Trainer, Lehrer und Sprinter stiebt mit 85 Jahren
Wolfgang Fischeder, Sprinter, Trainer und Lehrer in Sindelfingen, ist gestorben.
Leichtathletik. Jahrelang war Wolfgang Fischeder-Frick, damals unter seinem Geburtsnamen Fischeder, der schnellste Mann des VfL Sindelfingen. Mit 10,4 Sekunden hielt er von 1965 an jahrzehntelang den Vereinsrekord im 100-Meter-Lauf. Jetzt ist er mit 85 Jahren nach einer Herzoperation gestorben. Die Beerdigung fand im kleinen Kreis statt.
Als der Fallschirmspringer 1961 von der Bundeswehr von Hammelburg (Nordhessen) nach Böblingen versetzt wurde, schloss sich der damals eher durchschnittliche Sprinter den Sindelfinger Leichtathleten an. Das Training schlug so gut an, dass Wolfgang Fischeder 1965 bis 1967 zur Form seines Lebens auflief. Als knapp 29-Jähriger wurde er in Regensburg am Ende der 100 Meter in 10,4 Sekunden gestoppt. 1966 erreichte er über 400 Meter mit 47,4 Sekunden seine persönliche Bestzeit, doppelte diese Leistung 1967 nach und glänzte über 200 Meter in 21,4 Sekunden.
Im Nationaldress in der Böblinger Sporthalle
Bei seinem einzigen Einsatz im Nationaltrikot sorgte er 1968 in der Böblinger Sporthalle für einen deutschen Sieg über 4×200 Meter über die spanische Sprintstaffel. Mit Wilfried Renner, Jochen Raisch und Kurt Schittenhelm legte Wolfgang Fischeder den Grundstein für die Sindelfinger 4×400-Meter-Staffel-Tradition. Das Quartett, mit dem späteren Olympiateilnehmer Bernd Herrmann anstelle von Jochen Raisch, wurde in 3:12,4 Minuten zur Nummer 1 in Württemberg.
In der Gartenstraße und am Klostergarten
Auch als Senior war Wolfgang Fischeder nicht zu bremsen. Weder als anspruchsvoller Trainer noch als Athlet. Über 200 und 400 Meter setzte er in den Altersklassen M40 und M45 neue Bestmarken im Land und holte 1983 mit Rainer Wacker, Frank Rätzsch und Wolfgang Nolting den deutschen Seniorentitel über 4×100 Meter nach Sindelfingen. Der Bundeswehr hatte er da, nach zehn Jahren Dienst, längst Adieu gesagt. Gemeinsam mit dem heutigen Ehrenabteilungsleiter der Sindelfinger Leichtathleten, Dieter Gauger, ließ er sich 1970 zum Fachlehrer ausbilden. Von 1972 an unterrichtete er an der Sindelfinger Gartenstraßen-Grund- und -Hauptschule Sport und Technik, nach deren Ende an der Klostergartenschule.
In der ersten Hälfte der 1980er Jahre wurde aus Fischeder Fischeder-Frick und er zog zu seiner zweiten Frau nach Onstmettingen (Albstadt). Auch nach seiner Zeit als Aktiver und als Trainer blieb er dem VfL verbunden. Mehrere Jahre kam er mindestens einmal in der Woche ins Floschenstadion oder in den Glaspalast – immer dann, wenn er seinen jüngsten Sohn zum Training beim Billard-Zweitbundesligisten BC Sindelfingen chauffierte.
Bild: Hart arbeiten und ordentlich feiern. Als Athlet und als Trainer war Wolfgang Fischeder beides wichtig. Bild: M. Schmidt/Archiv Reichert
Quelle: SZ/BZ-Online