Viel Lob für Veronika Graf
Hände schütteln, Umarmungen, hier und da vielleicht sogar ein kleines Tränchen, das alles verbunden mit dankenden und respektvollen Worten: Ihre letzten Arbeitstage auf der Geschäftsstelle des VfL Sindelfingen dürften sich bei Veronika Graf wohl fest im Gedächtnis verankern.
Vereinssport. Nach knapp 24 Jahren wurde die „gute Seele“ des VfL Sindelfingen nunmehr in den verdienten Ruhestand verabschiedet. „So richtig bewusst bin ich mir darüber noch nicht, ich muss den neuen Abschnitt erst einmal auf mich wirken lassen“, sagt die 64-jährige, die bereits vor der offiziellen Verabschiedung im Kreis des Kollegiums hin und weg war.
„Es freut mich enorm, dass sich so viele Abteilungsleiter und andere Ehrenamtliche persönlich von mir verabschiedet haben, das hätte ich so nicht erwartet.“ Der ehemalige Geschäftsführer Roland Medinger, zusammen mit Harry Kibele derjenige, der am längsten mit Veronika Graf zusammenarbeitete, bringt es auf den Punkt: „Veronika hat den Verein mit viel Herzblut und jeder Faser ihres beruflichen Tuns gelebt, sie hat nicht nur einfach ihren Job gemacht.“ Und diesbezüglich will die Maichingerin auch gar nicht widersprechen. „Ich habe hier sehr gerne gearbeitet, die Zeit verging wie im Fluge. Nach so einer langen Zeit gehe ich auf jeden Fall auch mit einem weinenden Auge.“
Natürlich gibt es sie auch im Arbeitsleben von Veronika Graf, die Hochs und Tiefs. Oder Sachen, die man vielleicht nicht immer so gern macht. Oder für die sich manch andere zu schade sind. „Aber damit hatte ich nie Probleme“, blickt Veronika Graf zurück, „wenn Arbeit anfällt, dann macht man sie eben. Ich habe mir nie Gedanken gemacht, ob ich das tun muss oder nicht, ich habe es einfach gemacht.“ Zweifelsohne eine Spezies an Angestellten, die Firmen oder Organisationen heutzutage an einer Hand abzählen können.
Stellenanzeige in der SZ/BZ entdeckt
Kurz vor der Jahrtausendwende bewarb sich Veronika Graf auf eine Stellenanzeige des VfL, die sie in der Sindelfinger Zeitung erblickte. Dort wurde eine Verwaltungsangestellte in Vollzeit gesucht. „Auch wenn ich aus familiären Gründen nicht unbedingt ganztags arbeiten wollte, habe ich mich einfach mal beworben“, erinnert sich die gelernte Bürokauffrau, „Roland Medinger lud mich dann zum Gespräch ein und ich wurde aus einer größeren Anzahl an Bewerbern ausgewählt.“ Schon im Januar 2000 befand sie sich in der Einarbeitungsphase, obwohl der Vertrag erst ab Februar Gültigkeit hatte.
Über all die Jahre ging die Arbeit von Veronika Graf weit über das reine Arbeitsfeld einer Sekretärin hinaus. Schon damals im alten Vereinsheim avancierte sie zum ersten Anlaufpunkt für Funktionäre und Mitglieder, zeigte sich zusammen mit ihren Kolleginnen Monika Köckritz und Claudia Stretz verantwortlich für die Organisation von Vorstands- und Ausschusssitzungen oder Vereinsausflügen. „Die Protokolle zu den Sitzungen wurden mir lange Zeit von Roland Medinger mit dem Mann im Ohr diktiert“, erzählt Veronika Graf.
In den letzten 15 Jahren sorgte sie bei mehreren Hundert Gesundheitstagen in Kooperation mit Mercedes Benz für die Bewirtung der Gäste, zeigte sich – ab 2013 in Funktion als Geschäftsstellenleiterin – zudem in den Bereichen Personal- und Mitgliederverwaltung zuständig. Aufgabenfelder, die nun unter anderem von Geschäftsstellen-Bereichsleiter Simon Dunkel, von Kim Lauxmann oder Teresa Spengler abgedeckt werden.
Als „kommunikatives, verbindendes Element zwischen den Beteiligten“ sieht Anne Köhler die nun scheidende Mitarbeiterin. „Sie hatte immer ein offenes Ohr und war auch nie mal um einen lustigen Spruch verlegen.“ In Zeiten, in denen die bürokratischen Hürden – und damit einhergehend auch der Zeitaufwand – zunehmen, spielte Veronika Graf ihre Stärken aus, indem sie die neuen Gegebenheiten akzeptierte – und abarbeitete. Sei es beim Kinder- und Jugendschutzkonzept, beim Datenschutz oder bei den Aufzeichnungspflichten im Bereich der Mindestlohnkontrolle.
Der direkte, persönliche Kontakt zu den Vereinsmitgliedern lag Veronika Graf stets am Herzen, die Coronazeit mit zeitweiliger Home-Office-Pflicht war ihr ein Dorn im Auge. Geschichtchen und Geschichten gibt es wohl Unzählige aus all den Jahren, auf eine spezielle will sich Veronika Graf – ob ihrer Bescheidenheit – gar nicht festlegen. „Veronika hatte das notwendige Fingerspitzengefühl, um mit allen Charakteren samt ihren unterschiedlichen Ansprüchen umgehen zu können“, erwähnt Anne Köhler.
Und auch wenn sich Veronika Graf jetzt erst einmal in den Urlaub nach Südtirol verabschiedete und auch zukünftig öfter mit dem Ehemann auf Reisen gehen will, ganz aus der Welt wird sie für den VfL auch in Zukunft nicht sein. „Und wenn es mir arg langweilig wird, kann ich ja wieder ein bisschen was für den VfL tun“, sagt sie. Wie ernst sie das meint, bleibt erst einmal ihr Geheimnis.
Bild: Großer Bahnhof für Veronika Graf. Zuzm Abschied kam fast der gesamte Vorstand und viele Mitarbeiter aus der VfL-Sportwelt zusammen. Bild: z
Quelle: SZ/BZ-Online