt und es war extrem cool zu sehen, dass wir die Ersten sind.“
Hatte das Team eine bestimmte Taktik?
Mia Jurenka: „Man startet ja als Nation aus einer Art Pferdebox. Da wurden wir von den Bundestrainern aufgestellt. Ich leider als Letzte, weil ich in den Qualifikationsrennen die Schlechteste war. Beim Start muss man dann sehr schnell lossprinten, um sich gut zu positionieren. Und wir sollten probieren schnell als Team nach vorne zu gehen.“
Drei Teamkolleginnen waren schon von Beginn an in der Spitzengruppe des Rennens. Dorthin zu kommen war in der zweiten Rennhälfte harte Arbeit. Kam da das Training als Langstreckenläuferin zu Gute?
Mia Jurenka: „Weil ich ganz hinten gestartet bin, konnte ich natürlich zuerst nicht ins vordere Feld kommen. Es war zu Beginn auch sehr eng und man hat Ellenbogen und Spikes abbekommen. Dann wurde das Feld etwas lockerer und ich habe mich nach vorne gearbeitet. Ich habe immer mehr Leute überholt und die gelben Trikots der anderen gesehen, das war motivierend. Bei mir ist es oft so, dass ich bei Rennen erst am Ende richtig nach vorne komme.“
Auf die Zielgerade ist das deutsche Team gleich zu viert abgebogen, alle unter den Besten zehn. Der Teamsieg – die schnellsten drei Athletinnen zählen mit ihren Platzierungen – war da eigentlich nicht mehr zu nehmen.
Mia Jurenka: „Es ist toll wenn man seine Teamkolleginnen im Rennen sieht, man fühlt sich als Team und freut sich, dass es bei den anderen auch gut läuft. Ich hätte aber nicht gedacht, dass ich Johanna Pulte noch einhole. Wir haben gemeinsam gegen eine Spanierin gefightet und wir sind auf Platz drei, fünf, sieben und neun eingelaufen. Die Bundestrainer haben auch gemeint, dass gleich vier Läuferinnen einer Nation auf der Zielgeraden nicht oft vorkommen.“
Konnte man auch mit Platz sieben in der Einzelwertung rechnen?
Mia Jurenka: „Ich hatte gehofft, dass ich unter die Top 20 laufen, aber wollte natürlich so gut sein wie meine nationale Konkurrentinnen. Mich hat überrascht, dass wir international alle so stark waren. Mir ist aber schön öfters aufgefallen, dass mein Jahrgang besonders leistungsstark ist. Auf der Bahn ist das sonst natürlich ein Nachteil.“
Wie war die Stimmung an der Strecke? Im Livestream waren zahlreiche Zuschauer zu sehen.
Mia Jurenka: „Ich hatte noch nie ein so krasses Publikum. Die Nationen haben sich gegenseitig angefeuert. Die Zuschauer sind von links nach rechts gerannt, um uns in einer Runde mehrfach anfeuern zu können. Die Iren feiern das Crosslaufen total. Im Zielbereich hingen Flaggen über den Zäunen.“
Hast man als Athlet etwas von der irischen Hauptstadt Dublin mitbekommen?
Mia Jurenka: „Die Meisterschaft ist tatsächlich sehr coronakonform ausgefallen. Wir durften das Hotel nur zum Spazierengehen verlassen. Deswegen leider nein, auch die Abschlussfeier musste ausfallen. Am Montagmittag sind wir wieder nach Hause geflogen.“
Eine lange Pause gibt es nicht, am Samstag stehen die Deutschen Crossmeisterschaften im Terminkalender. Der Start ist in Sonsbeck um 13:20 Uhr. Was ist drin?
Mia Jurenka: „Eine Medaille wäre natürlich cool. Ich werde es auf jeden Fall probieren, auch wenn die Konkurrenz sehr stark ist. Meine Teamkameradinnen wollen auch alle laufen. Ich habe aber gehört, dass manche Athletinnen aus meinem Jahrgang in der U23-Klasse starten wollen. Ich spekuliere auf jeden Fall auf eine Medaille.“
Bild: Mia Jurenka arbeitet sich im Nationaltrikot durchs EM-Feld in Dublin. Bild: z
Quelle: SZ/BZ-Online