Neujahrsvorsätze könnten jetzt belohnt werden
Gesundheitssport. Gute Vorsätze zum neuen Jahr gibt es wie Sand am Meer, oft haben sie mit Sport, Bewegung und Gesundheit zu tun. Anderthalb Monate später stellt sich die große Frage: Sind sie noch aktuell oder längst vergessen? Egal, wie die Antwort ausfällt: Genau jetzt ist die richtige Zeit, den Schalter umzulegen. Das sagt Andreas Hagedorn, Studioleiter der Sportwelt des VfL Sindelfingen. Er liefert dafür Argumente.
Neujahrsvorsätze: Gib es Erkenntnisse, wie viel davon am Ende übrig bleibt?
Andreas Hagedorn: „Wenn man Statistiken liest, liegt die Quote etwa bei zehn Prozent. Das heißt, von zehn Personen hat am Ende einer eine Chance, nach einem Jahr noch dabei zu sein.“
Warum es manchmal nicht klappt
Das klingt ziemlich ernüchternd. Warum ist das so?
Andreas Hagedorn: „Bestimmt liegt das auch daran, dass man sich zu hohe Ziele setzt. Oder es sind nicht die eigenen, denen man hinterherrennt. Andere fassen vielleicht das Passende ins Auge, tun aber nicht das Richtige dafür.“
„Ich sollte selbst auf die Idee kommen“
Was sind denn fremdgesteuerte Ziele?
Andreas Hagedorn: „Beispielsweise, dass ich eine bessere Figur haben möchte, was mir in der Regel von meiner Umgebung zugetragen wird. Die Frage ist aber immer: Warum? Auch wenn mir mein Arzt sagt, dass ich abnehmen sollte, ist das zwar richtig, kommt aber von außen. Ich sollte selbst auf die Idee kommen, dass das mir auch wirklich gut tut und dass ich es auch wirklich möchte.“
Merken Sie gerade jetzt in der Sportwelt, dass der Schwung noch da ist?
Andreas Hagedorn: „Ja, schon. Immer zum Jahresanfang sieht man Leute, die schon lange nicht mehr da waren. Bei manchen lässt die Motivation aber nach. Gerade jetzt ist das besonders schade.“
Warum gerade jetzt?
Andreas Hagedorn: „Weil es im Grundsatz darum geht, dass ein Verhalten zur Gewohnheit wird. Manche sagen, das dauert sechs Wochen, das wäre jetzt, andere sprechen von 66 Tagen, also nach gut zwei Monaten. Außerdem lohnt es sich immer erst nach ein paar Wochen besonders, am Ball zu bleiben.“
Warum?
Andreas Hagedorn: „Weil sich Erfolge nicht sofort einstellen. Gesundheitliche Themen brauchen Zeit. Grob gesagt provoziere ich mit Sport den Körper und er braucht ein bisschen, darauf anzuspringen und sich zu verändern. Wer beispielsweise abnehmen will, stagniert erst eine Weile, dann purzeln die Pfunde.“
„Ein Trainer kann helfen“
Dann hat man es geschafft.
Andreas Hagedorn: „Es gibt immer die Gefahr, rauszufallen. Das hat häufig mit Lebensumständen zu tun. Ich sehe es bei mir selbst. Über ein Jahr lang begann mein Tag mit Atemübungen, Meditation und einer kalten Dusche. Jetzt bin ich Vater geworden und nur die kalte Dusche ist übrig geblieben.“
Kriege ich das mit der Motivation alleine auf die Rolle?
Andreas Hagedorn: „Ein Trainer kann helfen. Er ist derjenige, der mit entscheidet, worauf es ankommt. Alleine verfällt man recht schnell in Übungen, die nicht gerade effizient sind und setzt falsche Prioritäten.“
Kniebeugen, Kreuzheben, Bankdrücken, Klimmzüge
Zum Beispiel?
Andreas Hagedorn: „Wenn ich abnehmen möchte, muss ich nicht ewig den Bizeps trainieren. Eher sollte ich mich auf die Grundübungen konzentrieren. Kniebeugen, Kreuzheben, Bankdrücken oder Klimmzüge, da werden viele Muskelgruppen gleichzeitig trainiert. Aber was tue ich, wenn ich keinen Klimmzug kann? Dann brauche ich Varianten, die es leichter machen.“
Das könnte man vielleicht auch im Internet rausbekommen.
Andreas Hagedorn: „Ja, vielleicht. Aber das Internet korrigiert mich nicht, wenn ich Fehler mache. Das kann dann schon auf die Gelenke und die Gesundheit gehen. Das fängt bei der Bewegung an und geht bei der Ernährung weiter, und es geht auch um Trainingsumfänge oder Pausen.“
Fast alles ist besser als nichts
Kann ich überhaupt alleine loslegen?
Andreas Hagedorn: „Klar, und das kann mit einem 20-minütigen Spaziergang pro Tag beginnen, da kann man eigentlich nichts falsch machen. Je nachdem eben, wie ich mich auskenne. Man kann schon sagen, dass es besser ist, etwas zu tun, als nichts zu tun. Andererseits sollte ich mich hüten, zu denken, ich mache jetzt Sit-ups, weil es mir im Rücken weh tut. Da ist es schon besser, sich guten Rat einzuholen.“
Zurück zu den Neujahrsvorsätzen. Wäre jetzt auch ein guter Moment für denjenigen, den es bis jetzt noch nicht vom Sofa gelupft hat?
Andreas Hagedorn: „Es ist immer der richtige Tag, anzufangen. Besser heute als morgen. Doch gerade jetzt ist es besonders günstig, weil die Tage länger werden und Licht uns Energie gibt, die wir mitnehmen können.“
Nach drei Tagen ist alles verpufft
Das heißt, wer jetzt Lust bekommen hat, sollte zum Sport gehen.
Andreas Hagedorn: „Ja. Auch das ist in Studien nachzulesen, gilt aber nicht nur für den Sport: Wenn mich etwas motiviert hat, sollte ich unbedingt innerhalb der nächsten 72 Stunden das Projekt anpacken. Denn nach drei Tagen ist die Sache schon wieder verpufft und vergessen.“
Jürgen Wegner kennt es: Wird Sport zum regelmäßigen Begleiter, verliert der innere Schweinehund an Stärke. Leider meldet dieser sich trotzdem immer wieder zurück.
Bild: Die Tage werden länger, Licht gibt Energie, diesen Schwung kann man mitnehmen. Zum Beispiel auf die neue Beachvolleyball-Anlage hinter der VfL-Sportwelt. Und diejenigen, die mit guten Vorsätzen ins neue Jahr gestartet waren, befinden sich an einem entscheidenden Punkt.Bild: Wegner
Quelle: SZ/BZ-Online