VfL und SVB trennen sich 2:2
Ein stark dezimierter Verbandsliga-Absteiger VfL Sindelfingen musste sich mit einem 2:2 im Landesliga-Derby gegen die SV Böblingen begnügen. Die 500 Zuschauer auf dem Kunstrasenplatz neben dem Floschenstadion sahen ein packendes Nachbarschaftsduell.
Fußball. Die letzten Sekunden in der Partie zwischen dem VfL Sindelfingen und der SV Böblingen am Samstag in der Fußball-Landesliga laufen: Böblingens Daniel Fredel passt die Kugel auf den halblinks freistehenden Fabio Carneiro de Carvalho. Er schlägt einen Haken und tanzt damit Sindelfingens Verteidiger Lucas Schuckenböhmer aus. Freistehend vor Keeper Alexander Bachmann zieht Carvalho aus zwölf Metern ab, er verzieht den Schuss, der Ball rauscht am kurzen Pfosten vorbei. Die Sindelfinger atmen tief durch, nehmen sie doch beim 2:2-Unentschieden gegen die SVB vor etwa 500 Zuschauern wenigstens einen Punkt mit. Die Ersatzspieler auf der Böblinger Bank schlagen hingegen die Hände vor den Kopf, Trainer Thomas Siegmund schüttelt denselben.
„Das Ergebnis ist wahrscheinlich über die gesamte Spielzeit gerechnet in Ordnung“, sagte Siegmund wenig später. Tatsächlich hatten beide Mannschaften Phasen in der Partie, in der sie die Oberhand hatten. Es war der VfL Sindelfingen, der dem Derby in den ersten gut 20 Minuten den Stempel aufdrückte. Der VfL war präsent, er störte früh und zunächst auch erfolgreich den Böblinger Spielaufbau, er war die bessere Mannschaft. Ausfluss dieser guten Starts war das 1:0 durch Agim Deskaj, der von der rechten Außenposition ungestört in den Strafraum dribbelte und abschloss. Tayfun Sener und Luka Bilac machten dabei keine gute Figur, sie gingen nicht konsequent in den Zweikampf.
Nach dieser Führung setzten die Sindelfinger aber nicht nach. „Wir waren von Anfang an super im Spiel, wir haben aber zu wenig aus unseren Möglichkeiten gemacht, wir haben zu wenig konsequent nach vorne gespielt“, sagte Sindelfingens Trainer Roberto Klug. Die SV Böblingen kam von Minute zu Minute besser in die Partie, Sindelfingen nahm die Zweikämpfe zunehmend schlampiger an und leistete sich einige Fehlpässe. Zudem konnte Kenan Kasikci, der im Sindelfinger Mittelfeldzentrum vor allem von seiner körperlichen Präsens und den Zweikämpfen lebt, nicht mehr wie gewünscht agieren. Er handelte sich in der 23. Minute zurecht eine gelbe Karte ein, nachdem er Alban Dodoli auf Höhe der Mittellinie von hinten in die Hacken trat. Fortan musste Kasikci aufpassen in den Duellen Mann gegen Mann, um keine Gelb-Rote Karte zu kassieren. Die Partie kippte auf die Seite der SVB, die in der 30. Minute ihre erste Chance hatte durch Dodoli. Auf halbrechts kam er frei zum Schuss, er zog aber zu hektisch ab, die Kugel landete deutlich im Toraus.
Fredel gelingt der Ausgleich
Drei Minuten später passte Max Grausam den Ball auf Carvalho, er schoss neben das Gehäuse. In der 38. Minute war es soweit, Böblingen gelang der Ausgleich, Daniel Fredel war der Torschütze. Fredel zog mit rechts auf, legte sich die Kugel auf den linken Fuß und schob sie ins kurze Eck. Die SVB blieb weiterhin am Drücker, Sindelfingen wirkte zunehmend unsortiert. „Bei uns wurden die Abstände immer größer. Wir haben mit dem allerletzten Aufgebot gespielt, wir hatten wie beispielsweise Leon Tuksar und David Weinhardt zu viele angeschlagene Spieler in der Startelf. Wir haben gewusst, dass es für uns kräftemäßig immer schwieriger wird, je länger die Partie dauert“, sagte Klug. Richtig schwierig wurde es für den VfL ab der 65. Minute, nachdem Christian Bildl das 2:1 erzielt hatte. Bildl war einer von vier Akteuren, die in der vergangenen Saison mit der A-Jugend der SVB in die Oberliga aufstiegen sind und die in Sindelfingen von Anfang an spielten oder im Laufe der Partie eingewechselt wurden.
Böblingen hatte das Derby unter Kontrolle, Sindelfingen agierte teilweise fahrig. Roberto Klug reagierte, er brachte in der 69. Minute Andre Simao und Endrit Syla in die Partie. Das erwies sich als Glücksgriff, denn Simao erzielte aus heiterem Himmel in der 71. Minute das 2:2. Luka Bilac unterschätze komplett einen langen Ball der Sindelfinger, ging nicht richtig zur Kugel, Simao roch den Braten und glich aus. Jetzt wurde es „ein wildes Spiel“, wie es Sindelfingens sportlicher Leiter Thomas Dietsche formulierte: Zunächst hatte Böblingen die große Chance, wieder in Führung zu gehen, der eingewechselte Manuel Nothacker scheitere aber in der 80. Minute aus kurzer Distanz am glänzend reagierenden Bachmann. In der 85. Minute hätte Simao vollends zum Helden der Sindelfinger werden können: Er hatte den dritten Treffer des VfL auf dem Fuß, verzog aber aus 14 Metern deutlich. Und dann kamen die letzten Sekunden, die vergebene Chance von Carvalho, worauf Sindelfingen aufatmete und Böblingen entsetzt den Kopf schüttelte.
Roberto Klug: „Wenn Böblingen ein drittes Tor nachlegt, kommen wir nicht mehr zurück. Der Ausgleich zeigt, wie wichtig Andre für uns sein kann. Für die Zuschauer wurde sehr viel geboten. Wir haben aber unser Ziel, mit einem Auftaktsieg zu starten, nicht erreicht. Aktuell fehlt noch sehr viel, das Beste ist, dass wir einen Punkt haben. Eine Heimniederlage wäre aber auch des Guten zu viel gewesen.“ Thomas Siegmund: „Ich denke, beide Mannschaften können zufrieden sein und sich auf eine gute Saison freuen. Nach der schwachen Anfangsphase haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht.“
VfL Sindelfingen: Bachmann, Schuckenböhmer, Molitor (90. +1 Kilinc), Tuksar (69. Simao), Deskaj, Kubitzsch, Kasikci (69. Syla), Gamuzza, Horny, Weinhardt, Dittrich
SV Böblingen: Guist, Dodoli, Hamann, Fredel, Carneiro, Grausam (87. Bakacs), Vargas (77. Nothacker), Sener (46. Raich), Bildl, Bilac, Wiese (46. Walz)
Bild: Sindelfingens Nicolai Diettrich (rechts) im Duell mit Böblingens Manuel Nothacker (mitte)
Quelle: SZ/BZ-Online