43:27-Kantersieg der HSG Böblingen/Sindelfingen
Handball-Verbandsligist HSG Böblingen/Sindelfingen gewinnt mit 43:27 gegen die Sport-Union Neckarsulm. Das freut auch Abteilungsleiter Ralf Maurer.
Handball.Am Samstagabend gab es in der Böblinger Murkenbachhalle viele lachende Gesichter zu sehen. Auch Ralf Maurer konnte seine gute Laune nicht verbergen, obwohl er das sogar versuchte. Denn dem Abteilungsleiter der HSG Böblingen/Sindelfingen war der Erfolg seiner Aktiventeams selbst nicht ganz geheuer.
Herr Maurer, alle drei HSG-Mannschaften haben ihre jeweiligen Gegner aus der Halle geschossen. Ihnen als Abteilungsleiter muss doch dabei das Herz aufgegangen sein?
Ralf Maurer: „Ja, das ist es. Ich finde es aber fast schon ein bisschen erschreckend, wie gut das heute war. Der ganze Samstag mit dem ersten kompletten Heimspieltag war ein einziger Traum. Alles hat gepasst, die Halle war voll und wir haben drei klare Siege eingefahren. Mehr kann man nicht erwarten.“
Ist in dieser Saison von Ihren Teams somit Großes zu erwarten?
Ralf Maurer: „An solch perfekten Tagen muss man als allererstes aufpassen, nicht abzuheben. Natürlich genießen wir den Moment, aber die Saison ist gerade mal ein paar Wochen alt. Trotzdem ist es schön, wenn man in der Tabelle nicht nach unten schauen muss, sondern sich sogar nach oben orientieren darf.“
Neulich erst hat die HSG ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert. Von einem Konkurrenzdenken der beiden Stammvereine war und ist nichts zu spüren.
Ralf Maurer: „Das ist eine unserer größten Errungenschaften in diesen zehn Jahren. Wir haben diese Rivalität aufgebrochen. Ob VfL Sindelfingen oder SV Böblingen, das ist vollkommen egal. Wir begeistern in beiden Städten die Leute. Und mit solch einer Werbung für den Handball wie heute, werden diese Leute auch wieder zu uns kommen.“
Sie klingen zuversichtlich, was die Zukunft der HSG anbetrifft.
Ralf Maurer: „Die Frauen spielen in der Württemberg-Liga eine gute Rolle, die Männer in der Verbandsliga ebenso. Darüber hinaus sorgen unsere A-Junioren in der Württemberg-Liga derzeit für Furore. Einige der Jungs werden in den nächsten beiden Jahren unsere Aktiventeams verstärken. Ein gesundes Maß an Optimismus ist deshalb durchaus angebracht. “
Der Spielverlauf
Gibt es das perfekte Spiel? Diese Frage stellte sich Marco Cece am Samstagabend immer wieder. Mit 43:27 hatte die HSG Böblingen/Sindelfingen die Sport-Union Neckarsulm förmlich aus der Halle gefegt, und 450 restlos begeisterte Zuschauer quittierten den Auftritt der Hausherren mit lang anhaltenden Ovationen. Und so sehr der HSG-Trainer auch das berühmte Haar in der Suppe suchte, er fand es nicht. „Das war eine großartige Leistung, heute hat einfach alles funktioniert.“
Einen großen Anteil am Kantersieg hatten aber auch Marco Cece und dessen Bruder und Co-Trainer Vito Cece selbst. Denn egal, was die Gäste aus Neckarsulm auch probierten, das HSG-Trainerduo hatte stets die richtige Antwort parat. „Wir haben den Jungs vor dem Spiel einige Dinge mit auf den Weg gegeben, die im Grunde alle aufgegangen sind“, bemerkte Marco Cece zufrieden. Angefangen beim phänomenalen Torhüter Kevin Gsell, der mit seinen Paraden zeitweise über sich hinauswuchs, über Jannik Schmitt, der mit seinen erst 19 Jahren in der Defensive der Turm in der Schlacht war, bis hin zu den beiden A-Junioren Mikko Frommer und Fabian Rothsching, die ein überaus gelungenes Debüt in der ersten Mannschaft feierten – bei der HSG griff ein Rädchen ins andere.
Starker Einstand von Marvin Seeger
Und dann wäre da noch Marvin Seeger, dessen erster Auftritt für die Bösis eindrucksvoll aufzeigte, was für einen Kracher die HSG-Verantwortlichen im ehemaligen Oberligaspieler an Land gezogen haben. „Marvin hat gleich seine ersten fünf Würfe verwandelt“, war Marco Cece begeistert von seinem Neuzugang, der gemeinsam mit Tim Frommer, Frederik Todt und Finn Spitzl nach nur vier Minuten für eine beruhigende 4:0-Führung sorgte.
Die Neckarsulmer waren sichtlich beeindruckt vom Tempo, das die Hausherren anschlugen, und wähnten sich früh im falschen Film. NSU-Trainer Jonas Heilmann versuchte mit einer schnellen Auszeit entgegenzuwirken, der erhoffte Effekt blieb jedoch aus. Die HSG war in allen Belangen klar überlegen und imponierte vor allem mit einer fast fehlerfreien Offensivleistung. Die 20:10-Pausenführung war sowohl in der Höhe verdient, als auch eine Duplizität der Ereignisse. Denn etwa zwei Stunden zuvor lagen auch die HSG-Frauen im ihrem Spiel gegen Weilstetten nach 30 Minuten mit 20:10 vorne. „Was die Mädels können, schaffen wir auch“, konnte sich Marco Cece ein Grinsen nicht verkneifen.
Das, was den HSG-Trainer am Samstagabend aber am meisten gefreut hat, war die Einstellung seiner Schützlinge. Denn die gingen auch nach Wiederanpfiff nicht vom Gaspedal herunter und spielten sich phasenweise in einen Rausch. Marco Cece nutzte den immer weiter anwachsenden Vorsprung, um auch den Spielern aus der zweiten Reihe Einsatzzeit zu schenken – und alle dankten es ihrem Trainer mit Leistung und auch Toren. Am Ende hatte lediglich Robin Dörner keinen Treffer erzielt. Dennoch verdiente sich der Kreisläufer ein Extra-Lob seines Trainers. „Robin haben wir in der zweiten Halbzeit etwas vom Kreis herausgezogen, so dass er mit etlichen schnellen Doppelpässen die Tore seiner Nebenleute vorbereitet hat.“
Als die Schlusssirene in der Murkenbachhalle ertönte, prangte ein 43:27 auf der Anzeigetafel. Während die HSG-Spieler danach das verdiente Bad in der Menge genossen, freute sich Marco Cece nach seiner taktischen Meisterleistung eher im Stillen. Seine Einschätzung zum Auftritt seiner Mannschaft lässt nun auf jeden Fall viel Raum zum Träumen: „Ich kann mich nicht erinnern, als Trainer jemals ein so gutes Spiel über komplette 60 Minuten gesehen zu haben.“
HSG Böblingen/Sindelfingen:Gsell, Rothsching (beide im Tor); Schmitt (1 Tor), Staudenmaier (1/davon 1 Siebenmeter), Bonhage (8), Heinkele (4), Spitzl (5), Tim Frommer (6), Todt (2), Seeger (8/2), Mikko Frommer (1), Lapp (1), Dörner, Raff (6/1)
Bild: So sehen Sieger aus: Die HSG Böblingen/Sindelfingen zeigte am Samstag eine bärenstarke Leistung. Bild: photostampe
Quelle: SZ/BZ-Online