Turnen: Werner-Leyh: Ein gutes Stück VfL-Geschichte

Der ehemalige Abteilungsleiter Werner Leyh führte mit seiner Riege den VfL Sindelfingen in den 50er Jahren an die Landesspitze und wird am Dienstag 90 Jahre alt

Turnen – Er war dabei als die VfL-Turner eine der erfolgreichsten Riegen im Land stellten und machte sich als Abteilungsleiter und Förderer für den Turnsport in Sindelfingen verdient. Am Dienstag feiert Werner Leyh seinen 90. Geburtstag.

Es war Anfang der 1950er Jahre als an der Männer-Riege des VfL Sindelfingen niemand vorbeikam, der an den Turngeräten im Land ganz vorne mitmischen wollte. Zusammen mit den Mannschaften aus Stuttgart-Münster, dem MTV Stuttgart und dem TB Cannstatt machten die Sindelfinger rund zehn Jahre lang aus, wer in Württemberg ganz oben auf dem Treppchen stand. So erfolgreich war bisher kein Sindelfinger Turn-Team mehr.

Den VfL-Turnern gelang es damals, eine Mannschaft zu formieren, die bunt gemischt war und schon internationales Format besaß. Die Anziehungskraft des Daimer-Werks übte auch auf talentierte Turner eine Sogwirkung aus. Und wo das mit dem Job beim Autobauer nicht gleich auf Anhieb hinhaute, halfen die Beziehungen der Turner hinein ins Werk weiter. So wurden aus talentierten Turnern Autobauer und aus den VfL-Turnern ein Erfolgsteam.

Bald fand sich eine Riege, die mit Georg Palotai, aus seiner Heimat geflüchteter ungarischer Jugendmeister, und dem spanischen Ringespezialisten Juan Pedret zwei Spitzen-Turner in ihren Reihen hatte. Hinzu kam Dieter Bräunig aus Bremen, der auch als hervorragender Fußballer im Kreis Karriere machte, und zwei Turner, die aus der DDR geflüchtet waren und mit der Aussicht auf einen Daimler-Job, für die Sindelfinger Riege gewonnen wurden.

Abgänge in die Sandgrube

Werner Leyh bildete mit Heinz Hornikel die Eigengewächse der Mannschaft und war eine der Stützen des Erfolgsteams. „Er galt immer als sicherer Turner, der einen Kür-Sechs-Kampf meistens ohne Absteiger durchturnte und damit ein wichtiger Punktelieferant war“, erinnert sich sein Riegenkollege Heinz Hornikel. Besonders wohl fühlte sich Werner Leyh am Reck und den Ringen.

Trainiert wurde damals noch unter Bedingungen, die heutigen Turnern Schmerzen bereiten, wenn sie nur davon hören. Zunächst traf sich die Riege noch in der Eichholz-Turnhalle neben der Christuskirche, in der Trainer Walter Seitz im Winter bereits Stunden bevor es an die Geräte ging, den Holzofen anfeuern musste.

Statt über gepolsterte Sprungtische mussten die Handstandüberschläge über ein längs gestelltes Pauschenpferd gedreht werden, statt weich gepolsterte Niedersprungmatten federte ein dünner Bodenläufer den Salto vom Reck ab und im Sommer wartete nach absolvierter Kür die Sandgrube als Landeplatz für die Abgänge von den Geräten. Später dann fand die Erfolgsriege ihre Heimat in der Klosterseehalle.

Ab 1963 an der VfL Spitze

Rund zehn Jahre lang, bis Anfang der 1960er Jahre, schrieb diese Mannschaft eine Erfolgsgeschichte, die bisher im VfL nicht wiederholt werden konnte. Auch bei den Württembergischen Einzelmeisterschaften wurden die Treppchen in dieser Zeit nicht ohne die Sindelfinger Turner ausgemacht. „Werner Leyh war da immer mit vorne dabei“, erzählt Heinz Hornikel.

Ab ins Küchenland

Als Werner Leyh die Reckleder ablegte, begnügte er sich nicht mit der Rolle eines ehemaligen Vorzeigeturners. Nach seiner aktiven Zeit übernahm er im Jahr 1963 Verantwortung außerhalb der Turnhalle und führte die Turner bis Anfang der 1970er Jahre rund zehn Jahre als Abteilungsleiter. Erst als er sich als Küchenbauunternehmer erfolgreich selbstständig machte, fehlte ihm die Zeit für die Turnerei. Er zog sich aus der Abteilungsspitze zurück und widmete sich dem Aufbau seiner Plana-Küchenland-Kette.

Auch wenn er mittlerweile ein wenig langsamer machen muss, seinen Turnern blieb Werner Leyh über all die Jahre stets verbunden: Als Förderer und als eifriger Teilnehmer an den geselligen Terminen. Sollte er bei den Turnerfesten, Vatertagswanderungen und Skatabenden einmal fehlen, dann musste dies gewichtige Gründe haben.

Bild: Die württembergischen Vizemeister 1959 des VfL Sindelfingen mit den Eigengewächsen Werner Leyh (Zweiter von rechts) und Heinz Hornikel (Dritter von links), daneben Dieter Bräunig, der sich auch als Kicker einen Namen machte. Ganz rechts steht Juan Pedret, der aus Spanien nach Sindelfingen kam und in der Pfarrwiesenallee heimisch wurde, ganz links Georg Palotai, ein aus seiner Heimat geflüchteter ungarischer Jugendmeister.Bild: z

Quelle: SZ/BZ-Online