Fußball: Blau-weißer Paukenschlag

VfL Sindelfingen – FSV Hollenbach 2:0

Der VfL Sindelfingen bezwingt in der Fußball-Verbandsliga völlig überraschend den Tabellenführer FSV Hollenbach mit 2:0.

Fußball. Elf einigermaßen fitte Spieler aus dem Kader der ersten Mannschaft, dazu noch in Felix Franke einen längere Zeit verletzten Akteur sowie in Hakan Kilinc und Lars Reichert zwei Mann aus der Reserve auf der Bank. Und das gegen das Überteam der bisherigen Verbandsligarunde den FSV Hollenbach, der mit der ligaweit besten Defensive ohnehin nur schwer zu knacken ist. Am Ende aber gewinnt der VfL Sindelfingen dank der besten Saisonleistung völlig verdient mit 2:0. Wie ist das nur möglich?

Roberto Klug hielt nach dem Spiel auch kurz inne und stellte sich dieselbe Frage. Denn alle Vorzeichen sprachen im Vorfeld gegen sein Team, alles andere als eine klare Niederlage wäre einer mittleren Sensation gleichgekommen. Letztlich kam es mit dem 2:0-Erfolg zu dieser Überraschung und die Erklärung des Sindelfinger Trainers klang so einfach wie nachvollziehbar. „Das war eine unfassbare Leistung meiner Spieler, sowohl kollektiv als auch individuell betrachtet“, strahlte Roberto Klug mit der kalten Aprilsonne um die Wette. „Die Vorzeichen standen wirklich nicht gut, aber wie wir es dann gespielt haben, macht mich als Trainer dieser Mannschaft sehr stolz.“

Michael Walz wächst über sich hinaus

Der ausgefallene vorherige Spieltag sollte eigentlich dafür sorgen, dass die Sindelfinger Spieler noch einmal durchschnaufen konnten, bevor es in den Saisonendspurt geht. Doch weit gefehlt: Sechs Coronafälle verschärften die Situation dermaßen, dass eine neuerliche Spielverlegung durchaus in Erwägung gezogen wurde.

Vier der erkrankten Spieler kehrten aber in dieser Woche ins Mannschaftstraining zurück – und standen auch allesamt gegen den FSV Hollenbach in der Startelf. Lediglich Kapitän Oliver Glotzmann und Stammtorwart Alexander Bachmann mussten noch passen. Für Bachmann hütete Michael Walz das Tor, der sich selbst erst zum Abschlusstraining freitesten konnte. „Dass Micha zurück war, gab mir ein gutes Gefühl“, bestätigte Roberto Klug.

Dass der Sindelfinger Ersatztorwart dann auch noch zu einem der entscheidenden Akteure auf dem Platz avancierte, war eine der besonderen Anekdoten dieses Verbandsligaduells. Mit einer unerschütterlichen Ruhe stand Michael Walz zwischen den Pfosten, wurde im gesamten Spielverlauf nur drei Mal ernsthaft geprüft und stand dabei jedes Mal seinen Mann. Als der 35-Jährige in der 82. Minute einen Schuss von Hollenbachs Spielmacher Samuel Schmitt aus dem Winkel kratzte, wussten auch die Gäste, dass an diesem Tag nichts mehr zu holen war.

Dass er nicht öfter geprüft wurde, hing unmittelbar mit dem Auftreten der Abwehrreihe vor ihm zusammen. Denn was Noah Sautter, Nico Dittrich – der erstmals die Kapitänsbinde trug – und Yannick Sagert im Zentrum wegverteidigten, war bemerkenswert. Und nach jedem gewonnenen Zweikampf pushte sich das Trio lautstark zu weiteren Heldentaten. „Wir standen etwas tiefer als sonst, das war der Klasse des Gegners geschuldet“, sagte der VfL-Coach und fügte erklärend hinzu: „Aber nur hinten reinstellen und verteidigen hätte heute nicht geklappt.“

Syla mit phänomenaler Übersicht

Immer wieder schalteten die Sindelfinger gekonnt in den Offensivmodus um und erspielten sich schon zu Beginn einige gute Chancen, die André Simao und Sascha Häcker aber zunächst noch knapp vergaben. In der 25. Minute aber steckte Endrit Syla auf André Simao durch, der schließlich Philipp Hörner im FSV-Gehäuse keine Abwehrchance ließ – 1:0. Das Spiel lief wie gemalt für die Hausherren, die sich nun noch mehr der Verteidigung des eigenen Tores widmeten, dabei aber auch weiterhin auf Umschaltaktionen achteten.

In dieser Hinsicht waren Jürgen Schechinger und Endrit Syla die Taktgeber, die das Geschehen immer wieder gekonnt nach vorne verlagerten. Vor allem Letzterer präsentierte sich dabei in Galaform. Teilweise nahm es Endrit Syla mit vier gegnerischen Spielern auf und kam trotzdem mit Ball aus diesen Situation heraus. Darüber hinaus filetierte er mit phänomenaler Übersicht die Hollenbacher Abwehr und war an jeder gelungenen Aktion des VfL beteiligt. So auch an der Entstehung des zweiten Sindelfinger Treffers in der 62. Minute. Über Syla und Häcker gelangte der Ball zu Simao, dessen Schuss von Hollenbachs Marius Uhl am Boden liegend mit der Hand geblockt wurde. Sascha Häcker schnappte sich den Ball und verwandelte den fälligen Strafstoß sicher zum 2:0.

Auch danach blieben die Gäste ihre Klasse schuldig. Der VfL war bei einer weiteren sehr guten Chance von Felix Franke dem dritten Tor näher als der FSV dem Anschlusstreffer. In der Nachspielzeit entlud sich der Frust bei Julian Henning, der nach einem Tritt gegen Endrit Syla mit direkt Rot vom Platz musste. Als das Spiel schließlich zu Ende war, trotteten die Gäste geschlagen vom Feld. Ein Hollenbacher Akteur meinte noch beim Verlassen des Kunstrasens viel sagend: „Die haben wir wohl unterschätzt.“

VfL Sindelfingen: Bachmann, Dodoli, Sagert, Dittrich, Sautter, Horny (71. Min. Kilinc), Krauß, Schechinger (79. Min. Franke), Syla, Simao, Häcker (90.+5. Min. Reichert)

Bild: 8.4.22 Sindelfingen Torjubel zum 2:0
Quelle: SZ/BZ-Online