6 seiner 7 Olympia-Teilnehmerinnen waren dabei
59 Jahre hat er der Leichtathletik einen Stempel aufgedrückt: Werner Späth wurde jetzt vom Landessportverband Baden-Württemberg der Ehrenpreis für sein Lebenswerk überreicht.
Leichtathletik. Sieben Athletinnen hat er in dieser Zeit zu Olympischen Spielen geführt, zwölf internationale Medaillen gewannen seine Schützlinge. 41 Mal wurde eine Athletin Späths zur Deutschen Meisterin gekürt, zusätzlich gab es zwölf Staffeltitel und sieben Deutsche Jugendtitel.
„Medaillen und Olympiateilnahmen sind die eine Sache, ich habe aber auch bestimmt 100 Athletinnen gehabt, bin mit allen gut ausgekommen und einiges von ihnen gelernt“, blickt Werner Späth zurück. Dabei hat der Sindelfinger Erfolgstrainer, inzwischen 78 Jahre alt, sein Werk noch nicht abgeschlossen. Zahlreiche Versuche in die wohlverdiente Trainerrente zu gehen, wurden von immer neuen Talenten, die Späth an die deutsche und internationale Spitze führen konnte, torpediert. Und so plant Werner Späth auch nach 59 Jahren im Trainergeschäft noch bis mindestens 2024, schließlich hat er mit seinen aktuellen Schützlingen Carolina Krafzik und Lisa-Sophie Hartmann noch einiges vor.
„Eigentlich bekommt man ja wenn man aufhört einen Preis verliehen, mir hat man aber gesagt, das was ich schon gemacht habe, reicht für ein Lebenswerk“, grinst Späth. Und so stand er im Porsche Museum umringt von seinen Olympionikinnen, die eigens zu diesem Anlass angereist waren. Nadine Hildebrand, Halbfinalistin über die 100 Metern Hürden 2016 in Rio de Janeiro, hielt zur Überraschung von Werner Späth eine Laudatio auf ihren langjährigen Trainer, der seine Karriere beim TV 07 Weil im Schönbuch startete.
Beim SV Holzgerlingen trainierte er seine erste Olympia-Teilnehmerin Elfgard Schittenhelm, die 1972 bei den Spielen in München in das 100 Meter Hürden Halbfinale lief. „Wir haben damals miteinander gelernt, er hat das als junger Trainer ganz toll gemacht. Wir sind immer noch miteinander befreundet, das ist wie Familie“, sagt Schittenhelm. Die nächste Erfolgsgeschichte folgte nur wenige Jahre später. Als Jugendliche wechselte Heidi-Elke Hudak, bekannt unter ihrem Geburtsnamen Gaugel, zum VfL Sindelfingen. Gemeinsam durchlitt das Duo in 12 Jahren Höhen und Tiefen, darunter auch die Olympiateilnahme in Los Angeles 1984 und die Bronzemedaille mit der 4 x 400-Meter-Staffel.
Nach großen Erfolgen als Vereinstrainer stieg Späth im Jahr 1987 zum Sprinttrainer des weiblichen deutschen Olympiakaders auf. Ein Jahr später in Seoul konnte er mit Ulrike Sárvári seine eigene Athletin betreuen. „Ich habe unglaublich viel Zeit meines Lebens mit ihm verbracht, wegen Werner bin ich nach Sindelfingen gekommen und es hat sich sehr gelohnt“, sagt Sárvári.
Ein Olympiastart 1996 in Atlanta gelang Birgit Hamann, damals Wolf. „Werner war immer unglaublich fokussiert und hatte alles im Blick was da als Störfaktor kommen konnte. Gerade vor wichtigen Wettkämpfen findet er immer die richtigen Worte“, erinnert sich Hamann. 2004 stand Stephanie Kampf im Olympiakader von Athen. Nach Nadine Hildebrand in 2016 erfüllte sich 400-Meter-Hürdenläuferin Carolina Krafzik 2021 in Tokio ihren olympischen Traum, den sie 2024 in Paris wiederholen könnte.
Nach vielen Jahrzehnten kann man es sich bei den Blau-Weißen ohne Trainer Werner Späth nicht mehr vorstellen. „Mit der Leichtathletik pflegt er eine lange Liebe. 2024 feiert er die Diamantene Hochzeit“, spielt Nadine Hildebrand auf das baldige 60-Jährige Trainerjubiläum an. „Werner ist sehr bodenständig, der Erfolg gehört den Athleten, sagt er immer. Dabei sucht er als erstes den Fehler bei sich, wenn es nicht so gelaufen ist.“
Dabei hat Späth als ehrenamtlicher Trainer immer vorgelebt: Es gibt auch noch ein Leben neben dem Sport. Die meisten seiner Sportlerinnen absolvierten parallel zum Leistungssport eine Ausbildung oder arbeiteten. Das ging auch bei Werner Späth nur mit großem privatem Rückhalt. „Ich habe meine liebe Frau Rose durch die Leichtathletik kennengelernt, allein deshalb war es das wert. Sie war immer an meiner Seite, hat alles mitgetragen, sich mit mir gefreut und mich getröstet“, sagt Werner Späth. Absolvierte er in früheren Trainerjahren durchaus noch die eine oder andere Einheit mit seinen Athletinnen ist er auch heute noch sportlich sehr aktiv, ob auf dem Rennrad oder beim Krafttraining. „Ich muss ja ein Vorbild sein und mich selbst fit halten. Deswegen auch mein Tipp, werdet Trainer oder bleibt es, das hält jung.“
Bild: Trainer Werner Späth und seine Olympia-Starterinnen: Elfgard Schittenhelm, Heidi-Elke Hudak (geborene Gaugel), Ulrike Savari, Birgit Hamann (geboren Wolf), Nadine Hildebrand und Carolina Krafzik (von links). Bild: Schüttke
Quelle: SZ/BZ-Online