Deutscher Meister m VfL-Trikot
Der 19-jährige Leichtathlet Alexander Stepanov vom VfL Sindelfingen setzte sich über 800 Meter völlig überraschend die Krone auf.
Alexander Stepanov sorgte für die Sensation des Wochenendes: Überraschend wurde der erst 19-Jährige deutscher 800-Meter-Meister bei den Aktiven. Bei seiner ersten nationalen Meisterschaft bei den Erwachsenen konnte er sich unerwartet gegen die Konkurrenz durchsetzen. Dass er nun mit der Goldmedaille und dem Meistertitel dekoriert ist, kann der Sindelfinger selbst noch gar nicht so richtig fassen.
In einem bis zur Zielgeraden offenen Rennen über die vier Hallenrunden hatte er am Ende den richtigen Riecher. „Eigentlich wollte ich auf der letzten Runde nach vorne, weil aber die anderen das Tempo so angezogen haben, dachte ich, ich laufe hinten. Ich habe aber gemerkt, ich habe noch Kraft und das Rennen könnte sich im Spurt entscheiden.“ Auf der Innenbahn ging er an vierter Position in die letzte Kurve und war zunächst von den Konkurrenten eingekesselt, die zwar vorbeisprinten hätten können, es aber aufgrund der fehlenden Kraft nicht taten. Auf der Zielgeraden tat sich für Alexander Stepanov auf der Innenbahn plötzlich die ersehnte und vielbeschworene Lücke auf und der 19-Jährige zog kaltschnäuzig durch. Mit einem schnellen Antritt war er der Konkurrenz enteilt.
„Ich habe gewartet und auf den letzten Metern alle Kräfte rausgeholt“, so der Sindelfinger über seinen Triumph. In Leipzig schlug er die versammelte deutsche Konkurrenz. „Da sind große Namen dabei und ich habe sehr viel Respekt vor ihnen, habe aber auch an mich geglaubt. Mein Glaube an Gott hat mir auch in schweren Zeiten geholfen. Vor dem Start bete ich immer zu ihm.“ Als Vierter der Meldeliste hatte sich der Sindelfinger zwar eine Medaille als Ziel gesetzt, die goldene war allerdings nicht zu erwarten.
So viele Gefühle
Wie viel Leidenschaft Stepanov für seinen Sport aufbringt, merkt man, wenn er von seinen ersten Minuten nach dem Überqueren der Ziellinie erzählt: „Es kamen so viele Gefühle hoch. Nach allem, was in den letzten Jahren passiert ist, wollte ich endlich etwas reißen. Das ist meine erste Goldmedaille überhaupt bei einem größeren Wettkampf. Ich war einfach nur sprachlos“, sagt Stepanov. In den Stunden danach explodierte das Handy vor Glückwünschen.
„In der Schule werde ich darauf angesprochen, dabei habe ich davor die deutschen Meisterschaften nicht erwähnt. Aber man kann mein Rennen komplett auf Youtube sehen“, so der 19-Jährige stolz. Anders als seine Altersgenossen und die restliche Konkurrenz geht er nämlich noch zur Schule. Während sich die anderen in Trainingslagern vorbereiten konnten, baut Alexander Stepanov an seinem Abitur. In Biologie, Sport und Mathematik stehen im April die Prüfungen an. Entsprechend trainierte der Sindelfinger im Glaspalast und der Molly-Schauffele-Halle anstatt in Südafrika.
Sein Trainingsumfeld ist etwas, was Alexander Stepanov als Stärke benennt. Schon immer, seit er mit neun Jahren mit dem Laufen anfing, wurde er von Vater Oleg Stepanov trainiert. „Es ist mein Vater, Trainer, Mentalcoach und Physiotherapeut, er kennt mich am besten, weiß, wie ich ticke und kennt sich richtig gut aus.“ Der ehemalige 800-Meter-Läufer startete sogar im russischen Nationaltrikot und hat Bestmarken vorzuweisen, die für Sohn Alexander das absolute Ziel sind. Die Hallenbestmarke seines Vaters wackelte allerdings schon zu Saisonbeginn, als der 19-Jährige mit einem schnellen Rennen im Glaspalast begeisterte.
Der Dämpfer
Dann folgte der Dämpfer bei den Baden-Württembergischen Meisterschaften. „Ich bin in der Kurve gestürzt und habe mein Handgelenk angebrochen und daraus gelernt, man soll nicht krank laufen“, sagt Stepanov, der zuvor mit einer Erkältung zu kämpfen hatte. Um bei den Deutschen Hallenmeisterschaften durchstarten zu können, legte er sogar seinen Gips ab. „Der hat mich beim Laufen behindert.“ Und auch wenn Alexander Stepanov in Leipzig erneut zu einer neuen Bestzeit laufen konnte, zur Leistung seines Vaters fehlt immer noch ein kleines Stück, genug Motivation für die nächsten Hallenrennen bleibt also.
Zu seinen Zielen der nun anstehenden Freiluftsaison schweigt Alexander Stepanov, nur gesund will er unbedingt bleiben für schnelle Rennen im Sommer. Zuerst steht sowieso das Abitur an und, wenn es mit dem Lernen klappt, vielleicht ein kleines Trainingslager in Italien an Ostern. 2024 gibt es keine internationalen Meisterschaften in der U23-Klasse. Dass er sich auch bei den Aktiven durchsetzen kann, hat der Sindelfinger aber am Wochenende unter Beweis gestellt. „Meinen Traum, eine Goldmedaille zu holen, habe ich mir erfüllt. Das macht Lust auf mehr.“
Bild: Daumen hoch: Bei Stepanov läuft es wie geschmiert. Bild. Schüttke
Quelle: Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung Online