Der Sindelfinger hat ein Stipendium
Fern der Heimat hat sich ein Sindelfinger Leichtathlet in der Hallensaison der US-Colleges bewiesen. Paul Specht befindet sich seit dem Spätsommer des vergangenen Jahres jenseits des großen Teiches in Winston-Salem im US-Bundesstaat North Carolina.
Leichtathletik. Dort studiert er an der Wake Forest University und kommt in den Genuss eines Stipendiums. Die private Universität hat ihn aufgrund seiner starken Ergebnisse verpflichtet, die er in den vergangenen Jahren im Trikot des VfL Sindelfingen regelmäßig über die Mittelstrecke gezeigt hat. Wie Specht in seinen letzten Wettkämpfen zeigen konnte: Vollkommen zu Recht.
Der Sindelfinger Leichtathlet hat in North Carolina von Beginn an super Bedingungen vorgefunden, um ein noch schnellerer Läufer zu werden. „Wir hatten einen milden Winter, keinen Schnee und mussten zum Trainieren nicht ein Mal in die Halle gehen. In den letzten Tagen hatte es wieder über 20 Grad“, schwärmt Specht.
Er trainiert zusammen in einem starken Team mit mehreren Top-Läufern seiner Altersklasse. „Für mich passt hier mit meinem Trainer und dem Umfeld alles zusammen.“ Nur um das Training drehen sich die Tage des 20-Jährigen allerdings nicht. Er studiert den durchaus anspruchsvollen Studiengang Engineering. „Man braucht ein gutes Zeitmanagement, mein Studium ist nicht einfach und ich habe an jedem Tag außer Montag Training.“
Für Heimweh bleibt keine Zeit
Deswegen bleibt für Heimweh auch gar keine Zeit. „Ich habe hier sehr viel zu tun, aber ein Mal die Woche telefoniere ich mit meiner Familie und freue mich auch, wenn ich im Sommer wieder daheim bin.“ Der Trainingsumfang des Sindelfingers ist tatsächlich nicht ohne. Rund 130 Kilometer spult er pro Woche ab und das nun schon seit Monaten. „In Sindelfingen haben wir nie so lange diese Kilometeranzahl hochgehalten, höchstens vier Wochen lang“, weiß er.
Hatte Paul Specht in den letzten Jahren immer wieder mit Verletzungsproblemen zu kämpfen, verpasste er in der Hallensaison kein Training und blieb komplett gesund. Entsprechend erfolgreich verliefen die Wettkämpfe mit zahlreichen Bestleistungen. Aus vollem Training startete er Anfang über die 3.000-Meter-Strecke in Blacksburg und lief 8:11,14 Minuten schnell. Die zweitbeste Zeit eines U23-Athleten in Deutschland 2023. Zwei Wochen später bin ich mit der Staffel 800 Meter in 1:50 Minuten mit einem Negativ-Split gelaufen und dann 4:01,25 Minuten über die Meile. Hier wollte ich die vier Minuten unbedingt brechen“, erzählt Paul Specht. Seine Durchgangszeit wäre beim Meilendebüt auch eine neue persönliche Bestleistung über die 1500 Meter gewesen. Zwei Wochen später verbesserte sich der 20-Jährige erneut und zeigte bei den ACC Indoor Championchips als Fünfter eine starke Leistung und lies einige Top-Läufer hinter sich. „Ich bin sehr happy mit dem Ergebnis. Fünfter in unserer Conference ist echt gut.“
Nun ist die Hallensaison in den USA zu Ende, für die Meisterschaften der National Collegiate Athletic Association (NCAA), die am Wochenende stattfanden, konnte sich Paul Specht noch nicht qualifizieren. Als jüngster Jahrgang und sogenannter „Freshman“ hätte er in die Top 16 der Liga „Division I“ laufen müssen. Doch die ersten Freiluftwettkämpfe stehen schon kurz bevor. In zwei Wochen steht der erste Outdoor-Wettkampf bei Specht an, viel Zeit zur Regeneration bleibt nicht, immerhin eine Woche trainingsfrei gab es nach den Hallenwettkämpfen. „Der Fokus liegt natürlich auf Outdoor. Ich bin gespannt, was ich über die 1500 Meter zeigen kann“, so Specht.
Das große Ziel ist die U23-EM-Norm. Mitte Juli finden im finnischen Espoo die Europameisterschaften der Altersklasse U23 statt, 3:41,20 Minuten und eine Top-Platzierung bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften sind hierfür nötig. „Ich denke, ich könnte die Norm laufen. Man muss aber abwägen, meine Freiluftsaison wird sehr lang und ich muss sehen, wie es mir körperlich und mental geht“, sagt Paul Specht, der im Sommer auf jeden Fall wieder im Trikot des VfL Sindelfingen zu sehen sein wird. Mindestens ein Rennen möchte er in der alten Heimat laufen, vielleicht ja das der U23-DM, das direkt zu den Europameisterschaften führt.
Bild: Paul Specht im 1500 Meter- Finale Ende Juni 2021 bei der deutschen U23-Meisterschaft im Stadion Oberwerth in Koblenz Bild: Eibner Eibner-Pressefoto
Quelle: SZ/BZ-Online