Am Freitag um 21.45 Uhr ist es soweit
Eine Sindelfingerin steht in einem großen Finale der Leichtathletik-Bühne. Carolina Krafzik ist am Donnerstagvormittag das Meisterstück gelungen, sich bei den Europameisterschaften in München unter die besten acht Europäerinnen zu katapultieren.
Leichtathletik. Mit ihrem starken Auftritt im 400-Meter-Hürden Halbfinale sorgte sie für Standing Ovations bei den Zuschauern und großen Jubel bei mitgereisten Freunden, Trainingspartnern und Familienmitgliedern. Schon im Vorlauf hatte die Sindelfingerin geglänzt und war zu einer neuen persönlichen Bestzeit gelaufen. Im Halbfinale war die Marschroute klar: Ein Platz unter den ersten beiden des Laufs musste her, um eine sichere Finalqualifikation zu ergattern.
Gewohnt schnell ging die Sindelfingerin also ihr Rennen an und schob sich sogar in Führung. In der zweiten Kurve gab es dann aber einen kurzen Schreckmoment. „Bei der siebten Hürde ist sie aus dem Tritt gekommen, das hat Kraft gekostet, davor war sie aber genauso schnell wie im Vorlauf“, analysiert Trainer Werner Späth. Doch Krafzik fing sich wieder und bekam es auf der Zielgeraden mit Spanierin Sara Gallego zu tun, die von Bahn sechs aus vorbeistürmte. Die weitere Konkurrenz hielt die VfL-Athletin aber in Schach und lief unter viel Beifall als Zweite über die Ziellinie. Gestoppt wurden 55,29 Sekunden, die zweitschnellste Zeit der 27-Jährigen in diesem Jahr, viel wichtiger aber: Carolina Krafzik hat sich ihren großen Traum erfüllt.
Gleich zwei Mal war im Halbfinale Endstation in den letzten beiden Jahren, steht sie in einem großen Finale. So richtig realisieren konnte sie das im Ziel angekommen selbst noch nicht. Die Athletin warf sich erschöpft auf den Boden, schüttelte immer wieder den Kopf. „Hammer, dass ich im Finale stehe, vielen Dank“, rief sie den Zuschauern über das Stadionmikrofon zu. „Im Ziel wusste ich gar nicht wohin, ich wollte mich einfach nur noch hinlegen. Das Rennen war hart. Die Beine spüre ich mehr als nach dem Vorlauf, da ist ziemlich Laktat durchgeschossen“, so Carolina Krafzik wenig später.
Doch die Schmerzen sind schnell vergessen, zu groß ist die Freude über die gelungene Finalqualifikation. „Ich kann es noch gar nicht ganz glauben. Mein erstes internationales Finale, wer hätte das gedacht. Nach dieser Saison hätte ich das selbst nicht geglaubt“, freut sich Krafzik, die schwierigen letzten Monate immer noch im Hinterkopf. Das erfolgreiche Rennen war für die Grundschullehrerin aber auch nach ihrem schnellen Vorlauf keine Selbstverständlichkeit. „Alle haben gesagt, ich muss nur einfach nochmal so schnell laufen und es ist ja auch mein eigener Anspruch, dass ich das kann.“
Die Sindelfingerin hielt dem Erwartungsdruck stand, ihr Finale am Freitagabend um 21:45 Uhr will sie aber einfach genießen. Zumal die europäische Elite schnelle Zeiten vorzuweisen hat. „Ich möchte mich gut präsentieren und die Stimmung genießen.
Vereinskamerad Constantin Preis hatte wenige Minuten zuvor weniger Glück. Nach langer Verletzungspause steigert er sich kontinuierlich, für den ganz großen Wurf, die Finalteilnahme über die 400-Meter-Hürden der Männer, reichte das aber noch nicht. Nach einer guten Vorlaufleistung konnte sich der 24-Jährige am Donnerstag weiter verbessern und zeigte mit 49,55 Sekunden eine neue Saisonbestzeit. In einem denkbar engen dritten Halbfinale reichte das aber nur für Platz fünf, gleichbedeutend mit den Ausscheiden.
Bild: Carolina Krafzik hat erstmals ein großes internationales Finale erreicht. Morgen Abend ist es soweit. Bild: Schüttke
Quelle: SZ/BZ-Online