Fußball: „Endrit lebt den Teamgeist wie kein Zweiter“

Bei den Verbandsliga-Kickern des VfL Sindelfingen hat sich Endrit Syla zu einem absoluten Leistungsträger entwickelt

„26 Kilogramm runter in vier Monaten!“ Endrit Syla muss bei seinen eigenen Worten kurz innehalten. Die körperliche Veränderung, wieder hin zum Guten, lässt ihn nachhaltig ganz anders auf die Dinge schauen. „Ich habe mich während der Corona-Pause gehen lassen“, kann es der 25-Jährige immer noch nicht richtig glauben, dass er zeitweise stattliche 112 Kilogramm auf die Waage brachte. Fast schon entschuldigend fügt er an: „Fußball war verboten, und für das ständige Laufen hatte ich einfach nicht die nötige Disziplin.“

Als die Vorbereitung Mitte Juni beim VfL Sindelfingen startete, erkannte Endrit Syla aber recht schnell, dass er in dieser körperlichen Verfassung nicht viele Ansprüche wird stellen können. „Der Trainer hat ein System spielen lassen, das sehr laufintensiv war“, erinnert sich der Edeltechniker zurück. „Und ich habe da keinen Platz für mich gesehen.“ Zu Saisonbeginn musste sich der im kosovarischen Mitrovice geborene Syla folglich mit einem Platz auf der Ersatzbank und lediglich Minuteneinsätzen begnügen.

Kampf gegen die Kilos

Aufgrund von Verletzungsproblemen rutschte er am siebten Spieltag in Fellbach aber in die Sindelfinger Startelf. Und dankte es seinem Trainer mit einem Tor und einer Vorlage. „Endrit ist ein riesen Kicker“, sagte Roberto Klug nach dem 2:2 in Fellbach, „aber er weiß auch, dass er meilenweit von einer für die Verbandsliga notwendigen Fitness weg ist“. Die Äußerungen seines Coaches nahm sich Endrit Syla zu Herzen und startete nach genau diesem Spiel in Fellbach seinen „Kampf gegen die Kilos, um der Mannschaft noch mehr helfen zu können“.

Genau diese Einstellung lieben die Trainer und Mitspieler an Endrit Syla. „Er lebt den Teamgeist wie kein Zweiter“, outet sich Roberto Klug als Fan seiner Nummer zehn. „Und wir brauchen ihn im Vollbesitz seiner Kräfte, sowohl als Torschütze als auch als Vorbereiter. Mit seiner Übersicht auf dem Platz kreiert er unglaublich viele Möglichkeiten für seine Nebenleute.“ Mit vier Toren und drei Assists in zwölf Partien hat der 25-Jährige nicht nur maßgeblich zum guten Saisonverlauf beigetragen, sondern sich mittlerweile in die Stammelf gespielt, aus der er auch bei vollem Kader in dieser Form nicht mehr wegzudenken ist. Auch wenn er sich selbst noch lange nicht am Limit sieht – und das in allen Belangen. „Mein Ziel ist es, auf 80 Kilogramm Kampfgewicht zu kommen, dann wird auch die Arbeit gegen den Ball noch einfacher werden.“

Deshalb trainiert er trotz der Winterpause akribisch weiter. Auch die Laufeinheiten fallen nun nicht mehr so schwer. Diese Herangehensweise hinterlässt Eindruck bei den Sindelfinger Verantwortlichen. „Endrit ist reifer geworden“, erinnert sich Roberto Klug noch gut an den Neuzugang von den A-Junioren der SKV Rutesheim, der sich zur Saison 2015/2016 beim Verbandsligisten vorstellte. Mit zu seiner Reife beigetragen hat auch im Nachhinein der verkorkste Wechsel zu Calcio Leinfelden-Echterdingen zur Saison 2018/2019. „Viel wurde seitens Calcio versprochen, fast nichts davon eingehalten“, blickt Endrit Syla nüchtern auf das eine Jahr beim Sindelfinger Verbandsliga-Konkurrenten zurück. Trotz eines Zwei-Jahres-Vertrags bat er am Ende der ersten Saison um eine Vertragsauflösung.

Wie sehr er weg wollte, zeigt auch die Tatsache, dass er einen Teil seiner Ablöse selbst aufbrachte, um für eine Saison bei der
SV Böblingen in der Landesliga auflaufen zu können, ehe er sich wieder den Sindelfingern anschloss. Den Schritt hat er nicht bereut. „Das war zwar ein wildes Jahr bei der SVB, für die ich aufgrund von personellen Problemen einmal sogar als Torwart auflaufen musste, aber ich habe die Freude am Kicken zurückgewonnen und neue Freundschaften geschlossen.“

Vor allem das Zusammenspiel mit Sascha Raich hat er in vollen Zügen genossen. „Ich habe bei meiner Rückkehr zum VfL den Verantwortlichen gesagt, dass sie Sascha verpflichten sollen“, sagt Endrit Syla mit einem Lachen, wohl wissend, dass dieser Wechsel nicht zustande kommen wird. „So wie ich mich mit Sindelfingen identifiziere, ist Sascha durch und durch ein Böblinger.“

Engagement im Jugendvorstand

Die Identifikation mit dem VfL geht beim 25-Jährigen mittlerweile sogar soweit, dass er sich im Jugendvorstand der Sindelfinger engagiert. Vereinsjugendsprecher Max Reinhardt, mit dem er gemeinsam auf dem Stiftsgymnasium das Abitur ablegte, fragte an, ob sich Endrit Syla eine Mitarbeit vorstellen könne. „Ich konnte“, war das Sprachentalent sofort Feuer und Flamme. Der Arbeitsschwerpunkt liegt nun darin, Barrieren für Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien oder solchen mit Migrationshintergrund abzubauen. „Ich bin vollauf überzeugt von der Sache und möchte mithelfen, dass benachteiligte Kinder Sport machen können“, sagt Endrit Syla und erinnert sich an seine Anfänge in einem fremden Land zurück. „Ich bin erst 2010 nach Deutschland gekommen und weiß, wie wichtig der Sport bei der Integration ist. Auf diese Weise möchte ich das der nächsten Generation zurückgeben.“

Bild: Syla

Quelle: SZ/BZ-Online