Mittags sorgt Melitta Lederer für das Sportleressen.
Die Teilnehmer kommen teilweise aus Leipzig, München und Karlsruhe.
In den beiden Sindelfinger Tennishallen herrscht ein reges Treiben. Daniel Merkert spielt dem jungen Talent am anderen Ende des Platzes den Ball zu und verfolgt genau die Flugbahn nach dem erfolgten Return. „5:4 für Sepp“, sagt der Coach, wobei es sich auf die Schnelle schwer erschließt, um wen es sich bei Sepp eigentlich genau handelt. Mit der Maximalzahl von 70 Teilnehmern erfährt das Ostercamp der Tennisakademie eine – zum wiederholten Male – starke Resonanz, die acht zur Verfügung stehenden Plätze in den beiden Hallen sind komplett belegt. Zwischen zwei Trainingseinheiten, bei einem Teller Spaghetti in der Mittagspause, steht der vielbeschäftige Chefcoach für ein Gespräch zur Verfügung.
„Unsere Meli hat sich wieder viel Mühe gegeben“, sagt Daniel Merkert, der 2017 mit dem Beginn seines Trainerengagements in Sindelfingen die Feriencamps ins Leben gerufen hat. Mit „Meli“ meint er Melitta Lederer, die Inhaberin des Bistros an den Tennishallen, die im Vorfeld jeden Essenswunsch der Teilnehmer erfüllte. Der kulinarische Teil, so meint Abteilungsleiter Wolfgang Schwickert, sei eines der Alleinstellungsmerkmale der Sindelfinger Tenniscamps. „Ein anderes ist der regionale Charakter“, so Schwickert weiter, „früher ging es immer zu Camps ins Ausland, hier hat man das Trainingslager quasi vor der Tür.“ Wobei das relativ zu betrachten sei, schließlich haben sich Teilnehmer aus Leipzig, München und aus Karlsruhe angemeldet. „Wir haben halt einen guten Ruf“, meint Daniel Merkert mit einem Lächeln, „das Ganze lebt natürlich auch von einem entsprechenden Netzwerk und der Mund-zu-Mund-Propaganda.“
Über 30 Stunden, meint Daniel Merkert, habe man im Vorfeld in die Organisation des Trainingslagers gesteckt. „Die Organisation der Trainingspläne ist eine Wissenschaft für sich“, sagt Wolfgang Schwickert. In der Tat: Beim Blick auf den Zeitplan, der im Eingangsbereich der Trainingshalle hängt, merkt man schnell, dass auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen eingegangen wurde. „Manche können aus beruflichen Gründen nur an zwei Tagen trainieren, wieder andere wollen nur vormittags spielen“, erläutert Daniel Merkert, „wir sind da bei der Buchung recht flexibel.“ Am Ende werde das Ziel verfolgt, möglichst homogene Trainingsgruppen zu bilden, die jedem Teilnehmer etwas bringen.
Der Philosophie treu bleiben
„Wenn es vom Leistungsstand her passt, kann da auch mal ein Jugendlicher mit einem 50-Jährigen in einer kleinen Gruppe die Trainingswoche verbringen“, sagt Merkert. Neben dem Tennistechniktraining wird unter Leitung von VfL-Trainer Aaron Leidereiter genauso viel Wert auf das tennisspezifische Konditions- und Athletiktraining gelegt. „Insgesamt wollen wir schon unserer Philosophie treu bleiben und im Rahmen dieser Trainingswoche alle Teilnehmer ein Stück weit verbessern“, sagt Daniel Merkert. Wobei da prinzipiell kein Unterschied zwischen Profis wie Carson Branstine und Anfängern gemacht wird. „Schließlich will ja jeder dazulernen.“ Natürlich, so der Trainer, würden die insgesamt acht Trainer, darunter auch Erstligaspielerin Meggie Raidt oder der DM-Dritte Kevin Hümpfner, das Trainingspensum und die Intensität dem jeweiligen Spielniveau anpassen. „Und der Trainer schaut auch mal drüber weg, wenn einer der Älteren in einer Konditionseinheit mal einen Kaffee trinken geht“, spricht Wolfgang Schwickert aus Erfahrung.
Das von der Merkert Tennisakademie durchgeführte Tenniscamp stellt auch für die Abteilung eine „Win-Win-Situation“ dar. „Der eine oder andere Newcomer wird dann bei uns Mitglied“, sagt Wolfgang Schwickert, der derzeit mit seiner Abteilung durch anstrengende Zeiten geht. Aus mehreren Gründen: „Jetzt im April müssen die Plätze gerichtet werden. Am ersten Mai-Wochenende geht es mit über 40 Mannschaften in die neue Saison, dann ist auf unseren Plätzen quasi jede Woche etwas los“, sagt der Abteilungsleiter, „außerdem stellen wir unsere Mitgliederverwaltung aktuell auf ein neues System um.“
Hier in Sindelfingen, wo Daniel Merkert zu Jugendzeiten selbst schon gespielt hat, ehe er dann die Profilaufbahn einschlug, will er mit den Feriencamps – insgesamt fünf Stück über das Jahr verteilt – den Tennissport weiter voranbringen. „Das positive Feedback vieler gibt mir die Bestätigung, dass wir mit diesen Trainingslagern nicht so falsch liegen“, sagt er, wenngleich er die Messlatte durchaus hochlegt. „Der Leistungsgedanke ist mir wichtig, da muss dann auch ein gewisser positiver Druck vorhanden sein.“ Nur in Deutschland, so meint er aufgrund seiner Erfahrung, würde das Wort „Druck“ generell einen Negativtouch haben. Außerdem missfällt ihm, dass die Schulen derzeit drauf und dran sind, den Sport abzuschaffen. „Da kann man froh sein um jeden Verein, der Kinder in Bewegung bringt.“ In der Tennisabteilung des VfL gibt es dafür die besten Voraussetzungen – und dies auf allen Ebenen.
Bild: Jung und alt trainierten in der vergangenen Woche beim Ostercamp der Sindelfinger Tennisabteilung gemeinsam. Bild: Holzapfel.
Quelle: Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung Online