Leichtathletik: Velten Schneider löst auf den letzten Drücker die Qualifikation für die Europameisterschaft in Rom

Bestzeit um sieben Sekunden verbessert.

Der Sindelfinger startet in der italienischen Hauptstadt für Deutschland.

Velten Schneider fährt zu den Leichtathletik-Europameisterschaften in Rom. In einem furiosen Rennen am Sonntag in Brüssel pulverisierte er seine 3000-Meter-Hindernisbestleistung und unterbot die A-Norm für die Europameisterschaften. Es war die letzte Chance, der letzte Tag im Nominierungszeitraum, den der Sindelfinger für sich nutzte. Alles war auf das erstklassig besetzte Rennen beim IFAM Outdoor in Brüssel (Belgien) ausgerichtet und Velten Schneider lieferte: So schnell wie noch nie lief er Runde um Runde über die Hindernisse und hatte die Konkurrenz unter Kontrolle.

Am Ende musste er sich beim mit Abstand besten Rennen seiner Karriere nur knapp dem Briten Mark Pearce geschlagen geben. Ins Ziel lief er nach unglaublichen 8:20,94Minuten. Um fast sieben Sekunden konnte der Sportler seine bisherige Bestzeit steigern. Die EM-Norm von 8:25Minuten unterbot Schneider damit deutlich, in den letzten Rennen hatte er sich daran stets die Zähne ausgebissen. So etwa beim Läufermeeting in Karlsruhe, wo er zwar eine neue Bestleistung aufstellte, die EM-Norm aber um zwei Sekunden verpasste. Schon da war dem Sindelfinger aber klar: Die Form ist gut, die EM ist in Reichweite, zu bezwingen ist vor allem die deutsche Konkurrenz mit vielen potenziellen Normerfüllern. Nur drei Athleten des Deutschen Leichtathletikverbands (DLV) fahren im Juni nach Rom. Neben Karl Bebendorf und Frederik Ruppert hatte zuletzt Niklas Buchholz die Nase vorn, in Brüssel kam es erneut zum Duell und schnell war klar: Es wird das Rennen um das letzte EM-Ticket. Velten Schneider war zum richtigen Zeitpunkt topfit und überzeugte im direkten Duell deutlich. Mit seiner Zeit unterbot Schneider den vierten deutschen EM-Normerfüller und fährt damit sicher zu den Europameisterschaften.

Riesig war die Freude im Ziel. „Es ist eine krasse Erleichterung. Ich habe in den letzten Jahren sehr sehr hart gearbeitet und viel investiert. Und das auf die Bahn zu bringen ist ein riesiger Schritt in die richtige Richtung“, so der Sindelfinger. „Jetzt ist es geil. Ich fahre zur EM, wow!“. Schon in der kommenden Woche, am 7. Juni, starten die Europameisterschaften in Rom und laufen bis zum 12. Juni und endlich ist der Hindernisläufer des VfL Sindelfingen mit dabei. Viele Jahre hat Velten Schneider für seinen ersten Einsatz im Deutschlandtrikot bei den Aktiven trainiert. Im Jahr 2022 klappte es knapp nicht mit einer Europameisterschaftsteilnahme, weil er erst nach Ende des Nominierungszeitraums seine stärksten Leistungen zeigen konnte. Im vergangenen Jahr fehlte bei Schneider nicht viel für die Weltmeisterschaftsteilnahme. Als Vierter der Deutschen Meisterschaften hatte er aber das Nachsehen. „Ich habe sicher die letzten Jahre hart gearbeitet, aber wahrscheinlich mit zu hohen Intensitäten. Ich habe im Training zu viel gewollt. Deswegen haben diese Höhepunkte nicht so geklappt“, gibt sich der Medizinstudent selbstkritisch. In Vorbereitung auf diese Saison änderte der 24-Jährige einiges.

Er dosierte die Intensitäten und sah schnell erste Erfolge. „Das war für mich einfach ein Gamechanger. Das berühmte laktatgesteuerte Schwellentraining wird auch norwegische Methode genannt und hat für mich super funktioniert.“ Und das, obwohl es im Winter kräftig holperte. Die hohen Umfänge im Training verkraftete Velten Schneider zuerst weniger gut und bekam Achillessehnenprobleme. „Ich habe viel Aquajogging im Sindelfinger Badezentrum gemacht, wochenlang. Das war eine ziemliche Leidenszeit und man fragt sich schon, ob das für irgendwas gut ist. Auch der Anfang danach war super hart“, erinnert sich der Sindelfinger, der unter anderem Höhentrainingslager in der Schweiz und Kenia absolvierte, um schnell in Form zu kommen. Im Rehatraining sprach er auch mit Top-Läufer Richard Ringer. „Er hat mir gesagt, alles was ich an Alternativtraining mache wird sich lohnen. Ich habe die Hoffnung nicht verloren und jetzt ist es krass, wie sich das auszahlt.“

Bild: Der Sindelfinger Velten Schneider geht bei der EM in Rom für Deutschland an den Start. Bild: Schüttke

Quelle: Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung Online