Über 800 Meter bei der U20-EM
Alexander Stepanov erfüllt sich am Dienstag einen Traum: Der Sindelfinger wird im Deutschlandtrikot bei den Leichtathletik-Europameisterschaft der unter 20-Jährigen antreten.
Leichtathletik. Am Dienstag um 17:20 Uhr deutscher Zeit steht der Sindelfinger im Vorlauf über die 800-Meter-Strecke und darf seine ersten internationalen Erfahrungen in Jerusalem sammeln. Dabei hatte Stepanov in diesem Jahr nicht mit dem EM-Start gerechnet. Nachdem er vor einem Jahr mit einem gebrochenen Fuß außer Gefecht gesetzt war, arbeitete er sich im Winter wieder an die nationale Spitze heran.
Direkt im April startete er in die Freiluftsaison und mit der Normjagd. Gleich zu Beginn steigerte sich der 18-Jährige deutlich und siegte bei der langen Laufnacht in Karlsruhe mit neuer Bestleistung. „Dann haben wir nochmal ein Trainingslager in Frankreich gemacht und direkt danach sollte ich in Pfungstadt laufen und habe mich eigentlich nicht so gut gefühlt“, erinnert sich der Schüler. Nach den ersten Schritten im Rennen war aber klar: „Es läuft gut, ich kann vorne mitrennen“, sagt der Sindelfinger, der als Zweitplatzierter überzeugte. Seine starke Zeit, mit 1:50,11 Minuten natürlich eine neue Bestleistung und auch die Erfüllung der EM-Norm erfuhr er aber erst 30 Minuten später. „Da habe ich mich natürlich richtig gefreut und auch ein bisschen geärgert. Eine Zeit unter 1:50 Minuten wäre schön gewesen. Ich dachte aber auch, dass sicherlich noch viele andere in meiner Altersklasse die Norm laufen.“
Doch die Deutschen Meisterschaften rückten näher und neben Alexander Stepanov konnten nur zwei U20-Athleten die EM-Norm unterbieten. Ein spannendes Finale im 800-Meter-Lauf kündigte sich an und für den Sindelfinger rückten die Europameisterschaften erstmals so wirklich ins Blickfeld. Die Anspannung vor dem entscheidenden Finale war hoch, schließlich war damit zu rechnen, dass die Konkurrenz noch einen letzten Versuch, die Norm zu knacken, unternehmen würde.
Und so folgte ein rasantes Rennen in dem sich der Sindelfinger zuerst taktisch klug zurückhielt, als in der zweiten Runde das Spurten begann aber hellwach war. Auf die Zielgerade lief er noch als sicherer Dritter ein, dann ging die Kraft plötzlich zuneige und der Sindelfinger konnte sich nur als Fünfter ins Ziel retten. „Ich habe mich vertan, es war sicher ein Fehler, nicht an den ersten beiden dranzubleiben“, sagt Alexander Stepanov selbstkritisch. „Es war ein komisches Rennen, am Ende hängt viel von der Psyche ab. Es hat richtig weh getan, dass ich noch überholt wurde.“Quälende Sekunden sah Stepanov sein EM-Ticket in Form seiner Konkurrenten davonlaufen, weniger Meter vor dem Ziel hatte die Uhr aber eine gute Nachricht: Die Norm konnte von den beiden Rivalen aus Dresden und Wetzlar nicht unterboten werden. „Ich habe es erst auf den letzten zehn Metern gesehen und bin glücklich, dass ich jetzt zur EM fahre. Das hätte ich wirklich nie gedacht, ein unbeschreibliches Gefühl.“
Der Vater startete einst für Russland
Dass sich ein Sindelfinger Mittelstreckenläufer für Europameisterschaften qualifiziert, ist eine Weile her, bei den Blau-Weißen dürfte man aber Alexander Schwab und seine Bronzemedaille bei den U20-EM noch in guter Erinnerung behalten. Mit großen Fußstapfen hat Alexander Stepanov aber kein Problem, damit ist er täglich in Form seines Vaters konfrontiert. Oleg Stepanov verbrachte einst erfolgreiche Jahre beim VfL Sindelfingen und war in den neunziger Jahren Mittelstreckler unter Trainer Harald Olbrich. Im Trikot Russlands wurde er bei der Universiade Zweiter.
Bild: Alexander Stepanov feiert am Dienstag seine internationale Premiere. Bild: Schüttke
Quelle: SZ/BZ-Online