Leichtathletik-DM in Braunschweig.
Gleich fünf Medaillen gingen bei den Deutschen Leichtathletikmeisterschaften an den VfL Sindelfingen. Eric Maihöfer im Kugelstoßen und Jessica-Bianca Wessolly über die 200 Meter triumphierten. Außerdem gab es Silber für Velten Schneider sowie Bronze für Tizian Lauria und Constantin Preis.
Es waren spannende Deutsche Meisterschaften in Braunschweig, schließlich ging es in vielen Disziplinen um die letzten Tickets für die Olympischen Spiele in Paris. So auch über die 200 Meter für Jessica-Bianca Wessolly. Die Ausgangslage war klar, der Deutsche Meistertitel und außerdem eine neue Bestzeit musste her, um in letzter Minute auf den Olympia-Zug aufspringen zu können. Der Qualifikationszeitraum endete nämlich am Sonntag. In Topform war die Chance Wessollys auf eine Zeit jenseits der 22,90 Sekunden da, das Wetter am Sonntag machte der Sindelfingerin aber einen Strich durch die Rechnung.
„Ich bin eigentlich eine Schönwetterläuferin und kann dieses Wetter gar nicht haben“, kommentierte Wessolly die 20 Grad und den strömenden Regen im Eintracht-Stadion. Die Sindelfingerin zeigte dennoch ein starkes Rennen „Ich kam gut aus der Kurve, die letzten Meter waren aber hart“, so die Sindelfingerin. Doch sie biss die Zähne zusammen und lief zu ihrem dritten Deutschen Meistertitel. Der Sieg war zwar souverän, mit Blick auf die Zeit konnte sich Jessica-Bianca Wessolly aber nicht so recht freuen. Gestoppt wurden 23,18 Sekunden. Nun hat Wessolly noch die Chance über einen Staffel-Platz nach Paris zu fahren.
Eine andere Ausgangslage bot sich bei Velten Schneider, der zuletzt bei der EM mit einer Finalplatzierung überzeugt hatte. Der 3.000-Meter-Hindernisläufer hat die Bestätigungsnorm schon deutlich unterboten, kämpft aber um eine bessere Rankingplatzierung, um zumindest noch theoretische Chancen auf einen Olympiastartplatz zu haben. Mit seinem starken Auftritt am Wochenende konnte er diese Restchance zumindest wahren. Gemeinsam hatte die deutsche Hindernisspitze nämlich beschlossen, vom typischen Meisterschaftsmodus abzuweichen und den Zuschauern ein schnelles Rennen zu bieten. So wechselten sich die Topathleten ab mit der Tempoarbeit. Auf dem letzten Kilometer ging Frederik Ruppert in Führung und baute seinen Vorsprung weiter aus.
Dahinter duellierten sich Velten Schneider und Niklas Buchholz. „Ich hätte wahrscheinlich mehr Mut haben können und früher davon ziehen, ich habe mich nämlich sehr gut gefühlt.“ Doch dem Sindelfinger gelang es dennoch sich abzusetzen und sich schließlich mit deutlichem Vorsprung in 8:26,79 Minuten die Silbermedaille zu sichern. „Deutscher Vizemeister ist schon sehr gut. Nun besteht noch die Minimalhoffnung auf Olympia, wenn das komplizierte Ranking ausgewertet ist. Das wäre natürlich ein Riesending“, so Schneider. Doch auch so: Nach einer schwierigen Vorbereitung hat er sich in den Deutschen Spitze etabliert.
VfL-Doppelschlag
Ein Sindelfinger Doppelschlag gelang im Kugelstoßen der Männer. Weit entfernt sind zwar die Weltspitze und damit auch die Olympiatickets, doch zumindest Deutsche Spitze sind die beiden Sindelfinger Eric Maihöfer und Tizian Lauria schon. Bei Maihöfer dauerte es bis zum fünften Durchgang, dann wachte der Kugelstoßer endlich auf, nachdem Trainingskamerad Lauria zuvor sein Wettkampfgerät auf 19,29 Meter befördert hatte, musste er nachziehen, um noch eine Medaillenchance zu wahren. Doch der fünfte Versuch saß. 19,78 Meter, endlich eine neue Bestleistung nach über drei Jahren. Aber noch viel wichtiger: Mit diesem Stoß setzte sich Maihöfer an die Spitze des Feldes und gab die Führung nicht mehr her.
Nach zahlreichen Erfolgen in der Altersklasse U23 gewann er so schon im ersten Männerjahr den Deutschen Meistertitel. „Das ist ein großer Erfolg. Ich wusste, ich bin fit und es kann für eine Medaille reichen, aber nicht gleich zum Titel“, so Maihöfer. „Entscheidend war tatsächlich dass Tizi im fünften Versuch so weit gestoßen hat. Das hat mir einen Schub gegeben.“ Auch Tizian Lauria beendete den Wettkampf erfolgreich mit Platz drei, Vizemeister wurde der Essinger Silas Ristl. Damit besetzten die Athleten von Trainer Artur Hoppe das gesamte Podium. Vierter wurde der ehemalige Sindelfinger Simon Bayer.
In einem umkämpften 400-Meter-Hürdenfinale lief Constantin Preis auf den dritten Platz. Er blieb in 49,83 Sekunden nicht weit weg von seiner Saisonbestleistung und lief in strömenden Regen mit seinem bekannten Schlussspurt noch auf den Medaillenrang.
Ganz auf das 400-Meter-Hürdenfinale verzichtet hatte Carolina Krafzik. Sie hatte im Vorlauf am sonnigen Samstag mit 55,58 Sekunden gezeigt, dass nach den Achillessehnenproblemen wieder mit ihr zu rechnen ist, schonte sich aber am Sonntag und verpasste so nach fünf Titeln in Folge den Meistertitel. Immer noch mit Rhythmusproblemen hat Melanie Böhm zu kämpfen. Sie lief im Vorlauf zur neuen Saisonbestzeit, im Finale landete sie mit 58,89 Sekunden auf Platz fünf. Lotta Mage hatte in 58,48 Sekunden als Vorlauf-Neunte denkbar knapp das Finale verpasst.
Undankbarer Vierter über die 800 Meter wurde Alexander Stepanov in 1:50,32 Minuten. Nach einem Bänderriss um Fußball-Abitur war er jedoch glücklich, überhaupt starten zu können. „Ich bin sehr zufrieden nach der Verletzung, ohne hätte es anders ausgesehen, aber das sind Erfahrungen“, so Stepanov.
Einen guten sechsten Platz mit einer neue persönliche Bestleistung von 10:03,65 Minuten gab es für Kim Bödi. Sie überzeugte im Hindernisrennen und blieb lange an der Spitzengruppe dran.
Unter seinen Erwartungen über die 1.500 Meter blieb Paul Specht, der in 3:51,12 Minuten den Finaleinzug verpasste und seine Bestleistung um mehr als zehn Sekunden verfehlte. Ebenfalls knapp am 1.500-Meter-Finale vorbei lief Nachwuchsathletin Emily Junginger in 4:29,94 Minuten, allerdings ist sie eher auf den längeren Strecken zu Hause.
Bild: VfL-Kugelstoßer Eric Maihöfer war eine Klasse für sich. Bild: Ralf Görlitz
Quelle: Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung Online