Sindelfinger Leichtathleten.
Die Leichtathlen des VfL Sindelfingen präsentieren das „Perspektivteam Olympia“ und blicken dabei auf die eigene glorreiche Geschichte im Zeichen der Ringe.
Es war eine illustre Runde, die im Sindelfinger Glaspalast den olympischen Geist heraufbeschwörte. Mit der Präsentation des „Perspektivteams Olympia“ war es der Leichtathletik-Abteilung des VfL Sindelfingen zudem ein Anliegen, über die aktuellen Herausforderungen und die mittel- und langfristigen Ziele zu informieren.
Welcher Tag hätte für ein solches Treffen besser gepasst als der 29. Februar, der – genau wie die Olympischen Spiele – nu r im Vier-Jahres-Turnus im Kalender steht? Als „gutes Omen für Paris“ erachtete dies Anne Köhler, Geschäftsführerin des VfL Sindelfingen, die unter anderem in der Leichtathletik-Abteilung den Vereinsslogan „Die ganze Welt des Sports“ in besonderem Maße repräsentiert sieht. 40 Jahre ist es mittlerweile her, seit die gebürtige Schönaicherin Heidi-Elke Gaugel mit der deutschen 4×400-Meter-Staffel die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Los Angeles ergatterte.
Dass dies der Beginn einer olympischen Tradition werden sollte, konnte zum damaligen Zeitpunkt niemand ahnen. „Seither sind wir immer wieder mit Athleten bei Olympia vertreten, darauf sind wir stolz“, sagte Abteilungsleiter Jürgen Kohler und erinnerte an die erfolgreichen Teilnahmen von Jörg Vaihinger (Bronze 1988 in Seoul über 4×400 Meter), Sprinterin Birgit Hamann (ehemals Wolf, 1996 in Atlanta) oder zuletzt Carolina Krafzik und Constantin Preis in Tokio.
Bereit für Paris
Mit großer Vorfreude blicken diese beiden Topathleten, die bereits die Norm in ihrer Disziplin erfüllt haben, den Spielen von Paris entgegen. „Wenn man es einmal geschafft hat, will man natürlich gerne auch ein zweites Mal zu den Spielen fahren“, meinte Hürdenläufer Constantin Preis. „Die Atmosphäre im Olympischen Dorf ist einzigartig, auch das Publikum. Es lohnt sich, dran zu bleiben und weiter den olympischen Traum zu leben“, ergänzte Vereinskollegin Carolina Krafzik und blickte dabei auf die jüngeren Talente des Perspektivkaders, für die Paris noch zu früh kommt.
Solche wie Kugelstoßer Tizian Lauria (20), der die Olympiateilnahme 2028 in Los Angeles ins Visier nimmt, sich aber zuvorderst auf die Europameisterschaften im Juni in Rom fokussiert. „Die EM bietet manchen Athleten eine Riesenchance, in den Vordergrund zu rücken“, sagte Constantin Preis, „einige Topathleten nehmen die EM so kurz vor Olympia vielleicht nicht ganz so ernst.“ Wobei er sich da ausdrücklich ausnimmt. „Man muss auf die Trainingssteuerung achten“, bekräftigte Carolina Krafzik auch in Hinblick auf die dazwischen noch eingeschobenen deutschen Titelkämpfe in Braunschweig, und sie ergänzte lächelnd: „Aber dafür haben wir ja unsere Trainer.“
Diese, so Jürgen Kohler, leisten beim VfL seit Jahren wertvolle Arbeit, stecken einen Großteil ihrer Freizeit in den Sport, das Training und die Trainingsplanung. Solche wie Sebastian Marcard, Rebecca Riexinger oder Oleg Stepanov, die es nicht immer einfach haben, Beruf und Sport unter einen Hut zu bringen. „Bei uns ist Urlaub zugleich immer auch Trainingslager“, sagt der Vater von Alexander Stepanov, dem vor wenigen Tagen mit dem Gewinn des Hallen-DM-Titels im 800-Meter-Lauf ein Coup gelang. „Danach wollten viele Medien etwas von mir wissen, ich nehme das gelassen und habe mich entsprechend gefreut“, so der 19-jährige und nach seinen Zielen gefragt: „Ich muss jetzt erst einmal mein Abi machen.“
Mit einem Blick auf die Vereins- und Erfolgsrangliste des Deutschen Leichtathletik-Verbands, wo der VfL Sindelfingen im Konzert der Großen eine starke Rolle einnimmt, ist der Abteilungsleiter zwiegespalten: „Den positiven Trend der letzten Jahre wollen wir gerne weiter fortsetzen“, sagte Jürgen Kohler, „er basiert auf starker Jugendarbeit und großem ehrenamtlichen Engagement.“
Beispielhaft
Exemplarisch nennt er die Tätigkeiten von Leichtathletin Kim Bödi, die mittlerweile als Nachfolgerin von Barbara Erath Geschäftsführerin der Abteilung ist, und Dieter Locher, der sich unter anderem für die Sporttechnik und die Wettkampforganisation verantwortlich zeigt. Jürgen Kohler legte aber auch den Finger in die Wunde: „Wir wollen den Spitzensport fördern, kommen hier aber langsam an die Grenzen dessen, was wir stemmen können.“ Ohne die zum Teil seit vielen Jahren treuen Sponsoren sowie den Förderverein der Leichtathletik um Athletenmanager Bernd Koschka ließe sich vieles nicht in die Tat umsetzen. Etwa 250 000 Euro betrage derzeit das Jahresbudget, mit dem die Abteilung mit ihren 600 Mitgliedern alle notwendigen Bereiche abdeckt. „
Auf der Suche nach Unterstützung befinden wir uns in stetigem Austausch mit der Stadt und den Verbänden, hoffen mit unserem vorhandenen sportlichen Potenzial auch auf eine engere Verzahnung mit dem Olympiastützpunkt.“ In der jüngsten Vergangenheit fokussierte man sich beim VfL auf die Durchführung von regionalen Meisterschaften und Sportfesten im Glaspalast. „Auch wenn die Kosten für Hallenmiete, Kampfrichter und Technik immer wieder steigen, die Umsätze sind wichtig für die Abteilung“, sagt Dieter Locher, der seit Januar sieben Sportfeste oder Baden-Württembergische Meisterschaften nach Sindelfingen holte.
An ein großes, publikumswirksames Event wie früher beim Internationalen Sportfest (IHS) sei jedoch nicht zu denken. Dieter Locher: „Dazu müsste uns jemand eine halbe Million Euro überweisen.“
Bild: Gute Laune bei Anne Köhler (Geschäftsführerin des VfL Sindelfingen), Luise Herrmann (Hammerwurf), Emily Junginger (Mittelstrecke), Mia Jurenka (Langstrecke), Melanie Böhm (400 Meter Hürden), Lotta Mage (400 Meter Hürden, verdeckt), Rebecca Riexinger (Trainerin, verdeckt), Oleg Stepanov (Trainer), Eric Maihöfer (Kugel), Constantin Preis (400 Meter Hürden), Tizian Lauria (Kugel), Alexander Stepanov (800 Meter), Jürgen Kohler (Abteilungsleiter), Sebastian Marcard (Trainer), Carolina Krafzik (400 Meter Hürden), Lisa Sophie Hartmann (400 Meter, von links). Bild: Holzapfel
Quelle: Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung Online