Leichtathletin aus Sindelfingen
Die 400 Meter-Hürdenläuferin des VfL Sindelfingen ist in Topform und hat große Ziele.
Leichtathletik. In ihren ersten Saisonrennen, noch über die flache 400-Meter-Distanz, hatte es sich angedeutet, nach den letzten Auftritten über die Langhürden steht fest: Carolina Krafzik ist in Topform. Mit ihrem Sieg in Regensburg, ihrer drittschnellsten Zeit überhaupt und der Bestätigung der WM-Norm sorgte die VfL-Athletin für Jubel in den Sindelfinger Reihen.
Mit zwei starken Staffelrennen und zwei Deutschen Meistertiteln mit der 4×400- und der 4×400-Meter-Mixed-Staffel begann die 28-Jährige ihre Wettkampfsaison und überzeugte in Weinheim mit schnellen 400 Metern in 52,06 Sekunden. „Ehrlich gesagt habe ich gar nicht damit gerechnet, dass ich so nah an meine Bestzeit heran laufe, weil wir den Wettkampf aus dem Training heraus gemacht haben.“
Pushen tut gut
In Regensburg am Wochenende dann hatte die Langhürdenexpertin mit der Britin Lina Nielsen eine starke Konkurrentin neben sich. Seite an Seite überquerten sie die ersten Hürden. „Es tat gut, sich gegenseitig zu pushen“, so Carolina Krafzik, die in Sachen Laufrhythmus aber noch viel Luft nach oben sieht. „Da gibt es noch ein paar Schrauben an denen man drehen kann, aber das ist ja auch schön zu wissen.“
Trotzdem lief die Sindelfingerin am Wochenende ihre drittschnellste Zeit überhaupt, 54,89 Sekunden über die 400-Meter-Hürden. Schneller war sie nur bei den Olympischen Spielen in Tokio und den Europameisterschaften 2023 in München. Das ist so früh in der Saison ein Wort.
Die Norm für die Weltmeisterschaften in Budapest, der selbst Spitzen-Athleten vergeblich hinterherlaufen und es nur über Rankingpunkte zum Saisonhöhepunkt schaffen, knackte die Sindelfingerin schon jetzt. „Ich bin wirklich zufrieden und erstaunt, dass es tatsächlich schon so schnell ist. Im Training gab es Einheiten, die waren auch echt gut, Aber ich vergleiche nicht gerne, weil Training und Wettkampf wirklich nochmal etwas anderes ist“, freut sich Carolina Krafzik über ihre Form.
Wobei sie der Norm ohnehin nicht hätte hinterherlaufen müssen. Schon im vergangenen Jahr in München knackte sie die geforderte Zeit und konnte die Saison deswegen ohne großen Druck beginnen. „Ich bin glücklicherweise nicht dazu verpflichtet, jede Woche woanders zu sein, um meine Punkte zu sammeln, sondern bin auch so sicher dabei. Rankingpunkte habe ich noch nie gebraucht. Ich bin bisher immer meine Norm gelaufen und das will ich auch so beibehalten“, sagt die Grundschullehrerin.
Wird es der fünfte DM-Titel in Folge?
Wo andere in der Welt herumreisen, geht es die Sindelfingerin also ruhig an und konzentriert sich auf sich selbst. Wobei sie einen Auftritt in der höchsten Meetingklasse der Leichtathletik, der Diamond League, natürlich nicht ausschlagen würde. Doch die Sindelfingerin hat für die aktuelle Saison noch ganz andere Ziele. Zuerst steht ein Trainingsblock an, dann soll Ende Juni mit den Team-Europameisterschaften in Polen der erste Einsatz im Nationaltrikot folgen. Der nächste Höhepunkt sind die Deutschen Meisterschaften Anfang Juli in Kassel. „Dort will ich wieder meinen Titel verteidigen und hoffentlich zum fünften Mal in Folge Deutsche Meisterin werden, das wäre sehr schön“, sagt Krafzik.
Die Deutschen Meisterschaften sind aber nur der Vorbereitung für das wahre Highlight: Die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest. Krafzik konnte bei den letzten internationalen Meisterschaften stets überzeugen aber gibt sich bescheiden. „Bei der WM möchte ich auf jeden Fall wieder ins Halbfinale laufen. Das Finale ist natürlich immer toll, aber ich muss auch sagen, die Konkurrenz ist echt stark geworden.“
Die Weltspitze läuft Fabel-Zeiten
Die Weltspitze übertrifft sich in den letzten Jahren mit immer neuen Weltrekorden. Erst im vergangenen Jahr begeisterte die US-Amerikanerin Sydney McLaughlin mit einem Fabel-Weltrekord von 50,68 Sekunden, dahinter sorgt auch die schnelle Niederländerin Femke Bol für Schlagzeilen. „Es wird schwer, überhaupt ins Finale reinzukommen. Wenn ich bei der WM eine gute Zeit laufe, dann wäre ich schon wirklich zufrieden“, sagt Krafzik, die bislang immer perfekt vorbereitet von ihren Trainern Werner Späth und Helmut Walentin auf den Saisonhöhepunkt zusteuerte und zumeist eine neue persönliche Bestleistung mit nach Hause brachte.
Ein konkretes Ziel hat die Sportlerin aber noch zusätzlich im Blick. Anfang Juli beginnt der Qualifikationszeitraum für die Olympischen Spiele in Paris. Die Norm ist nicht mehr weit weg und liegt bei 54,85 Sekunden. Nur zu gerne würde sich Carolina Krafzik schon in dieser Saison ihr Ticket für Paris sichern und sich dann wie gewohnt ohne Normdruck auf eine erfolgreiche Saison vorbereiten.
Bild: Carolina Krafzik nimmt alle Hürden und scheint nicht zu bremsen. Bild: Schüttke
Quelle: SZ/BZ-Online